Maike Selting hat sich nach dem Studium als NRW Trainee bei der Landesanstalt für Medien NRW beworben. Das Programm bietet einen praxisnahen und interdisziplinären Einstieg in die Medienbranche.
JOURNAL: In welcher beruflichen Situation haben Sie das Angebot zum NRW Traineeship der Landesanstalt für Medien (LFM NRW) gesehen?
Maike Selting: Das war im Frühjahr 2024. Ich schrieb gerade meine Bachelorarbeit in Marburg, wo ich vorher schon einen Bachelor in Medienwissenschaft gemacht hatte. Ich überlegte, ob ich ein paar praktische Erfahrungen sammeln möchte oder einen Master dranhänge. Dabei bin ich auf Instagram auf eine Anzeige der LFM NRW zu diesem Angebot gestoßen, die mich direkt angesprochen hat. Ich habe mich beworben und bekam die Zusage für mein NRW Traineeship ab September 2024.

JOURNAL: Hatten Sie schon ein konkretes berufliches Ziel? Die Fächerkombination deutet eher auf Unternehmerin hin als auf Journalistin.
Selting: Meine ursprüngliche Überlegung ging in Richtung Marketing, deshalb kam nach dem Studium der Medienwissenschaft noch BWL hinzu. Ich habe mich aber kreuz und quer umgeschaut und war noch nicht festgelegt. Deshalb hat mich das Traineeship so abgeholt: Hier geht es gerade nicht um die rein journalistische Ausbildung, sondern darum, Schnittstellen-Kompetenzen zu lernen.
JOURNAL: Was war das ausschlagende Argument für die Bewerbung?
Selting: Ich wollte viele Kontakte in der Branche knüpfen können. Das hat mich angezogen – und eben auch, dass die Medienanstalt ein Rahmenprogramm stellt. Ich musste mich nicht selbst um die einzelnen Stationen kümmern.
Sprungbrett in die Medienwelt von NRW
Alle Informationen unter www.medienanstalt-nrw.de/traineeship/
JOURNAL: Wie lief das Bewerbungsverfahren ab?
Selting: Das war relativ entspannt. Über ein Online-Portal konnte man unter anderem ein Bewerbungsvideo einreichen. Das habe ich gemacht. Danach hatte ich drei Bewerbungsgespräche mit unterschiedlichen Führungskräften in der LFM NRW.
JOURNAL: Die LFM NRW macht das Matching mit den Einsatzstellen?
Selting: Ja, sie hat ein gutes Netzwerk und hat geschaut, auf welche Station ich mit meinen Interessen und Fähigkeiten gut passe. Beim Matching hat sie darauf geachtet, dass alle Trainees mal einen eher journalistischen Fokus und mal was Technisches dabeihaben – also, dass man eine große Bandbreite verschiedener Stationen durchläuft. Genau das hat mich am meisten angesprochen. Man lernt die Medienbranche besser kennen.
JOURNAL: An wie vielen Stationen waren Sie denn insgesamt?
Selting: Ich war bei drei Unternehmen. Zunächst in Bielefeld bei ams. Das ist die Betriebsgesellschaft der Lokalradiosender in Ostwestfalen-Lippe. Eine voll spannende Station! Die ams bietet den Full-On-Service von Technik bis zu Websites und Apps, damit die Lokalradioradios sich auf die journalistische Arbeit konzentrieren können. Da war ich in der Digitalabteilung und hab ein KI-Projekt begleitet. Ich habe quasi den ganzen Prozess mitbekommen, ab dem Punkt, wo die KI zum ersten Mal in den Redaktionen eingesetzt wurde, und habe auch ein paar Workshops dazu begleitet.
JOURNAL: Was kam danach?
Selting: Meine zweite Station war bei der Telekom in Bonn. Da habe ich im ganz klassischen Marketing von Magenta TV gearbeitet. Es war spannend, große Projekte begleiten zu können. Und meine letzte Station ist jetzt eine Agentur für Influencer-Marketing in Köln, „Weareerror“, da bin ich noch bis Februar. Die habe ich unter anderem beim Video Days Festival unterstützt. Das ist ein großes Influencer-Creator-Festival. Jetzt bin ich grade in der Produktion von Podcasts und verschiedenen Kampagnen eingesetzt.
JOURNAL: Wie werden Sie auf den Stationen von der LFM NRW betreut und unterstützt? Gibt es eine feste Ansprechperson?
Selting: Ja – und das finde ich richtig gut! Es gibt Theorieblöcke und Coachings bei der LFM NRW. Und wir haben jede Woche einen Call mit Miriam de Groot von der LFM NRW, in dem wir uns unter den Trainees austauschen. Da quatschen wir ganz offen, wie es so läuft. Ich schätze diese Gespräche immer sehr. Wir haben ein sehr starkes Gruppengefühl in unserem Jahrgang. Vor allem in diesen Theorieblöcken, für die wir einen Monat lang intensiv zusammen in der LFM NRW sind, ist es immer sehr produktiv und darüber sind auch Freundschaften entstanden.
JOURNAL: Was verdient man als Trainee?
Selting: Wir sind offiziell bei der LFM NRW angestellt, und die setzt uns in den anderen Unternehmen nur für eine bestimmte Zeit ein. Ich verdiene momentan 2 200 Euro brutto. Im nächsten Jahrgang, der 2026 startet, sind es ungefähr 2 400 brutto. Wenn man bedenkt, dass ich ansonsten vielleicht auch unbezahlte Praktika angenommen hätte, finde ich das Gehalt sehr ok: Ich habe für diese anderthalb Jahre einen festen Vertrag, festes Gehalt, Urlaubstage und ein kostenloses Deutschlandticket. All das schätze ich sehr.
JOURNAL: So kurz vor dem Ende des Traineeships: Welche Erwartungen haben sich erfüllt und welche eher nicht?
Selting: Die Erwartung, mein Netzwerk zu vergrößern und Kontakte zu knüpfen, hat sich zu 100 Prozent erfüllt. Ich hoffe, dass ich darauf bei der Jobsuche zugreifen kann. Was bei mir nicht ganz so eingetroffen ist wie erhofft: Mir fehlt momentan noch die Klarheit darüber, was ich nach dem Traineeship mache. Ich habe jetzt verschiedene Medienunternehmen kennengelernt – einen großen Konzern, eine Agentur, ein kleineres Unternehmen – und natürlich hat man da Präferenzen. Im Moment habe ich noch keine feste Entscheidung getroffen, in welche berufliche Richtung ich künftig gehen möchte. Ich kann mir aber das Agenturleben gut vorstellen, deshalb werde ich mich im Frühjahr mal in dem Umfeld ein bisschen umschauen – man hat ja jetzt auch ein bisschen mehr Kontakte…
JOURNAL: Wer sollte eine Bewerbung für das NRW Traineeship in Erwägung ziehen und wer besser nicht?
SELTING: Man muss auf jeden Fall Offenheit mitbringen und bedenken, dass man alle paar Monate das Unternehmen wechselt. Es ist nicht immer leicht, sich in ein neues Team einzufinden und mit den Leuten zu connecten. Diese anderthalb Jahre sind eine anstrengende Zeit. Man wechselt zwischen den Unternehmen und den eine Stationen in der LFM NRW. Das ist sehr intensiv, dessen muss man sich einfach bewusst sein. Es ist auch wichtig zu wissen, dass es keine rein journalistische Ausbildung ist. Deshalb muss man Interesse an den Schnittstellen zu den unterschiedlichen Medienberufen haben und Neugier mitbringen. Dann ist es das Richtige.
JOURNAL: Ein Nerd, der am liebsten zu Hause am Computer sitzt, sollte es besser nicht machen?
SELTING: (lacht) Nee, lieber nicht.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, veröffentlicht im Dezember 2025.