RP darf den GA Bonn übernehmen

13. Juni 2018, cbl

Dass die Rheinische Post Mediengruppe die Finger nach dem General-Anzeiger Bonn (GA) ausstreckt, hatte das JOURNAL schon Anfang des Jahres berichtet („Kaufgerüchte im Rheinland“, JOURNAL 1/18). Auf Nachfrage bei beiden Parteien gab es aber keine Antwort bzw. einen höflich abwehrenden Satz, dass die RP-Gruppe „grundsätzlich keine Auskunft zu Gerüchten um vermeintliche Käufe oder Verkäufe“ gebe.

General-Anzeiger

Ein paar Monate später ist es Gewissheit: Das Kartellamt hat zugestimmt, dass die Rheinische Post Mediengruppe die Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH übernehmen kann, zu der der Bonner General-Anzeiger gehört. Die bisher unabhängige, familiengeführte Traditionszeitung mit Regionalausgaben in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Landkreis Ahrweiler wird Teil der Düsseldorfer Gruppe, die derzeit auf Expansion setzt. Seit Anfang 2013 ist die RP-Gruppe Mehrheitsgesellschafter der Saarbrücker Zeitungsgruppe. Die Aachener Nachrichten Verlagsgesellschaft GmbH & Co.​ KG (ANV) gehört bereits seit 1996 zur Rheinische Post Mediengruppe. Über die ANV ist die Mediengruppe zu 30 Prozent am Zeitungsverlag Aachen (ZVA) beteiligt, in der Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung erscheinen (siehe dazu auch „Einheitsbrei in Aachen komplett“).

Mehr Einfluss im Rheinland

Mit dem Zukauf des Bonner GA stärkt die Gruppe nun die Geschäftsfelder Anzeigenblätter und Lokalradio und erweitert vor allem ihren Einfluss im Rheinland – was vor dem Hintergrund der Entwicklungen beim Kölner Medienhaus DuMont (siehe „DuMont: Abschied aus der ersten Liga“) noch mal an Bedeutung gewinnt.

„Wirtschaftlich starke Verlage sind wichtig, wir machen uns aber Sorge um die Medienvielfalt und die Struktur der Zeitungslandschaft in NRW“, kommentierte der DJV-Landesvorsitzende Frank Stach die Übernahme: „Wir setzen darauf, dass die Vollredaktion beim Bonner General-Anzeiger erhalten bleibt.“

Auch die Bonner Journalistenvereinigung (BJV) hatte sich in einem Brief an das Kartellamt besorgt um die Medienvielfalt in der Region geäußert. Das Augenmerk gilt vor allem der Mantelredaktion. So fürchtet die BJV, der GA könne „zu einer Lokalredaktion der Düsseldorf Rheinischen Post werden“.

Wenn die Mantelthemen künftig zum Großteil von der RP kommen und nur wenige regionale Mantelthemen vor Ort erstellt werden, hätte das nicht nur Auswirkungen auf die Bonner Tageszeitung selbst: Seit 2010 produziert der GA nach genau diesem Modell den Mantel für die Kölnische Rundschau, die verlegerisch zur DuMont-Gruppe, publizistisch aber zum Heinen-Verlag gehört. Damit Kölner Themen im Mantel nicht zu kurz kommen, arbeiten Rundschau-Redakteure vor Ort beim GA in Bonn. Wie sich diese verschachtelte Konstruktion künftig darstellen wird, bleibt abzuwarten.

Wie die meisten Tageszeitungen verliert der GA seit Jahren kontinuierlich an Auflage. Aktuell liegt sie bei knapp 65 000 Exemplaren (IVW 1/2018). Zum Verlag gehören zudem die Anzeigenblätter Schaufenster/Blickpunkt und Extrablatt und Beteiligungen an Radio Bonn/Rhein-Sieg und an der Pressefunk Nordrhein-Westfalen, der Muttergesellschaft von radio NRW./

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 3/18, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2018.