Wenn ich eine Erfahrung aus meinem Volontariat hervorheben müsste, dann wäre es die gemeinsame Zeit mit den anderen Volos. Mit denjenigen, die vor denselben Challenges stehen, dieselben Dinge zum ersten Mal machen, denen die Arbeit ebenso manchmal schwerfällt und die auch von Station zu Station hüpfen. Klingt pathetisch, ist aber so. Und dazu zählt insbesondere meine Zeit in der Berliner Volo-WG.
Mietfrei in Berlin
Mitten in Berlin-Steglitz, etwas abseits des Großstadt-Trubels, hat FUNKE für uns Volos eine eigene Wohnung gemietet. Seit Mai letzten Jahres kommen dort jeden Monat bis zu vier junge Journalistinnen und Journalisten gleichzeitig unter, ohne selbst Miete zahlen zu müssen. Das ist insofern praktisch, als dass für alle Volos der FUNKE-Regionalzeitungen eine einmonatige Station in der Berliner Zentralredaktion vorgesehen ist. Dort können wir uns entscheiden, ob wir lieber in das Ressort „Leben“ oder „Politik“ gehen möchten. Aus Interesse am politischen Geschehen habe ich mich für letzteres gemeldet.

Anstatt immer wieder aufs Neue separate Hotelzimmer zu buchen, steht also am Monatsanfang der Einzug in die geräumige Mietwohnung an. „Gut so“, war mein erster Gedanke, der sich im Laufe der Zeit in Berlin immer wieder bestätigt hat.
In der sieben-Zimmer-Wohnung gab es ausreichend Platz für meine Kolleginnen und Kollegen Theresa Althaus (WAZ), Jan Weber (Westfalenpost) sowie Philipp Stroetmann (Neue-Ruhr-Zeitung) und mich. Dass wir allesamt aus NRW kommen, war reiner Zufall. Genauso hätte ich mit jemandem aus Braunschweig, Erfurt und Hamburg einziehen können. Die Namen meiner Mitbewohnerinnen und Mitbewohner habe ich einige Zeit vor dem Einzug erfahren. Kurz darauf erstellten wir die WhatsApp-Gruppe „September WG“ (selbsterklärend). Nachdem wir die Hürde der Zimmerverteilung per Zufallsgenerator aus der Ferne überwinden konnten, stand meinem Aufenthalt nichts mehr im Wege.
Vom Eingang der Altbauwohnung gehen zwei Badezimmer und das größte Schlafzimmer ab, das den einzigen Balkon der Wohnung hat. Der Kaffee in der morgendlichen Sonne und der Blick auf das Steglitzer Wahrzeichen, den Bier-Pinsel, waren jedes Mal wieder schön für mich. Zum Glück habe ich bei der Zimmerverteilung das für mich richtige Los gezogen.
Gearbeitet und gefeiert
Die offene Küche, Wohn- und Esszimmer, an die die restlichen Schlafzimmer grenzen, waren der Kern unseres WG-Lebens. Hier haben wir gemeinsam an Zeilen und Teasern gebastelt, wenn jemand mal nicht weiter wusste; haben gefeiert, getanzt und an regnerischen Tagen zusammen das Heimkino angeschmissen – das alles haben wir mit einer Polaroid-Kamera festgehalten. Diskussionen über Politik, Filme, Musik und das Volo standen an der Tagesordnung, genauso wie die tägliche Bahnfahrt in die Innenstadt.
Während der Großteil der gemütlichen Inneneinrichtung von den Kolleginnen der Zentralredaktion ausgesucht wurde, konnte auch ich noch vor meinem Einzug ein paar Elemente beitragen. Gemeinsam mit Theresa bekam ich die Möglichkeit, Deko für die – damals noch leere – WG zu kaufen. Der Hintergrund unseres Kurzausflugs von Essen nach Berlin: Als Volo-Projekt haben wir einen Instagram-Kanal gegründet (@funke.volos), auf dem wir seit knapp einem Jahr spannende Einblicke aus dem Alltag der Volos aller FUNKE-Standorte teilen. Dementsprechend konnten wir auch die WG bestens für Content gebrauchen und haben in zwei Tagen etliche Videos gedreht. Wer eine Room-Tour durch unsere Wohnung sehen möchte, kann also gerne auf Instagram vorbeischauen.
In Berlin, wie in jeder Großstadt, besteht die Gefahr, schnell überfordert zu sein, gar überwältigt zu werden von den Eindrücken und sich dadurch allein zu fühlen. Das Gute: Durch die WG waren wir automatisch schon zu viert. Die Volos von der Zentralredaktion und der Morgenpost haben uns die Zeit in der Hauptstadt zusätzlich erleichtert: Wir haben fast jede Mittagspause zusammen verbracht, gemeinsam an der Spree gesessen und Kontakte fürs Leben geknüpft.
Jeweils eigene Stärken
Wer schon mal in einer WG gelebt hat, weiß, dass das Miteinander auch Arbeit bedeutet. Normalerweise groovet sich eine WG nach einiger Zeit ein, wie ich selbst während meines Studiums feststellen konnte. Bei einem Aufenthalt von nur einem Monat ist das vermutlich eher selten der Fall. Putzen, Kochen, Einkaufen: Bei diesen Dingen hat jede und jeder eigene Vorstellungen. In unserer Kurzzeit-WG haben wir das auch schnell gemerkt.
Allerdings war ebenso schnell klar, dass jede und jeder von uns andere Stärken in die Gemeinschaft einbringt – und die Arbeit sich dadurch mindestens genauso gut verteilt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Philipp geht für sein Leben gerne einkaufen.
Konflikte gab es keine, was rückblickend ziemlich beachtlich ist. Das liegt ganz einfach daran, dass wir vier vom Typ ähnlich sind: Wir alle brauchten regelmäßig Zeit für uns allein und hatten keine Hemmungen, das klar zu kommunizieren – die anderen konnten das also nachvollziehen. Und wenn mir am Abend spontan doch noch nach Gesellschaft war, wurde ich herzlich in unserem WG-Wohnzimmer empfangen.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 1/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2025.