
„Ohne Tarif geht alles schief“ stand im vergangenen Jahr (nicht nur) bei den Funke-Demos auf den Plakaten der Kolleginnen und Kollegen. Eine Erkenntnis, die sich übrigens europaweit auch außerhalb der Gewerkschaftsbubble durchgesetzt hat. 80 Prozent Tarifbindung hat die EU als Zielmarke ausgerufen. Davon ist Deutschland – und ist unsere Branche erst recht – weit entfernt. Gerade einmal jede und jeder zweite Beschäftigte hat hierzulande einen Tarifvertrag. Das bedeutet nur Platz 18
im europäischen Ranking.
Im Branchenvergleich ganz weit vorne ist mit diesem Abschluss der Essener Funke-Konzern. 100 Prozent Tarifbindung für alle Redakteurinnen und Redakteure im Unternehmen. Für die, die bis 2022 dem Flächentarifvertrag unterlagen gilt der ab sofort wieder uneingeschränkt. Und für alle, die bisher einzeln verhandeln mussten, gelten mit Abschluss des Haustarifvertrages ebenfalls einheitliche und deutlich bessere Bedingungen. Genauso für alle, die neu hinzukommen.
Ja, dafür hat die Belegschaft Kompromisse gemacht. Sechs Prozent spart der Konzern theoretisch gegenüber der Fläche auf ein Arbeitsleben gesehen. Aber dagegen stehen deutlich bessere Bedingungen für junge Kolleginnen und Kollegen in den ersten Berufsjahren sowie Tarifgehälter für alle, die bisher einzelvertraglich deutlich weniger bekamen. Argumente, die Funke im Wettstreit um die besten Köpfe einen echten Vorteil verschaffen werden.
So, lieber BDZV, könnte auch ein Modell für die Fläche aussehen: In den ersten Jahren mehr, langfristig wird das kompensiert. Und: Wir bekommen alle Beschäftigten wieder in die Tarifbindung – zu 100 Prozent. Aber genau das wollen die BDZV-Verhandler in der aktuellen Flächentarifrunde ja nicht. Ihnen geht es nicht um langfristige Linien, sondern nur um kurzfristige Renditen. Das geht am Ende nach hinten los – für alle Beteiligten./
Eine Meldung aus JOURNAL 1/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2025.