MEDIENSZENE NRW

Einheitsbrei in Aachen komplett

13. Juni 2018, cbl

Wieder mehr Einheitsbrei, diesmal am westlichen Zipfel von NRW: Aachener Zeitung (AZ) und Aachener Nachrichten (AN) legen die Stadtredaktionen zusammen. DJV-Landesvorsitzender Frank Stach verurteilt dies als völlig falsches Signal – gerade in Zeiten, in denen der Journalismus um Glaubwürdigkeit und Akzeptanz kämpfe: „Diese Entscheidung ist ein Desaster für die Meinungsvielfalt und die Medienlandschaft in Aachen.“

Schon länger verbandelt

Zwar soll keiner der 14 betroffenen Redakteurinnen und Redakteure den Job verlieren. Aber der DJV-NRW weiß, dass solche Maßnahmen langfristig immer mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und journalistischer Qualität einhergehen. Das zeigt auch die Geschichte von AZ und AN. Die beiden Zeitungen, die seit den 1970er Jahren wirtschaftlich verbunden sind, rückten 2003 auch inhaltlich eng zusammen: Bernd Mathieu, seit 1995 Chefredakteur der Aachener Zeitung, übernahm damals auch die Chefredaktion der Aachener Nachrichten. Zugleich begannen AZ und AN, die Lokalredaktionen zusammenzulegen und beide Titel inhaltsgleich gemeinsam zu produzieren. Verbunden war das mit einer erheblichen Ausdünnung der Redaktionen – und deutlichem Auflagenverlust.

Aachener Zeitung (AZ) und Aachener Nachrichten (AN)

Ausgenommen von dieser Mogelpackung waren bisher lediglich die Stadtredaktionen beider Titel. „Dass diese nun auch der kurzfristigen Renditeoptimierung zum Opfer fallen, zeigt, dass die Verlagsleitung nichts gelernt hat. Leser wollen keine Mogelpackungen“, erklärte der DJV-Landesvorsitzende in Sorge um die Aachener Zeitungslandschaft.

An der Aachener Zeitungsverlag GmbH, die sowohl Aachener Zeitung als auch Aachener Nachrichten herausgibt, ist mittelbar übrigens auch die Rheinische Post Mediengruppe mit 30 Prozent beteiligt. Die RP Mediengruppe hat gerade die kartellrechtliche Zustimmung erhalten, den General-Anzeiger Bonn zu übernehmen.

Hier wie dort gilt es, die Entwicklungen nicht nur bei der Medienviefalt und für die Redaktionen im Blick zu halten. Aktuell fürchtet der DJV-NRW in Bonn auch um die Zukunft der zahlreichen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihnen bricht mindestens ein großer Auftraggeber weg – „für viele existenzbedrohend“, wie Stach mahnte. Der DJV hat deswegen Beratungstermine vor Ort organisiert.

Zu dem Einschnitt in Aachen passt eine Personalie: Chefredakteur Mathieu geht Ende Juli in Ruhestand. Ihm folgt sein bisheriger Stellvertreter Thomas Thelen. Amien Idries, bislang Chef vom Dienst, wird zum 1. August Stellvertretender Chefredakteur. Mathieu selbst wird als Berater der Medien-Akademie Ruhr (MAR) in Essen für die Funke-Mediengruppe tätig sein und sich dort unter anderem um die multimediale Ausbildung der Volontäre von zwölf Tageszeitungstiteln kümmern.||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 3/18, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2018.