Am Stammtisch herrschte eine Stimmung wie damals beim Revierderby, als den Schalkern in der 61. Minute ein Tor gegen die Dortmunder gelang. Es war das 1:4. Die Tribünen blieben unbesorgt, sahen eher etwas amüsiert weiter zu.
Die schwarz-gelbe Sorglosigkeit war ein Fehler. Das Spiel endete 4:4. „Nehmt lieber nichts auf die leichte Schulter“, mahnte Ursula. „Stimmt“, meinte Hendrik, „es geht immer öfter um unsere Existenz. Vor allem für die Freien.“
Wer frisst unsere Jobs? „Schwindende Wertschätzung“, sagte Brigitte. „Inhalte-Raub der Plattformen im Netz“, ahnte Peter. „Ungebremster Glaube an Technik“, stöhnte Marie.
Es hätte endlos weitergehen können. Bei Funke etwa ist zwecks Personalabbau ein Fließband-Desk geplant, an dem alle Seiten sämtlicher Zeitungstitel gestaltet werden. Hunderte am Tag. Springers WELT geht über das Layout hinaus: Für jeden Artikel soll vorrangig ChatGPT eingesetzt werden. Nur wenn das Ergebnis zu dürftig ist, darf die Redaktion ran. Manches flutscht da durch: Im Business Insider erschienen Artikel von Margaux Blanchard. Dabei gibt es
die nicht. Autorin erfunden.
„Wenn etwas falsch läuft, muss man sich einmischen“, sagte Heiko. Etwa als der Kulturbeauftragte Wolfram Weimer das Gendern verbieten wollte (zumindest dort, wo öffentliche Gelder fließen), widersprach nicht nur der DJV. Weimer zog zurück. „Den Ansatz hat er von Trump“, grummelte Marie. „Der zwingt mit angedrohtem Geldentzug oder Klagen viele Medien unter seine Fuchtel“.
Besorgniserregend: Reihenweise knickten Chefs und Verleger vor dem Erpresser ein. Demnächst erklärt er wohl einen Notstand und schickt die Armee in die Redaktionen. Bis wieder positiver über ihn berichtet wird. „Kommt das bei uns auch so?“ fragte Gina besorgt. Bernd feixte bitter: „Nö. Die Koalition denkt bereits über Schutztruppen nach, für die Zeitungsboten.“||
Ein Beitrag aus JOURNAL 3/25 dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2025.