Die Veranstaltergemeinschaft von Radio Ennepe-Ruhr darf das lokale Radioprogramm wieder aufnehmen – unter veränderten Rahmenbedingungen und mit klaren Vorgaben zur redaktionellen Ausstattung. Das hat die Medienkommission der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) in ihrer Sitzung am 19. August entschieden. Die Genehmigung soll bis Ende 2026 gelten. Bevor der Lokalsender für den Ennepe-Ruhr-Kreis wieder selbst senden kann, muss noch eine Vereinbarung zu den Gehältern getroffen werden.
Erforderlich war die neue Genehmigung, weil die alte Betriebsgesellschaft (BG) der Funke Mediengruppe 2020 den Vertrag mit der Veranstaltergemeinschaft (VG) von Radio Ennepe-Ruhr gekündigt hatte. Seit Januar 2021 hat radio NRW aus Oberhausen ein abgespecktes Lokalprogramm unter dem Namen Radio Ennepe-Ruhr gesendet. Die neue Genehmigung basiert auf einem Kooperationsmodell mit Radio Wuppertal und dessen Betriebsgesellschaft, der Pressefunk Düsseldorf.
Der DJV-NRW hatte sich für den Erhalt von Radio Ennepe-Ruhr stark gemacht und begrüßt es, wenn nach mehr als anderthalb Jahren im Ennepe-Ruhr-Kreis wieder ein lokaljournalistisches Angebot mit einer eigenen Redaktion an den Start gehen kann. Allerdings ist der nun gefundene Kompromiss für den DJV-NRW alles andere als ein „Best-Practice-Modell“, betonte Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW und stellvertretendes Mitglied in der Medienkommission der LfM: Das sei „eine Notlösung für einen einzelnen Sender in einer ganz besonderen Situation“ und weder auf andere Häuser übertragbar noch ein Modell für den parallel stattfindenden Lokalfunk-Strukturprozess (siehe auch Kasten).
Weitere weiße Flecken wären verheerend
Dabei wäre ein weiterer weißer Fleck in der NRW-Lokalfunklandschaft aus Sicht des DJV-NRW „ein verheerendes Signal für das Gesamtsystem“, sagt Kah. Der DJV hatte sich deswegen in den vergangenen Monaten auf unterschiedlichen Ebenen intensiv in die Gespräche eingebracht.
Neben der offenen Gehaltsfrage sieht der DJV-NRW auch kritisch, dass die Personaldecke zunächst dünn ist: So soll der Sender in der Startphase in enger redaktioneller Kooperation mit Radio Wuppertal arbeiten, anfangs sogar einen gemeinsamen Chefredakteur haben. Innerhalb von zwei Jahren ist eine personelle Aufstockung der Redaktion vorgesehen, wie sie die so genannte „Grüne Fibel“ empfiehlt. Dass die Medienkommission diese redaktionelle Mindestausstattung als sogenannte auflösende Bedingung in die Lizenz geschrieben hat, lobt Kah ausdrücklich als „wichtiges Signal“.
Es braucht ein Modell für das Gesamtsystem
Der DJV-NRW sieht in redaktionellen Sparmodellen allerdings keine dauerhafte Lösung – schon gar nicht, wenn man auf den Fachkräftemangel, die wirtschaftlich zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen und die abnehmende lokaljournalistische Versorgung in der Fläche schaut. „Wer guten Journalismus will, braucht ein ausreichend großes Redaktionsteam mit ausreichend guter Bezahlung“, stellte Kah klar. „Hier sind Veranstaltergemeinschaften und Betriebsgesellschaften der 44 Lokalradios gefragt, endlich zu einem Modell zu kommen, das über das Gesamtsystem hinweg eine ausreichende Ausstattung und vor allem digitale Investitionen ermöglicht.“||
Podcast Auf einer Welle
Die aktuelle Ausgabe des DJV-NRW-Podcasts „Auf einer Welle“ befasst sich mit Radio Ennepe-Ruhr. Kann so ein Kooperationsmodell eines wirtschaftlich schwachen Senders mit einem stärkere eine Option auch für andere Fälle sein? Was bedeutet das Modell für das Lokalfunk-System als Ganzes? Darüber hat Host Sascha Fobbe mit drei Gästen gesprochen: Ulrike Kaiser, vom DJV-NRW in die Medienkommission der Landesanstalt für Medien entsandt und dort Vorsitzende des Programmausschusses, Andrea Donat, Mitglied im DJV-Landesvorstand und Chefredakteurin von Radio Bochum, und DJV-NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah.
Nachzuhören unter:
Ein Beitrag aus JOURNAL 3/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2022.