Deutschlandradio und Deutsche Welle (DW) sind später als der WDR in die Verhandlungen gestartet, und auch hier ging es zäh los: In den ersten Verhandlungsrunden legte die Arbeitgeberseite in beiden Häusern so niedrige Angebote vor, dass sie angesichts der Inflation für die Beschäftigten de facto Einbußen bedeuten würden.
Deutschlandradio: Einigung ist nah
Beim Deutschlandradio gab es am 2. und 6. Dezember deutliche Fortschritte. Arbeitgeber und Gewerkschaften kamen zu einem gemeinsamen Einigungsvorschlag für einen neuen Änderungs- und Vergütungstarifvertrag, der in der kommenden Runde am 10. Januar in den Details finalisiert werden soll. Bereits im Dezember soll aber der einmalige Inflationsausgleich ausgezahlt werden: 3 000 Euro für Feste und arbeitnehmerähnliche Freie, 1 000 Euro für Praktikantinnen, Praktikanten und für studentische Hilfskräfte.
Gehälter und Honorare sollen in einem Gesamtvolumen auf 2,8 Prozent steigen. Wann die Erhöhung greift – 1. Januar oder 1. April 2023 –, wird noch verhandelt. Die Laufzeit läge je nach Variante bei 21 oder 24 Monaten.
DW: Da geht mehr!
Nach dem WDR -Abschluss und der deutlichen Annäherung beim Deutschlandradio erwarten auch die Beschäftigten der Deutschen Welle Schwung für ihre Verhandlungen. Bei der zweiten Runde am 27. Oktober hatte das Haus – gestaffelt nach Einkommen und Status (fest oder frei) – Einmalzahlungen zwischen 1800 und 2000 Euro angeboten, auszahlbar in zwei Tranchen. Für Löhne und Gehälter lagen 2,8 Prozent auf dem Tisch, allerdings erst zum 1. Februar 2024. Für die Freien sollten nur die Mindesthonorare angehoben werden. Zusätzlich besteht die DW auf einer strukturellen Verschlechterung der Tarifsystematik. Nach Vorstellung des Arbeitgebers müssten Festangestellte künftig bis zu 30 Jahre arbeiten, um die letzte Stufe ihrer Vergütungsgruppe zu erreichen.
Die Gewerkschaften wehren sich gegen diese Pläne und gegen eine Benachteiligung der Freien. Vor allem fordern sie einen angemessenen, zeitnah auszuzahlenden Inflationsausgleich und – angesichts der unsicheren Wirtschaftslage – eine kurze Laufzeit. Weiter verhandelt wird bei der DW, wenn das JOURNAL gerade in Druck gegangen ist.
Auch beim ZDF steht noch im Dezember eine Verhandlungsrunde an. Ein Abschluss hier wird nicht nur das ZDF-Studio in Düsseldorf betreffen. Auch die Beschäftigten bei Phoenix in Bonn werden nach ZDF-Tarif bezahlt.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/22, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2022.