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Abschluss beim WDR

Einigung in der achten Verhandlungsrunde
14. Februar 2020, red.

Am 16. Dezember haben Arbeitgeber und Gewerkschaften sich nach einem langwierigen und zähen Verhandlungsmarathon geeinigt – auf mehr Geld für Feste, Freie und Azubis, auf höhere Einmalzahlungen und einen zusätzlichen Zuschuss für selbst finanzierten Urlaub. Speziell für Freie gibt es mehr Geld für den Härtefonds und mehr Schulungsgeld (Details zu den wesentlichen Verhandlungsergebnissen siehe unten). Möglich war dies, weil die Beschäftigten der Verhandlungskommission mit ihren Aktionen und Streiks den Rücken gestärkt hatten.

Die hohe Streikbereitschaft (hier am 18. September in Köln) hat der WDR-Tarifkommission den Rücken gestärkt. | Foto: Corinna Blümel
Die hohe Streikbereitschaft (hier am 18. September in Köln) hat der WDR-Tarifkommission den Rücken gestärkt. | Foto: Corinna Blümel

Es ist deutlich zu spüren, dass der WDR bei Tarifverhandlungen härtere Bandagen anlegt. Vor allem an den mehr als 2 000 Freien wollte der Sender erneut sparen, wie er sie schon wiederholt systematisch schlechter stellen wollte als die Festangestellten. Nach wie vor hält die Geschäftsleitung die WDR-Honorare für hoch genug. Der DJV-NRW ist froh, dass er einiges für die Freien erreichen konnte. Die angestrebte Steigerung der Effektivhonorare war am Ende aber nicht durchzusetzen. Damit bei Freien trotzdem mehr Honorar ankommt, haben die Gewerkschaften diesmal drei Einmalzahlungen erstritten. Das Thema Effektivhonorare gibt der DJV-NRW damit aber nicht auf. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Gewerkschaften und WDR soll sich bis zu den nächsten Verhandlungen unter anderem mit effektiven Honorarerhöhungen auseinandersetzen.

Plus 6,75 Prozent bei Gehalt …

Die wichtigsten Details zum Abschluss: Die Gehälter der Festangestellten steigen rückwirkend ab 1. April 2019 jährlich um 2,25 Prozent. Bis zum 31. März 2022 sind das insgesamt 6,75 Prozent. Auszubildende erhalten rückwirkend zum 1. April 2019 monatlich 50 Euro mehr, gefolgt von weiteren Erhöhungen um jeweils 50 Euro am 1. April 2020 und 2021.

Gerungen wurde unter anderem um den besondere Steigerungsbetrag für Feste. Er bleibt für die bereits Beschäftigten erhalten. Für künftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entfällt er seit 1. Januar 2020. Der Bestandsschutz gilt für alle, die schon einen Arbeitsvertrag mit dem WDR hatten – auch für Kolleginnen und Kollegen mit Fristverträgen. Die Stufenspreizung von zwei auf drei Jahre konnten die Gewerkschaften abwenden.

… und Honorar

Auch die Honorare der Freien steigen um insgesamt 6,75 Prozent: 4,5 Prozent zum 1. Februar 2020 und weitere 2,25 zum 1. April 2021. Für bestimmte Kennziffern (längere Formate) steigen die Honorare zum 1. April 2020 und 1. April 2021 zusätzlich um jeweils 1 Prozent. Erstritten wurden zudem – gerade für die Freien – erfreulich hohe Einmalzahlungen. Sie erhalten insgesamt 1 900 Euro, die sich auf drei Tranchen verteilen: Im Januar 2020 gibt es 900 Euro, im Juni 2020 600 Euro und im April 2021 400 Euro.

Die Einmalzahlung für die Festangestellten lag für 2019 bei 900 Euro (Auszahlung Ende Dezember), im nächsten Jahr gibt es 300 Euro (Auszahlung im Juni 2020), zusammengerechnet also 1 200 Euro. Volontäre, Auszubildende und Trainees bekommen Ende Dezember eine Einmalzahlung von 360 Euro und im Juni 2020 von 120 Euro, insgesamt also 480 Euro.

Als zusätzliche Komponente können die Arbeitnehmer des WDR fünf Tage selbst finanzierten Zusatzurlaub nehmen. Der WDR beteiligt sich daran mit 30 Prozent.
Auch für die Freien wurden zwei weitere wichtige Punkte verhandelt. So setzten die Gewerkschaften durch, dass der Härtefallfonds für Freie bis zum 31. März 2022 fortgeführt und um 70 000 Euro auf insgesamt 200 000 Euro aufgestockt wird. Zudem wird das Schulungsgeld für Freie auf 60 Euro erhöht.

Nachdem die Einigung erzielt ist, wollen die Gewerkschaften auch einer anderen Regelung zustimmen, die seit Anfang 2019 verhandelt worden war. Dabei soll – befristet auf ein Jahr und nur für die Programmbereiche Wirtschaft, Wissen und Verbraucher sowie die Programmgruppe Sport – testweise ein Abschlagsmodell für Honorare bei crossmedialen Mehrfachbeauftragungen eingeführt werden. Es ersetzt die materiell wesentlich schlechtere Regelung, die der WDR seinerzeit einseitig eingeführt und dann zeitlich befristet wieder ausgesetzt hatte. Dieses schlechtere Modell ist nun endgültig vom Tisch. Als zeitlich befristeter Versuch legt das neue Abschlagsmodell erst mal nichts für die Zukunft fest. Dafür können die Gewerkschaften über eine Clearingstelle Einfluss nehmen.||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2020.