MEDIENSZENE NRW

Sparen ohne Konzept

Erneuter Stellenabbau bei der Funke Mediengruppe
20. Februar 2019, cbl

Am 7. Februar (kurz vor Drucklegung des JOURNALs) hat die Funke Mediengruppe ein neues Streichprogramm verkündet – mit einem Stellenabbau im dreistelligen Bereich und einem Sparziel in zweistelliger Millionenhöhe. In der Pressemitteilung aus Essen liest sich das sogenannte „Zukunftsprogramm Funke 2022“ allerdings wieder wie der große Schritt nach vorne.

Dabei sollen in der Berliner Zentralredaktion 22 der insgesamt 94 Redakteurinnen und Redakteure gehen. In NRW fallen bei WAZ, Westfalenpost und NRZ erneut rund 10 Prozent der Stellen weg, heißt es in gut unterrichteten Kreisen. Die fünfköpfige Redaktion der Westfalenpost in Warstein soll geschlossen werden. Die Volontärsausbildung der Medien-Akademie Ruhr wird für ein Jahr ausgesetzt. Komplett schließen will der Konzern die Essener Druckerei mit 120 Mitarbeitern und will seine Printtitel künftig komplett am Standort Hagen drucken.

„Blinde Profitgier“, wirft Frank Stach, Vorsitzender des DJV-NRW, der Mediengruppe vor. Für ihre Renditeziele setze sie wieder reihenweise Menschen auf die Straße. Der Schein trüge, dass der Bezug der neuen Firmenzentrale in Essen auch mit neuer Wertschätzung der Geschäftsführung für die Belegschaft einhergehe.

Auch Landesgeschäftsführer Volkmar Kah kritisiert die Entscheidung deutlich: „Der Konzern setzt die alte, verhängnisvolle Politik des Personalabbaus fort, die bereits hunderte Arbeitsplätze gekostet hat.“ Mit dem Fokus auf Sparmaßnahmen konterkariere Funke den eigenen Anspruch, sich im digitalen Zukunftsmarkt einen guten Platz zu sichern (siehe dazu auch die Titelgeschichte zu „User first“ „Die nächste Runde“). Damit beschädige Funke den eigenen Prozess: „Der kontinuierliche Abbau der Belegschaft und der Aufbau neuer, personalintensiver Online-Projekte schließen sich gegenseitig aus“, betont Kah.

Aus Sicht des DJV-NRW handelt Funke ohne Konzept. Auch wenn das Geschäftsfeld der Zeitungen weniger profitabel sei als früher, liege im weiteren Personalabbau keine Lösung. Funke müsse jetzt schnell die Neuausrichtung auf digitale Medien umsetzen, erklärt Kah: „Dieses Ziel kann nur mit einer ausreichenden Zahl an gut qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erreicht werden.“ Stattdessen kürze Funke weiter am Stellenplan, der schon jetzt „auf Kante genäht“ sei.

Von den Gesellschaftern und Geschäftsführern der Funke-Gruppe fordert der DJV-NRW, dass sie nun zumindest ihrer sozialen Verpflichtung gerecht werden und den angekündigten Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen vollziehen. Allerdings ist auf dem Protestblog Medienmoral schon wenige Stunden nach Bekanntgabe der Sparziele zu lesen, dass Funke keinen Sozialplan und keine Regelung zu Altersteilzeit anstrebe, sondern „individuelle Lösungen“.

Eine Meldung aus JOURNAL 1/19 – dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2019.