
Seit November 2024 hat der ehemalige Landesvorsitzende Frank Stach ein neues Amt: Er leitet den Unterstützungsverein des DJV-NRW als Vorsitzender (siehe JOURNAL 4/24). Das JOURNAL hat mit ihm über seine Motivation und seine Pläne gesprochen.
JOURNAL: Was hat den Ausschlag gegeben, für den Vorsitz des Unterstützungsverein anzutreten?
Frank Stach: Zu helfen ist mir grundsätzlich ein Anliegen. Ich arbeite schon länger im Härtefallfonds des WDR mit, der 2015 auf Betreiben der Gewerkschaften eingerichtet wurde. Er ist dazu da, freien Mitarbeitenden in Notlagen zu helfen, und wenn sie aus welchen Gründen auch immer durch den Rost des weitmaschigen Bestandsschutztarifvertrages fallen. Die Kommission beim WDR muss natürlich auch die Arbeitgeberinteressen im Blick haben. Das gefällt mir.
Ein weiterer wichtiger Grund: Ich möchte mich natürlich weiterhin im DJV einbringen.
JOURNAL: Was prägt für Dich den U-Verein, wie wir den Unterstützungsverein meist nennen?
Stach: Der U-Verein ist dem Gemeinwohl verpflichtet, die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt anerkannt. Er ist eine eigenständige Organisation, aber er gehört mit seinem Solidaritätsgedanken quasi zur DNA des DJV in Nordrhein-Westfalen. Er wurde 1960 mit einem klaren Ziel gegründet, Journalistinnen und Journalisten oder auch ihren Angehörigen in finanziellen Notlagen unbürokratisch zu helfen. In diesen 65 Jahren hat der U-Verein Hunderte Kolleginnen und Kollegen unterstützt.
Der U-Verein
JOURNAL: Wie oft leistet Ihr solche Nothilfe?
Stach: Jedes Jahr helfen wir in etwa in 10 bis 15 Fällen mit regelmäßigen Spenden. Hinzu kommen einige Einmalhilfen.
JOURNAL: Welches Gremium entscheidet über die Anträge?
Stach: Das macht der Vorstand: ich als neuer Vorsitzender, mein Stellvertreter Helmut Dahlmann und der Schatzmeister Christian Herrendorf entscheiden gemeinsam über die Spenden. Vorher sprechen wir intensiv mit den Betroffenen. Das sind durchaus herausfordernde Gespräche, die wir einerseits mit großer Empathie führen wollen. Aber andererseits müssen wir ja auch abklopfen, ob es eine echte Notlage gibt. Ob nicht doch noch finanzielle Mittel außerhalb der Reihe vorhanden sind. Denn wir wollen ja sichergehen, dass die Spenden wirklich sinnvoll ausgegeben werden.
JOURNAL: Aus welchen Gründen geraten Menschen in Not?
Stach: Dafür gibt es sehr unterschiedliche Gründe. Wenn wir auf die Zeit nach dem Renteneintritt schauen, haben manche einfach nicht genügend Rücklagen bilden können. Bei Jüngeren kann zum Beispiel eine schwere Erkrankung oder ein Unfall dazu führen, dass sie längere Zeit oder sogar dauerhaft nicht mehr arbeiten können. Wir hatten ja zum Beispiel die Flut im Ahrtal, bei der Einzelne in den Fluten alles verloren haben. Oder es gab Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen ihrer Arbeit, etwa bei Auslandsreportagen, traumatisierende Erfahrungen gemacht haben.
JOURNAL: Welche Rolle spielt die Lage der Freien, die ja einfach weniger abgesichert sind?
Stach: Solche Fälle landen natürlich auch beim U-Verein. Wenn Verlage oder Sender auf die Einsparbremse treten, brechen Freien plötzlich die Aufträge weg. Oder Auftraggeber sind nicht willens oder in der Lage, die geleistete Arbeit zu vergüten. Wenn es dabei nicht um einen einzelnen Text geht, sondern viele Beiträge aus einem größeren Projekt oder um eine aufwendige Bewegtbildproduktion, kann das exitenzbedrohend sein.
JOURNAL: Was genau kann der U-Verein in solchen Fällen leisten?
Stach: Die Bandbreite unserer Hilfen ist groß: Wenn es sich um eine vorübergehende Finanzklemme handelt, kann ein einmaliger Zuschuss oder ein zinsloses Darlehn helfen, das dann über einen längeren Zeitraum zurückgezahlt wird. Aber einige Menschen erhalten auch regelmäßige Sommer- und Winterspenden, um die schmale Rente ein wenig aufzubessern.
JOURNAL: Welche Mittel hat der U-Verein?
Stach: Wir haben schon ein ordentliches Polster: Früher wurden ja landauf, landab Pressebälle veranstaltet. Die dort eingesammelten Gelder gingen entweder direkt an den U-Verein oder an örtliche Unterstützungsvereine. Einige von denen haben sich inzwischen aufgelöst und ihr Guthaben an den U-Verein des Landesverbands übertragen. Zuletzt war das der örtliche Unterstützungsverein aus Düsseldorf. Ich könnte mir vorstellen, dass auch andere lokale Unterstützungsvereine sich dazu entschließen, wenn es zum Beispiel schwierig wird, neue Vorstandsmitglieder zu finden. Das ist schon eine ordentliche Hausmarke, die sich über die Zeit aufgebaut hat. Wir können also noch viele Jahre helfen. Trotzdem freuen wir uns weiterhin über Spenden und vor allem über neue Mitglieder.
JOURNAL: Gibt es etwas, was sich im U-Verein ändern sollte?
Stach: Die bisherigen Vorstände, früher unter dem Vorsitzenden Sven Haman oder zuletzt unter meinem Vorgänger Klaus Johann, haben hervorragende Arbeit gemacht. Und ein Teil der Kolleginnen und Kollegen arbeitet ja weiter im Vorstand mit. Neben den erwähnten Kollegen Dahlmann und Herrendorf sind das die beiden Beisitzerinnen Ulla Posny und Petra Grünendahl. Auf diese Erfahrung kann ich stützen.
Das Einzige, worüber ich nachdenke: Ob wir statt der Pressebälle eine zeitgemäße Charity-Tradition schaffen können, mit der wir Geld sammeln, aber auch Journalistinnen und Journalisten mit der Gesellschaft verknüpfen und in Austausch bringen können. Wer also bei uns im Land eine schöne Idee hat, immer her damit. Der Vorstand ist offen für neue Ansätze. ||
Ein Beitrag aus JOURNAL 1/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2025.