Es lief wie geschmiert am Stammtisch. Ölkännchen kreisten. Seit wir wegen Kahlschlags und Überlastung fast gar nicht mehr aus den Redaktionen herauskamen, schickten wir wenigstens unsere Roboter abends zum Kollegentreff. Die hatten ihren Spaß. „Sie dort, wir hier – so haben sich die Menschen den Roboterjournalismus bestimmt nicht vorgestellt“, schnarrte Hans. Alle kicherten, so gut es metallisch ging.
„Smalltalk am Stammtisch kriegen wir auch noch hin“, surrte die kantenreiche Sabine. „Ein Klacks“, nickte Hartmut, der sonst seitenweise Kurzberichte und Tabellen für den Lokalsport herunterspulte. Ohne Tippfehler, keine Formulierung doppelt, rund um die Uhr. „Das kriegen gestresste Journalisten gar nicht mehr hin“, brummelte Patrick. „Wir ermöglichen ihnen den Freiraum für große Recherchen. Deshalb sind wir irgendwie nicht mehr wegzudenken.“
Leise scheppernd zwängte sich Petra in die Runde, flötete öffentlich-rechtlich: „Macht mir mal ein Steckerchen frei auf der Stromleiste!“ Klar, surrten alle, „für die gebührenfinanzierte Staatspresse doch immer“. Petra rümpfte den Nasen-Sensor: „Pah, die AfD. Die wurde viel zu sehr hochgespielt. Jeder Pups ein Aufreger, statt ’ne Meldung. Roboter hätten da weniger gemacht.“
Nix AfD, der Döpfner hat Staatspresse gesagt. Sie staunte: „Der Präsident von der Gutsherrenpresse – die mit dem Stellen- und Tarifschwund?“ Jepp. Und dann hat der Döpfner auch noch gejammert, Politiker würden ARD & Co. nicht kritisieren, weil sie auf deren Wohlwollen angewiesen sind. „Der schiere Neid“, keckerte Sabine. „Die Verleger sind doch die ungekrönten Lobby-Könige. Siehe Leistungsschutzrecht. Inzwischen gehen sie schon den nächsten Schritt: selbst rein in die Regierung.“
Es war spät geworden. „Eure Chefs kommen ja wohl nicht mehr. Ich mache dicht“, sagte der Wirt. Er legte den Stromschalter um. Die Roboter sanken zusammen. Der Wirt ging heim. Als alles dunkel und ruhig war in der Kneipe, glommen kleine rote Lichterchen auf, wie Augen, schoben sich dünne Sendeantennen arbeitsam aus den Gehäusen. Und aus winzigen Lautsprechern erklang dabei: You’ll never work alone.