
Die wichtigste Aufgabe für den nächsten Landesvorstand des DJV-NRW benannte die Vorsitzende Andrea Hansen direkt zum Auftakt des Gewerkschaftstags am 10. Mai in Bonn: „unseren DJV-NRW gestalten und damit zukunftsfest machen.“ Unter den Aufgaben: ehrenamtliche Arbeit – auch mit technischer Unterstützung – immer besser organisieren und Mitglieder „noch weniger verwalten, sondern ihnen mehr begegnen“. Dafür müsse sich der DJV in NRW im ständigen Wandel der Medienwelt breiter aufstellen und Verantwortung auf viele Schultern verteilen.
Schon mittags nach den Wahlen war klar: Die wiedergewählte Landesvorsitzende kann ihre Vorhaben gemeinsam mit dem neuen Vorstand angehen. Sie werden Kraft brauchen, denn der Alltag ist aus Andrea Hansens Sicht seit einiger Zeit eine Achterbahnfahrt. Nachrichten seien „nicht nur fürs Publikum schwer verdaulich“. Medienschaffende und -nutzende bräuchten „gelebte Stabilität, nicht behauptete. Wir brauchen verantwortliches Handeln, nicht nur staatstragendes Gerede. Wo wir all’ das nicht haben, leidet die Demokratie. Und wo die Demokratie leidet, da leidet der Journalismus.“
Eine Leistung des DJV
In dieser schwierigen Gemengelage leistet der DJV gute Arbeit. Das zurückliegende „Jahr der Tarife“ war herausfordernd. Der Lohn: Abschlüsse bei Deutschlandfunk, Deutscher Welle und WDR. Dass jüngst bei Funke die Rückkehr in den Tarif besiegelt werden konnte, sei ein Erfolg der kampfbereiten Beschäftigten, aber auch „eine Leistung des DJV“, betonte Hansen und erinnerte daran, dass Streiks so etwas seien wie ein Lagerfeuer, das ein Gemeinschaftsgefühl schaffe.
Insgesamt 1 500 Streiktage verzeichnete allein der DJV-NRW 2024 – ein Dank für den Einsatz ging an die Streikenden, die Tarifkommissionen und an die Geschäftsstelle, die die Streiks organisiert und hinterher die Streikgeldanträge bearbeitet.
Und das geht aktuell weiter – unter anderem mit Verhandlungen für die Tageszeitungen. Zudem will der DJV-NRW weitere Tarifflüchtige zurückholen. Etwa das Medienhaus Lensing: Der Gewerkschaftstag forderte den Verlag energisch auf, in den Flächentarifvertrag zurückzukehren.
Arbeit an der Zukunft des Verbands
Auch über die Tarifarbeit hinaus blickte der Landesvorstand in Bonn auf ein erfolgreiches Jahr zurück: Zu dem, was nach außen wenig sichtbar ist, gehören der Rechtsschutz, die politische Lobbyarbeit und „die Arbeit am DJV der Zukunft“, wie die Landesvorsitzende es formulierte.
Auf diese Arbeit an der Zukunft verwies auch Bundesschatzmeisterin Katrin Kroemer in ihrem Grußwort. Dazu gehörten mehrere Online-Formate zum direkten Austausch mit Mitgliedern. Wichtig seien weitere Kooperationen unter Landesverbänden, weil die kleineren nicht so viel leisten könnten wie NRW und Bayern.

Zwei neue Gesichter im Vorstand
Der neue Vorstand unter Andrea Hansen startet in leicht veränderter Besetzung: Stellvertretende Vorsitzende bleiben Kristian van Bentem und Stefan Lenz. Neuer Schatzmeister ist Tobias Nehls, in der zurückliegenden Amtszeit noch Beisitzer im Landesvorstand. Er folgt auf Pascal Hesse, der aus persönlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Neue Schriftführerin ist Stefanie Tyroller. Ihre Amtsvorgängerin Andrea Donat ist nun Beisitzerin. Zweite neue Beisitzerin ist die Tageszeitungsredakteurin Laura Oswald-Jüttner. Vivien Leue und Thomas Münten bleiben Beisitzende, Arne Pöhnert war nicht mehr für den Landesvorstand angetreten. Eine kurze Vorstellung der Vorstandsmitglieder findet sich hier.
Im Amt bestätigt wurden die Rechnungsprüfer Andreas Große-Hüttmann, Theo Körner und Eberhard Wühle. Turnusgemäß standen zudem Wahlen zum Ehrengericht auf dem Programm: Hier hatten sich Friedhelm Bihn und Susanne Rüsberg-Uhrig entschieden, nicht mehr anzutreten. Der Verband dankt ihnen für ihre langjährige Arbeit. Gewählt wurden Jörg Prostka als Vorsitzender und David Rühl als sein Stellvertreter. Als Beisitzer erhielten Dr. Hajo Goertz, Andreas Große Hüttmann und Michael Kroemer die meisten Stimmen. Wilhelm Hölzer ist Ersatz-Beisitzer.
Ein anderer Wahlgang entfiel dagegen in diesem Frühjahr erstmals: Weil der Bundesverbandstag erst 2026 wieder zusammenkommt (siehe JOURNAL 4/24), werden die Delegierten im kommenden Frühjahr digital gewählt. Um für den unwahrscheinlichen Fall gewappnet zu sein, dass ein außerordentlicher Verbandstag einberufen werden muss, änderte der Gewerkschaftstag die Wahlordnung der Delegierten: Sie bleiben künftig im Amt, bis neue Delegierte bestimmt sind.
NRW muss den Lokalfunk sichern
Ein zentraler Antrag galt der Medienpolitik in Nordrhein-Westfalen: Der Gewerkschaftstag forderte den Landtag einstimmig auf, im Zuge einer Änderung des Landesmediengesetzes (LMG) dauerhaft einen flächendeckenden Lokalfunk mit wirklich lokaljournalistischen Inhalten zu sichern. Das publizistisch erfolgreiche System tut sich inzwischen mit der Vermarktung schwer und steht nach einem langen Strukturprozess unter Druck (siehe zuletzt JOURNAL 1/25). Andrea Hansen warnte: Mit einer Zusammenlegung der Verbreitungsgebiete „macht man aus dem Lokalfunk einen regionalen Rundfunk“.
Weitere Anträge befassten sich mit der Abwehr willkürlicher Sperrungen von Facebook-Konten, mit der Stärkung der Pressefreiheit und einer Initiative, um Humanitäre Visa für verfolgte Medienschaffende zu erleichtern.
Zeit für eine Ideensammlung
Weil die Wahlen dank Abstimmungstool wenig Zeit beanspruchten, blieb Zeit für eine Ideensammlung nach Art eines Townhall Meetings: Neben der Erinnerung an eine erforderliche Feinjustierung der Wahlordnung kamen Anregungen zu Themen, mit denen sich der DJV-NRW inhaltlich beschäftigen sollte. Dazu gehörte unter anderem die Frage, wie Redaktionen nach dem Gutachten des Bundesamts für Verfassungsschutz zum journalistischen Umgang mit der AfD umgehen sollten (siehe „Es geht um das Wie“). Und vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen in den USA regten Mitglieder an, die Digitale Souveränität zu stärken und Alternativen zu Software und Plattformen US-amerikanischer Tech-Konzerne aufzuzeigen sowie einen Rollback in Fragen der Diversität zu verhindern.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 2/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juli 2025.