Der WDR hat im September angekündigt, seine Programmdirektionen neu zu ordnen. Das Vorhaben steht noch unter dem Gremienvorbehalt: Der Rundfunkrat befasst sich mit Grundsätzen der Neuorganisation, der WDR-Verwaltungsrat muss sie genehmigen.
Nach den nun vorgestellten Plänen sollen die Inhalte künftig stärker auf die digitale Nutzung ausgerichtet werden. Dabei setzt der WDR auf Crossmedialität, also die konsequente Zusammenarbeit von Fernsehen, Hörfunk und Internet. Um mehr Menschen auf mehr Wegen zu erreichen, will der Sender Online-Inhalte und -Formate weiter ausbauen. Die bisherige Zuordnung von Fenseh- und Hörfunkdirektion verliert unter diesen Vorzeichen ihren Sinn. Trotzdem soll es nach Vorstellung des Hauses weiterhin zwei Programmdirektionen geben, die nach folgenden Kriterien neu geordnet werden: nach Landes- und Gemeinschaftsprogrammen, Hintergrund und Aktualität sowie nach Ausspielwegen.
Bereits jetzt werde in vielen WDR-Redaktionen erfolgreich crossmedial gearbeitet, erklärte Intendant Tom Buhrow. Diese Zusammenarbeit wolle man organisatorisch stärken und „mehr kreativen Raum für Ideen und Innovationen“ schaffen. Die Neuordnung der Programmdirektionen sei erforderlich, damit die crossmedialen Redaktionen künftig klare Strukturen und Ansprechpartner hätten. Wenn die Gremien der Neuordnung zustimmen, will der WDR im November mit der Umsetzung starten. In der ersten Projektphase sollen die bisherigen crossmedialen Leuchttürme „Wirtschaft und Verbraucher“, „Wissenschaft“ und „Sport“ aus dem Pilotstatus in den Regelbetrieb übergehen. Außerdem will der Sender unter Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Projekte entwickeln.
Dabei stellt sich mancher schon länger die Frage, ob der Sender weiterhin zwei Programmdirektionen brauchen wird. Da die Amtszeit von Fernsehdirektor Jörg Schönenborn und Hörfunkdirektorin Valerie Weber im kommenden Frühjahr ausläuft, müssten bald beide vom Rundfunkrat im Amt bestätigt werden. Dass Intendant Tom Buhrow dem Gremium in der Sitzung vom 28. September nun beide Direktoren zur Wiederwahl vorgeschlagen hat, stößt bei Beobachtern und auch Teilen der Belegschaft auf Unbehagen.
Unruhe herrscht im Haus sowieso, wegen #MeToo (siehe „Der WDR braucht einen Kulturwandel“), aber auch wegen diverser Strukturprozesse. Neben den von außen auferlegten Sparprozessen mit Personalabbau stehen viele im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel, den Buhrow bei seinem Amtsantritt 2013 angestoßen hatte. Dazu gehört neben den erwähnten Leuchttürmen unter anderem die Entscheidung, die aktuelle Berichterstattung in einem crossmedialen Medienhaus in Köln zu bündeln. Für die Zeit bis zur Fertigstellung (2023) wird ein Interims-Newsroom eingerichtet, der im kommenden Jahr an den Start gehen soll.||
Eine Meldung aus JOURNAL 5/18 – dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Oktober 2018.