In der Türkei ist ein Journalist der Deutschen Welle (DW) zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden: Der Koordinator der türkischsprachigen Redaktion in Istanbul, Bülent Mumay, bekam in erster Instanz eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Als Begründung erklärte das Gericht, Mumay habe 2020 mit einer Nachricht über seinen Twitter-Account gegen eine gerichtlich angeordnete Informationssperre verstoßen.
Hintergrund ist, der DW zufolge, ein Streit mit einem regierungsnahen türkischen Bauunternehmen, das die Informationssperre gegen eine kritische Berichterstattung erwirkt hatte, Trotzdem habe Mumay im Juli 2020 darüber getwittert und die Missstände rund um das Bauunternehmen öffentlich gemacht. Das Thema sei auch in vielen anderen Medien aufgegriffen worden.
Die DW kündigte Berufung gegen das Urteil an. Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge bezeichnete die Gerichtsentscheidung als Versuch, einen unabhängigen Journalisten zum Schweigen zu bringen. Kritischer und unabhängiger Journalismus solle in der Türkei mundtot gemacht werden. „Das ist in höchstem Maße besorgniserregend.“