Der Fels in der Brandung

Editorial
19. Februar 2018, Frank Stach, Landesvorsitzender DJV-NRW

Den viel beschworenen digitalen Wandel gibt es seit meiner Studienzeit. Damals schaffte ich mir einen IBM-Rechner an, 20 Megabyte Festplatte, bernsteinfarbener Bildschirm. Zu der Zeit tickerte in den Redaktionen noch Endlospapier aus Nadeldruckern. Seitdem hat die Technik Riesensprünge gemacht. Und wir Journalistinnen und Journalisten waren nach meinem Gefühl immer auf Ballhöhe.

Was sich verändert hat, ist der Blick der Arbeitgeber auf die Mitarbeiter. Verlagsleiter, Manager, Rundfunkbosse unterstellen oft, die Redaktionen seien nicht gut aufgestellt. Dabei haben die Oberen teils schlicht vergessen, sie technisch angemessen auszustatten. Ich als Freier weiß: Um zeitgemäß arbeiten zu können, muss ich regelmäßig investieren. Damit mein Laptop alles beherrscht – Fernsehschnitt, Formate wandeln, Bilder bearbeiten, Informationen aufbereiten, ergonomisch sein und so weiter. Wenn ich das mit den Apparaten in manchen Medienhäusern vergleiche … Mannomann, zum Gruseln.

Egal, ob in Verlagen oder Sendeanstalten, ob privat oder öffentlich-rechtlich – Auftraggeber erwarten, dass die Freien in zeitgemäße Technik investieren, zahlen aber für guten Journalismus immer schlechtere Honorare. Auch von Redakteurinnen und Redakteuren erwarten die Medienhäuser Kreativität, Aktualität und besondere Geschichten, aber die Arbeitskonditionen werden immer schlechter.

Die Folge: Zunehmend kehren die besten Köpfe dem Journalismus den Rücken. Das ist digitaler Wandel verkehrt. Eine schleichende Deprofessionalisierung der Medienbranche unterhöhlt auf Dauer die vierte Gewalt.

Der DJV stemmt sich als Fels in der Brandung gegen diese Entwicklungen. Mit Rechtsberatung, Tarifarbeit und gut aufgestellten Betriebs- und Personalräten. Mit Aktionen und lauter publizistischer Stimme gegen prekäre Arbeitsbedingungen und für die Pressefreiheit. Ohne uns läge noch viel mehr im Argen. Ohne den DJV ginge es den Journalistinnen und Journalisten in der Medienbranche noch schlechter. Das ist der Wert unserer Gewerkschaft, unseres Berufsverbands. Deshalb sollte jede Journalistin, jeder Journalist Mitglied bei uns werden.||

JOURNAL 1/18