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Es braucht mehr Transparenz

Ein Kommentar zur Reform der VG Wort
24. Juli 2025, Kristian van Bemtem

Beim Geld hört der Spaß für viele bekanntlich auf. Aber die aufgeladene, teils aggressive Stimmung während der Mitgliederversammlung der VG Wort, bei der über die METIS-Reform entschieden wurde, war befremdlich. Despektierliche Kommentare zu kritischen Nachfragen oder über Lyriktexte waren unschöne Begleiterscheinungen der Reform, die grundsätzlich nötig war, die aber Irritationen und Befürchtungen hinterlässt – vor allem zur neuen Verbreitungsausschüttung.

Ein Mann in einem blauen T-Shirt lächelt in die Kamera.
Kristian van Bentem
ist Betriebsratsvorsitzender der Westfälischen Nachrichten in Münster und stellvertretender Vorsitzender des DJV-NRW. | Foto: Udo Geisler

Inakzeptabel ist die mangelhafte Transparenz der VG Wort und der mit der Entwicklung der Reform beauftragten AG METIS. Unnötig die Kurzfristigkeit, mit der die Entscheidung trotz vieler offener Fragen durchgepeitscht wurde. Viel zu spät rückte man unter Verweis auf Vertraulichkeit mit den Reformplänen heraus, viel zu zögerlich und unzureichend wurden Fragen aus dem DJV-NRW beantwortet.

Weder wollte die VG Wort Methode und Fragen der Studie offenlegen, die ein geändertes Kopierverhalten belegen und die Abschaffung der Sonderausschüttung begründen soll. Noch konnte sie plausibel darlegen, warum die Verbreitungsausschüttung die Kopierwahrscheinlichkeit von Texten auf Websites ohne Zählpixel besser nachweist. Und auch für die Aussage, gut 80 Prozent der Verlage nutzten inzwischen Pixel für die Zugriffsausschüttung (deshalb nur 20 Prozent aus dem Gesamttopf für die Verbreitungsausschüttung), fehlen Belege.

Der DJV-NRW hatte mehrfach um Vergleichsrechnungen zu den Auswirkungen gebeten – vergeblich. Dabei hätten sie mehr Klarheit bringen können. Stattdessen bleibt vieles, was die Initiatoren angepriesen haben, spekulativ. Was feststeht: Der gänzliche Wegfall der Meldemöglichkeit für ältere unverpixelte Texte wird sich für nicht wenige Journalistinnen und Journalisten negativ auswirken.

Ein Geschmäckle hinterlässt vor allem die künftige Kappungsgrenze von 0,1 Prozent des Gesamttopfes für Onlinetexte. Die Befürchtung: Einzelne Wahrnehmungsberechtigte könnten sich aus dem Topf für die Verbreitungsausschüttung Tantiemen in üppiger fünfstelliger Höhe für ein Jahr verschaffen (zuletzt knapp vierstellig) – zu Lasten vieler anderer. Eine plausible Rechtfertigung dafür ist die VG Wort schuldig geblieben.

Eine Verschiebung der Reform, wie vom DJV-NRW schon im Vorfeld der Versammlung gefordert, hätte Zeit zur Klärung offener Fragen gegeben. Nun ist sie verabschiedet. Bleibt zu hoffen, dass die Wette der VG Wort und der AG METIS auf höhere Tantiemen für die allermeisten aufgeht. Den Kolleginnen und Kollegen wäre es zu wünschen.||

Mehr zur Reform bei der VG Wort unter „Licht und Schatten. VG Wort: Was die Reform mit sich bringt“.

Ein Beitrag aus JOURNAL 2/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juli 2025.