TITELTHEMA | Macht und Verantwortung

Der Journalistentag 2024

3. Januar 2025, Corinna Blümel

Was wurde auf dem Journalistentag 2024 am 23. November in Dortmund konkret besprochen? Welche Ergebnisse lassen sich festhalten? Das ghat das JOURNAL in diesem Jahr auf neue Weise dargestellt, indem Inhalte aus den Panels und Workshops vom JoTag24 in verschiedene Beiträge eingeflossen sind.

Tragender Teil der Titelstrecke ist der Essay „Vertrauen wir dem Kompromiss“ von Andrea Hansen, in dem sie über die Rolle des Journalismus in der Gesellschaft und für die Demokratie nachdenkt. Den klassischen Veranstaltungsbericht („Der Blick nach vorne“) haben wir kurz gehalten.

Weitere Texte:

„Mit Populismus umgehen“

„Hilf uns recherchieren“

„Berichten hilft, das Leid zu verarbeiten“

„Ringen um die Reform“

Zu den weiteren Panels gehörten unter anderem  diese:

„Total lokal, total erfolgreich?“

Eine gestikulierende Frau auf einem Panel
Gabi Ludwig, Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme. | Foto: Fabian Strauch

Im Panel „Total lokal, total erfolgreich?“ mit Gabi Ludwig, der Chefredakteurin der WDR-Landesprogramme, und Tobias Korenke, dem Leiter Corporate & Public Affairs bei der Funke Mediengruppe, stießen die Positionen privat finanzierter und öffentlich-rechtlicher Medien aufeinander, erfreulicherweise ohne sich in der bekannten ritualisierten Auseinandersetzung zu verhaken.

Ein Mann und eine Frau auf einem Panel.
Tobias Korenke, dem Leiter Corporate & Public Affairs bei der Funke Mediengruppe, und Moderatorin Nicola Balkelnhol. | Foto: Fabian Strauch

Einmal mehr wurde in dem von Nicola Balkenhol moderiertem Gespräch deutlich, dass alle traditionellen Medienhäuser gleichermaßen kämpfen müssen, um unter anderem auch jüngere Zielgruppen zu erreichen. Und dass in den Versuch, das auf verschiedenen Kanälen zu realisieren, Zeit und Ressourcen gehen, die an anderer Stelle fehlen. Beide Panel­gäste betonten den Wert des Lokalen (bei Funke) beziehungsweise des Regionalen (beim WDR) für die Bürgerinnen und Bürger einerseits und für das eigene Haus andererseits. Fragen und Statements aus dem Publikum zeigten allerdings, dass feste und freie Kolleginnen und Kollegen diese Wertschätzung nicht unbedingt spüren.

 

Auf der Suche nach Lösungen: Warum wir konstruktiven Journalismus heute mehr denn je brauchen

Panel zum Konstruktiven Journalismus (v.l.): Lisa Urlbauer, Leiterin Journalistische Trainings Bonn Institute, Chris Vielhaus, Redakteur bei Perspective Daily, und Carolin Ollivier, Redaktionsleiterin ARTE-Journal. | Foto: Fabian Strauch

Lösungsorientierte Berichterstattung kann eine wichtige Rolle spielen, um Nachrichtenmüdigkeit zu verhindern, betonten (v.l.) Lisa Urlbauer, Leiterin Journalistische Trainings Bonn Institute, Chris Vielhaus, Redakteur bei Perspective Daily, und Carolin Ollivier, Redaktionsleiterin ARTE-Journal im Panel zum Konstruktiven Journalismus. Durch werthaltige Informationen und den Fokus auf Lösungen, Perspektivenvielfalt und Dialog sollen Menschen sich ermächtigt fühlen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Carolin Ollivier sprach in einem weiteren Panel mit Moderator Johannes Meyer darüber, was den europäischen Blick im Journalismus ausmacht.

 

Über journalistische Integrität: Wie viel „Ich“ darf in der Berichterstattung mitschwingen?

Eine Frau und ein Mann diskutieren auf einem Panel.
Prof. Dr. Beatrice Dernbach von der Technischen Hochschule Nürnberg Simon Ohm, und Dr. Tanev Schulz von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auf dem Panel zum Thema Haltung. | Foto: Fabian Strauch

Wie viel „Ich“ darf eigentlich in der Berichterstattung mitschwingen? Prof. Dr. Beatrice Dernbach von der Technischen Hochschule Nürnberg Simon Ohm kritisierte im Panel zum Thema „Journalistische Integrität“ den zunehmenden „Bauchnabel-“ oder „Selfiejournalismus“, nicht nur in Reportagen aus der Ich-Perspektive. Das ersetze teils die gründliche Recherche. Ihr Gegenpart Dr. Tanev Schulz von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sah zwar auch zu viel Bekenntnishaftes in heutigen Beiträgen. Aber für ihn ist Subjektivität – „sowohl die der anderen, als auch die eigene“ – ein wichtiger Teil des Journalismus. Es gehe darum, „wahrhaftig über Subjektivität zu berichten“.

 

Verantwortungsvoller KI-Einsatz: Ein Werkzeugkasten für Journalist:innen

Ein Mann steht vor vollen Zuschauerreihen nd erklärt etwas.
Kommunikationsberater Kai Heddergott. | Foto: Fabian Strauch

Volles Haus im Panel zum verantwortungsvollen KI-Einsatz: Kai Heddergott gab einen Überblick über gängige Einsatzfelder für KI im Journalismus, von unterstützenden Tools für Verschlagwortung oder Transkription über Datenjournalismus bis zum generativen Erzeugen von Texten, Bildern, Bewegtbild oder Audio. Das erfordere bestimmte Kompetenzen, etwa um klug zu prompten, aber auch mit dem Bias in Daten und Algorithmen umzugehen. Zu den Herausforderungen gehört unter anderem die Frage nach der Verantwortlichkeit bei Fehlern oder Schäden. Nicht nur in Sachen Datenschutz und Urheberrecht ist Regulierung erforderlich. Für den DJV sind auch Fragen nach der Zukunft des Berufs wichtig: Wie verändern sich Berufsbilder und welche neuen Kompetenzen sind gefragt? Wie lässt sich sicherstellen, dass KI nicht genutzt wird, um Arbeitsplätze zu vernichten, sondern um Raum für besseren Journalismus zu schaffen?

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 4/24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2024.