Tarife

Tageszeitungen: Sechste Runde ergebnislos abgebrochen

Annäherung, aber noch kein zustimmungsfähiges Angebot der Verleger
12. Juni 2018, Corinna Blümel

Die sechste Tarifrunde am 4. Juni brachte eine Annäherung, aber kein Ergebnis für die rund 13 000 Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen. In der Nacht zum 5. Juni um vier Uhr morgens erklärten DJV und dju die Tarifverhandlungen erneut für unterbrochen.

Wir lassen uns nicht abhängen.

Die vom BDZV angebotene Erhöhung sollte rückwirkend zum 1. Mai 2018 1,7 Prozent und 500 Euro Einmalzahlung (70 Euro für Volos) betragen, ein Angebot etwa auf Höhe der Teuerungsrate. Eine weitere Gehaltssteigerung in Höhe von 2,2 Prozent linearer Anhebung wurde für Januar 2019 angeboten. Das Einkommen der Jungredakteure soll nach Willen des BDZV einmalig um 120 Euro steigen, das der Volos zunächst um 90 Euro zum 1. Mai 2018, dann 2019 ebenfalls linear um 2,2 Prozent angehoben werden. Die Laufzeit für dieses Angebot liegt bei 32 Monaten. Dazu boten sie eine Manteltarifvertragsverlängerung bis Ende 2020 an.

Geballte Zuversicht strahlt Inge Ansahl vom Fachausschuss Tageszeitungen aus. | Foto: Anja Cord
Geballte Zuversicht strahlt Inge Ansahl vom Fachausschuss Tageszeitungen aus. | Foto: Anja Cord

Der Knackpunkt für die DJV-Verhandlungskommission: Für das Gros der Redakteurinnen und Redakteure bedeutet das Angebot keinen Realzuwachs – und sichert nicht mal den inflationsauslgeich. Der DJV sieht zwar „Schritte auf uns zu“, betonte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. „Echtes Aufeinander-Zugehen hätte aber weiter gehen müssen. Wir werden nun beraten, wie wir konkret weiter vorgehen.“ Mit der Verhandlungssituation und dem weiteren Vorgehen werden sich die zuständigen DJV-Gremien im Juni befassen.

Seit Ende April hatten die Kolleginnen und Kollegen Druck gemacht. Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht abhängen!“ waren Redakteurinnen und Redakteure bundesweit auf die Straße gegangen. In NRW waren Tageszeitungen im Ruhrgebiet, im Rheinland, im Sauerland und in Ostwestfalen aufgerufen.

Links: Landesgeschäftsführer Volkmar Kah (r.) spricht bei der Streikversammlung in Schwerte. Rechts: Bei der Veranstaltung in Unna am 22. Mai machten die Streikenden Station am Hellweger Anzeiger. Bild unten: Rebellische Mittagspause in Aachen. | Foto: Christian Weihe, Beate Krämer
Links: Landesgeschäftsführer Volkmar Kah (r.) spricht bei der Streikversammlung in Schwerte. Rechts: Bei der Veranstaltung in Unna am 22. Mai machten die Streikenden Station am Hellweger Anzeiger.
Bild unten: Rebellische Mittagspause in Aachen. | Foto: Christian Weihe, Beate Krämer

Es geht um den Beruf

Den Streikenden geht es dabei nicht allein um das Geld auf ihrem Konto. Es geht ihnen um den Wert journalistischer Arbeit. Seit 15 Jahren entwickeln sich Gehälter und Honorare in den Tageszeitungsredaktionen deutlich schlechter als in anderen Branchen. Die Einkommensentwicklung liegt spürbar unter der Teuerungsrate. Andere Faktoren tragen dazu bei, dass der Journalistenberuf zunehmend unattraktiv für den Nachwuchs wird: Dazu zählen die oft schlechten Arbeitsbedingungen für freie Journalistinnen und Journalisten und die Arbeitslosenquote, die mit 4,9 Prozent für „Erwerbstätige mit einem Studium der Publizistik oder Journalistik“ gemessen an anderen akademischen Berufen überdurchschnittlich hoch ausfällt.

Bei der fünften Verhandlungsrunde am 25. April hatten rund 20 junge Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland zum Auftakt vor den Vertretern des BDZV ein Manifest verlesen, in dem sie über die Situation junger Journalisten informierten – mit Minihonoraren und unbezahlten Praktika zum Einstieg, bestenfalls befristeten Stellen im Anschluss ans Volontariat.

Links: Dass der Journalismus nicht absaufen darf, machten die Streikenden am 25. Mai in OWL deutlich. Rechts: Rebellische Mittagspause in Aachen. | Fotos: Jost Wolf, DJV-Aachen
Links: Dass der Journalismus nicht absaufen darf, machten die Streikenden am 25. Mai in OWL deutlich. Rechts: Rebellische Mittagspause in Aachen. | Fotos: Jost Wolf, DJV-Aachen

„Wir sind in den Journalismus gegangen, weil wir an ihn glauben und dafür arbeiten wollen, dass er eine Zukunft hat. Man könnte sagen, es ist Leidenschaft.“ Allerdings reiche die größte Leidenschaft irgendwann nicht mehr aus: „Wenn wir keine Jobsicherheit haben, wenn wir keine Freiräume für eigene Ideen bekommen, wenn wir von Sparrunden bedroht sind und vor allem: Wenn unsere Arbeit nicht wertgeschätzt wird, auch in Form von Geld, dann gehen wir.“||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 3/18, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2018.