AUS- UND WEITERBILDUNG

Immer unterwegs in Richtung Zukunft

Der DJV-NRW bietet bis zu 40 Seminare im Jahr an
9. April 2020, Sascha Fobbe

Digitale Trends und soziale Netzwerke kommen und gehen, die Grenzen zwischen Mediengattungen sind längst aufgebrochen. Produktions- und Ausspielwege der Inhalte ändern sich genauso wie Redaktionsstrukturen. Sicher geglaubte Arbeitsplätze können plötzlich wegbrechen, Auftraggeber ihre Anforderungen verändern. Für Medienschaffende aller Bereiche, ob im Journalismus oder der PR, ob fest oder frei, heißen diese rasanten Entwicklungen: Wer am Ball bleiben will, muss neugierig bleiben und stetig dazulernen.

Ein Gespür für Trends

Neugier und ein gutes Gespür für kommende Trends sind deswegen auch eine wichtige Voraussetzung, um das Weiterbildungsprogramm des DJV-NRW zu gestalten. Verantwortlich dafür ist die Bildungsbeauftragte Anna von Garmissen zusammen mit Eva Alberty, Projekt- und Eventmanagerin in der Geschäftsstelle in Düsseldorf. Gemeinsam kümmern sie sich um die Weiterentwicklung des Programms und die Kommunikation mit den Mitgliedern etwa per Bildungsnewsletter. Während Eva Alberty alles Organisatorische erledigt, Kontakt mit Dozentinnen und Dozenten sowie den Teilnehmenden hält und an Seminartagen vor Ort ansprechbar ist, sucht von Garmissen neue Themen und mögliche Dozenten und Dozentinnen. Zudem ist sie Ansprechpartnerin für alle Mitglieder, die Fragen zur Weiterbildung haben.

Die neue Bildungsbeauftragte Anna von Garmissen (r.) und Eva Alberty aus der Geschäftsstelle. | Foto: Sascha Fobbe
Die neue Bildungsbeauftragte Anna von Garmissen (r.) und Eva Alberty aus der Geschäftsstelle. | Foto: Sascha Fobbe

Übernommen hat die freie Journalistin aus dem Münsterland den Job als Bildungsbeauftragte im November von ihrer Vorgängerin Bettina Blaß, die in den vergangenen Jahren zahlreiche Impulse gesetzt hatte. Neben dem journalistischen Handwerk und unternehmerischem Basiswissen hatte sie den Fokus auf den neuesten journalistischen Trends.

Gestartet ist die Bildungsarbeit des DJV-NRW 2011 mit Seminaren wie „Gekonnt bewerben mit der perfekten Bewerbungsmappe“, „Facebook, Twitter & Co.: Wie Journalisten Social Media sinnvoll nutzen“ und „Der eigene Blog mit WordPress“. Bloggen mit WordPress steht auch heute noch im Programm, dazu aktuell im ersten Halbjahr 2020 zum Beispiel Seminare zu SEO und zu Online- und Social-Media-Recht.

Dass die Geschäftsstelle einmal Veranstaltungsort für bis zu 40 Kurse pro Jahr werden würde, war nicht abzusehen, als die erste Bildungsbeauftragte Dagmar Thiel ihre Arbeit aufnahm. Sie hatte 2010 den Auftrag bekommen, Angebote zur Aus- und Weiterbildung zu sichten und zu bewerten.

Bloggen mit WordPress gehört zu den Dauerbrennern im Seminarangebot des DJV-NRW. | Foto: DJV-NRW/Udo Geisler
Bloggen mit WordPress gehört zu den Dauerbrennern im Seminarangebot des DJV-NRW. | Foto: DJV-NRW/Udo Geisler

Erfahrungswissen von Profis

Weil Weiterbildung gerade für Journalistinnen und Journalisten so immens wichtig ist, wollte und will der DJV-NRW seinen Mitgliedern ermöglichen, sich weiterzuentwickeln. Ein Angebot gerade auch für freie Journalisten und Journalistinnen mit ihren oft knapper werdenden Einkommen, erklärt der Landesvorsitzende Frank Stach. „Bei uns gibt es Erfahrungswissen von Profis, die sich auskennen. Es macht mich glücklich, dass wir das anbieten können. Als Mitglied weiß ich doch schon anhand unserer Seminare, wie nah wir als Verband am Puls der Branche sind. Was andere erst später anbieten, haben wir oft schon längst im Programm. Das zeigt unsere Zukunftsfähigkeit. Gerade deshalb gehört unser Kursangebot zum Kerngeschäft.“

Als der DJV-NRW sich die Weiterbildung auf die Fahnen schrieb, gab es zunächst keine eigenen Kursangebote. Statt dessen konnten Mitglieder auf Antrag einen Zuschuss für Seminare von Kooperationspartnern erhalten. Das wurde allerdings kaum angenommen. Dagegen hatten erst Kurse, die zusammen mit Ortsvereinen entwickelt wurden, sofort regen Zulauf. Dagmar Thiel regte daraufhin an, den Mitgliedern vermehrt eigene Seminare kostengünstig anzubieten, was der Gewerkschaftstag 2011 auch beschloss.

In der Geschäftsstelle betreute anfangs Andrea Bitterlich die Seminare, ehe 2016 Eva Alberty diesen Aufgabenbereich übernahm. „Am Anfang war ich hauptsächlich für den organisatorischen Ablauf zuständig, nach und nach habe ich mich aber auch inhaltlich eingearbeitet und ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was unsere Mitglieder sich wünschen“, erzählt Alberty.

Hilfreich sind dabei die Feedback-Bögen, die die Teilnehmenden ausfüllen. „Wir nehmen die Anregungen sehr ernst, wenn zwei oder drei Anfragen zu einem Thema kommen, überlegen wir, in welcher Form wir das anbieten können.“ Oft seien die Themen aber auch schon in Planung. „Geeignete Referenten oder Referentinnen zu finden gelingt in der Regel gut, nur manchmal müssen wir eine Idee schieben.“

Es gibt immer wieder neue Angebote, aber auch Dauerbrenner – wie das erwähnte „Bloggen mit WordPress“, aber auch „Geld verdienen mit PR“, „Akquise für Freie“ oder „Honorarverhandlungen richtig führen“. Auch die Rechtsthemen, die Christian Weihe und Dr. Constanze Berkenbrink aus dem DJV-Justiziariat anbieten, laufen gut.

Manche Veranstaltungen finden allerdings nicht den Zulauf, den sich das Bildungsteam wünscht. „Das sind eher Themen, die sich auf Änderungen im Berufsfeld beziehen, etwa zum konstruktiven Journalismus oder zum Umgang mit Fake News. Vielleicht, weil man damit nicht sofort Geld verdienen kann“, vermutet Alberty. „Themen, die uns wichtig sind, bieten wir dann zwei- oder dreimal an, dann wird die Resonanz meist besser. Auch wenn der Kurs nicht ausgebucht ist, findet er statt, weil wir als DJV das Thema wichtig finden.“ Aktuell ist das zum Beispiel der vierteilige Kurs „Prozesse und Gruppenstrukturen zielorientiert und erfolgreich leiten“, der ausschließlich Gremienmitgliedern vorbehalten und für diese kostenlos ist.

Mitglieder profitieren besonders

Wer im DJV ist, profitiert nicht nur von solchen Angeboten, sondern zahlt auch weniger als Außenstehende. Zudem sind mindestens zwei besonders attraktive Seminare pro Halbjahr an die Mitgliedschaft gebunden. Die soll sich eben auch in dieser Hinsicht lohnen. Um auch Nichtmitglieder davon zu überzeugen, dürfen diese maximal drei der sehr kostengünstigen Veranstaltungen besuchen. Weitere stehen ihnen nur offen, wenn sie in den DJV-NRW eintreten.

„Wir hatten jetzt einige Kurse, da waren 30 Prozent der Teilnehmer keine Mitglieder. Sie kommen zum Teil von weit her, aus dem Saarland oder Stuttgart. Das freut mich schon, weil es unsere Arbeit bestätigt und zeigt, dass unsere Themen im Trend sind“, sagt Alberty. Dass das Angebot passt, zeigten auch das „rundweg gute bis sehr gute Feedback“ und die Wartelisten. Das Bildungsteam versucht, gefragte Themen wieder anzubieten. Der Kurs zur DSGVO fand 2018 sogar neunmal statt – so lange, bis keiner mehr auf der Warteliste stand.

Interessierte finden das Seminarangebot auf der Homepage des DJV-NRW und im JOURNAL. Neben den DJV-eigenen Weiterbildungen verweist das JOURNAL auch auf die Angebote der Kooperationspartner, die DJV-Mitgliedern attraktive Rabatte einräumen. Besonders aufmerksamkeitsstark ist der verbandsinterne Bildungsnewsletter, mit dem der Verband seine eigenen Workshops und Seminare bewirbt. „Das funktioniert am allerbesten“, hat Anna von Garmissen festgestellt. „Einige Kurse sind sofort ausgebucht, nachdem der Newsletter raus ist“, ergänzt Alberty. Künftig will das Bildungsteam aber auch einzelne Berufsgruppen in gezielten Mailings ansprechen, wenn es ein Seminar in ihrem Bereich gibt.

Mit Anna von Garmissen arbeitet inzwischen die dritte Bildungsbeauftragte am Weiterbildungsprogramm des DJV-NRW. „Wir haben da so ein gewisses Näschen, die Richtigen anzusprechen“, meint Landesvorsitzender Frank Stach. „Anna von Garmissen kenne ich ja noch aus den Zeiten, als sie zusammen mit Matthias Daniel die Chefredaktion des journalist bildete. Sie hat sich branchenweit einen exzellenten Ruf als Kennerin der Medienbranche erschrieben. Sie fühlt den Puls des aktuellen Journalismus und ist ein großer Gewinn für uns. Übrigens war das mit den Vorgängerinnen Bettina Blaß und Dagmar Thiel genauso. Sie hatten alle diesen speziellen Nerv und wussten genau, wie die Branche tickt. So was bekommen wir als DJV-NRW natürlich mit – und so finden wir dann auch zueinander.“

Anna von Garmissen hat einige neue Ideen, will aber grundsätzlich die Arbeit ihrer Vorgängerin Bettina Blaß fortsetzen: „Ich finde toll, was sie erreicht hat. Ich möchte die Latte genauso hoch halten.“ Inhaltlich will sie künftig neben den handwerklichen verstärkt auch Seminare zu Veränderungen im Berufsfeld anbieten. Umgang mit Fake News, Presseethik oder journalistische Glaubwürdigkeit sind die Stichpunkte.

„Der aktuellen Vertrauenskrise gegenüber den etablierten Medien müssen wir etwas entgegensetzen“, sagt sie. In der Umfrage des DJV-NRW vom vergangenen Jahr, an der 1 000 Mitglieder teilnahmen, wurden auch Bildungsthemen abgefragt, die von Garmissen noch auswertet. „Ich kann schon sagen, dass die Mitglieder sich besonders im Online- und Social-Media-Bereich mehr Unterstützung wünschen. Das haben wir ohnehin im Blick. Das passt also, da sind wir auf dem richtigen Weg.“

Gremienmitglieder stärken

Auch Professionalisierung sei ein großes Thema bei den Mitgliedern, unter denen viele Freie sind. Da geht es zum Beispiel um die eigene Homepage oder Zeitmanagement, aber auch Serviceangebote für Berufseinsteiger bleiben aktuell. Wichtig sei nicht zuletzt die gewerkschaftliche Bildungsarbeit. „Wir setzen vermehrt darauf, die Gremienmitglieder zu stärken. Den Kurs ‚sicher und frei sprechen‘ kann man auch gut gebrauchen, wenn man im DJV aktiv ist.“

Verändert haben sich im Lauf der Zeit die Veranstaltungsorte und vor allem die Zahl der Seminare. 2011 gab es 14 Veranstaltungen, teils in Haus Busch, teils bei einem Partner in Köln, teils bei Ortsvereinen. Seit 2017 finden die Kurse fast ausschließlich in Düsseldorf statt, dafür wurde die Technik im Seminarraum aufgewertet. Allein im ersten Halbjahr 2020 sind es 20 Seminare.

Weil die Geschäftsstelle damit an ihre Grenzen stößt, richtet sie gerade einen zweiten, kleineren Seminarraum ein. Was der DJV-NRW dagegen nicht beheben kann, ist der knappe Parkraum im umliegenden Viertel. „Aber wenn man einen Parkplatz gefunden hat, ist der wenigstens kostenlos“, scherzt Alberty und verweist auf die gute Anbindung an den öffentlichen Nachverkehr: Die S-Bahn-Station Wehrhahn ist nur eine Station vom Hauptbahnhof entfernt, von dort sind es keine 10 Minuten zu Fuß. Zudem hält die Straßenbahn fast vor der Tür. Clevere Autoanreisende stellen den Wagen im Parkhaus am Hauptbahnhof ab und nehmen ab dort die S- oder Straßenbahn.

Vermehrt wieder in die Regionen

Künftig möchte das Bildungsteam mit dem Angebot aber auch wieder vermehrt in die Regionen gehen. Denn für Mitglieder aus dem Bonner, dem Aachener oder dem Bielefelder Raum sei die Anreise oft einfach zu weit. „Wir versuchen, Seminare zusammen mit den Ortsvereinen auf die Beine zu stellen“, erklärt von Garmissen. „Das muss keine Gremienschulung sein, da kann es auch um die Rentenversicherung oder VG Wort gehen. Wir sind offen für Vorschläge. Es ist unglaublich wertvoll für uns zu erfahren, was den Mitgliedern fehlt oder wofür sie sich interessieren.“

Zusätzlich zum Seminarraum im Erdgeschoss soll ein weiterer oben im Haus entstehen. | Foto: DJV-NRW/Udo Geisler
Zusätzlich zum Seminarraum im Erdgeschoss soll ein weiterer oben im Haus entstehen. | Foto: DJV-NRW/Udo Geisler

So ist zum Beispiel der Kurs „Bildsprache und Bildwirkung“ für Bildjournalisten entstanden, der jetzt erstmals im Programm ist. Anna von Garmissen hofft auf weitere Anregungen: „Es kann ja sein, dass es weitere Berufsgruppen gibt, die sich im Bildungsangebot noch nicht wiederfinden.“ Das Ziel bleibt, dass Mitglieder sich auf einen möglichst aktuellen Wissensstand bringen können: „Wir wollen ihnen Kompetenzen für neue Trends der Branche vermitteln, die gerade erst entstehen.“

Zur Zeit beschäftigt sich die Bildungsbeauftragte mit dem Journalismus der Dinge, bei dem Journalisten selbst Daten sammeln und diese redaktionell auswerten. „Das macht total Spaß und ist auch das Tolle bei diesem Job, dass ich nach Trends und Formaten gucke, die sich neu entwickeln“, findet Anna von Garmissen. „Ich bin nicht nur in Sachen Weiterbildung unterwegs, sondern auch in Sachen Zukunft!“||

Wegen der Pandemie sind die Präsenzseminare des DJV-NRW natürlich bis auf Weiteres eingestellt. Das Bildungsteam prüft, ob einzelne Angebote als Webinar oder E-Learning durchgeführt werden können. Die geplanten Seminare werden zu späteren Zeitpunkten nachgeholt.

Üblicherweise ist das aktuelle Programm des DJV-NRW auf der Seminarseite zu finden. Den direkten Kontakt zum Bildungsreferat gibt es per Mail.

www.djv-nrw.de/seminare-nrw
bildungsreferat@djv-nrw.de


Ein Beitrag aus JOURNAL 2/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2020.