Auch die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die rund 13 000 Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen am 12. März in Stuttgart endete ohne Ergebnis. Während die Gewerkschaften nach ersten Warnstreiks auf eine sachorientierte und zielführende Runde gehofft hatten, legte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) ein völlig unzureichendes Angebot vor.
„Ein schlechter Witz“
Bei einer Laufzeit von 30 Monaten boten die Arbeitgeber einen Gehaltstarifvertrag mit insgesamt 2,6 Prozent mehr Gehalt und 120 Euro mehr für Jungredakteure, nicht jedoch für Volontäre. Als Termine für die Erhöhung benannte der BDZV den 1. August 2018 und den 1. August 2019. Der Manteltarifvertrag sollte um ein Jahr bis Ende 2019 verlängert werden. „Das sogenannte Tarifangebot entspricht einer jährlichen Gehaltssteigerung um 1,04 Prozent – ein schlechter Witz“, erklärte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring im Anschluss an die Verhandlungen. Und nicht nur das: Zusätzlich formulierten die Verleger Voraussetzungen, unter denen sie einen Gehaltstarifvertrag abschließen würden. Gemeint war unter anderem eine Öffnungsklausel für Entgeltumwandlung.
Der DJV-Verhandlungsführer zeigte sich enttäuscht darüber, dass sich die Verleger in den Wochen seit der zweiten Tarifrunde im Februar nicht bewegt hätten. „Die Stimmung in den Redaktionen ist eindeutig“, erklärte Döhring. „Die Kolleginnen und Kollegen wollen ein schnelles Angebot und nicht von der allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt werden.“
DJV und ver.di fordern 4,5 Prozent mehr Gehalt und Honorar für die freien Mitarbeiter sowie mindestens 200 Euro mehr für Volontäre und Jungredakteure – eine maßvolle Forderung angesichts der Tatsache, dass die Gehalts- und Honorarerhöhungen für die Beschäftigten an Tageszeitungen seit sieben Jahren unter der Inflationsrate liegen.
Deutliche Empörung
Begleitet wurde die dritte Runde von ersten Warnstreiks. Neben Titeln in Baden-Württemberg und Bayern hatten die beiden Gewerkschaften neun Tageszeitungen in Ostwestfalen aufgerufen. Rund 80 Kolleginnen und Kollegen trafen sich zur zentralen Streikversammlung auf dem Jahnplatz in Bielefeld und zeigten dort sowie beim folgenden Zug durch die Innenstadt mit Trillerpfeifen und deutlichen Worten ihren Unmut über den bisherigen Verlag der Tarifverhandlungen.
Norma Langohr, Vorsitzende des Ortsvereins OWL, war mit der Teilnehmerzahl sehr zufrieden: „Es waren viele da, trotz Krankheitswelle. Das zeigt, wie empört die Zeitungskolleginnen und -kollegen über das Angebot der Arbeitgeber sind.“
Unterstützung per Videobotschaft
Der DJV-Landesvorsitzende Frank Stach, der andernorts ebenfalls in gewerkschaftlicher Mission unterwegs war, sendete zur Unterstützung eine Video-Grußbotschaft: Der Warnstreik sei absolut wichtig. Er sorge sich, welches Signal die Arbeitgeber mit derart schlechten Tarifangeboten an den Nachwuchs sendeten: „Der Zeitungsredakteur hat nur dann eine Zukunft, wenn er vernünftig bezahlt wird.“ Schon jetzt fehlten junge Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen. Deshalb begrüße er das Engagement der Streikenden: „Ihr stärkt den Journalismus!“
Zum Warnstreik aufgerufen hatten die Gewerkschaften die Beschäftigten der neun ostwestfälischen Zeitungstitel Die Glocke, Neue Westfälische, Haller Kreisblatt, Herforder Kreisblatt, Lippische Landes-Zeitung, Mindener Tageblatt, Panorama Verlags- und Werbegesellschaft mbH, Westfalen-Blatt und des Zeitungsverlags für das Hochstift Paderborn.
Die vierte Verhandlungsrunde findet voraussichtlich am 9. April in Frankfurt am Main statt. Die Gewerkschaften erwarten vom BDZV ein deutlich besseres, verhandlungswürdiges Angebot.