In diesen Monaten endet meine Zeit als Schülerin der RTL Journalistenschule. Ich habe unglaubliche Geschichten erfahren, gedreht und erzählt, aber vor allem – selbst erlebt.
Schon vor meiner Ausbildung habe ich bei RTL gearbeitet, erst als Praktikantin, dann als Rechercheurin. Dabei stand ich aber auch immer wieder vor verschlossenen Türen. Ohne Volontariat öffnete sich kaum eine. Mit dem ersten Tag an der Journalistenschule öffneten sich alle.
Neben den Praxisstationen gibt es während der zweijährigen Ausbildung immer wieder Schulblöcke. Insgesamt sind es etwa sechs Monate Theorie. Schreibwerkstatt, Reporter- und Moderationstraining, sensible Berichterstattung oder konstruktiver Journalismus, unterrichtet von Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten deutschen Medienwelt. Es gibt heute kein Genre mehr, auf das ich mich nicht vorbereitet fühle.
Und dann ist da noch das Learning by Doing: In den letzten zwei Jahren habe ich Beiträge für die großen RTL-Sendungen produziert – Punkt 6 und Punkt 12, Exclusiv und Explosiv, RTL Aktuell und Nachtjournal…
Die RTL Journalistenschule
Die spannendste Tür, die sich für mich öffnete, war die zum investigativen Journalismus. Ich durfte mit dem Team Wallraff undercover recherchieren, mit versteckter Kamera Missstände aufdecken. Unter anderem habe ich bei Burger King die (in Wahrheit nicht ganz so veganen) „veganen Buletten“ gewendet.
Die ausführliche Einarbeitung in die investigative Arbeit und vor allem in die Arbeit der Undercover-Recherche ist fester Bestandteil des Schulblocks. In Seminaren lernten wir von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, wie man (natürlich legal) geheime Dokumente recherchiert und Adressen oder Handynummern herausfindet. Aber auch, wo Kameras versteckt sein können und wie man sie einsetzt.
Regeln, Rechte und Grenzen
Außerdem haben uns Medienrechtler erklärt, welche Rechte wir als Undercover-Reporter haben und an welche Regeln wir uns halten müssen. Dafür haben wir vor allem gelernt, ein Gespür für das öffentliche Interesse zu bekommen, denn dieses ist zwingend notwendig, um mit verstecktem Equipment drehen zu dürfen. Es gibt einen festen, mehrstufigen Rechercheplan, an den sich die Redaktion halten muss. Der Undercover-Einsatz kommt dabei erst an allerletzter Stelle. Erst wenn ein übergeordnetes öffentliches Interesse gerichtsfest nachgewiesen ist, darf also verdeckt gefilmt werden.
Mir war die Theorie nicht genug, also habe ich eine Praxisstation beim investigativen Format „Team Wallraff“ absolviert. Nach intensiver Vorrecherche, Gesprächen mit Informantinnen und einer letzten Undercover-Schulung für mich allein war ich auf alles vorbereitet. Bei Undercover-Recherchen wird nichts dem Zufall überlassen. Ich wusste genau, was ich darf und was nicht – zum Beispiel habe ich nie unter falschem Namen recherchiert, denn auch bei der Undercover-Arbeit darf man keine Dokumente wie Ausweise fälschen. Außerdem war ich auf alle Szenarien vorbereitet und wusste, was zu tun ist, wenn ich auffliege.
Und dann kam der spannende Teil. Ich habe mich beworben, vorgestellt und den Job bekommen, unter anderem als Küchenhilfe bei Burger King. Ich tauchte also ein, in ein Rollenspiel und einen neuen Job. Neben der Einarbeitung, den vielen Eindrücken und den neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen versuchte ich, mein Rechercheziel nicht aus den Augen zu verlieren, Missstände mit der versteckten Kamera einzufangen und dabei immer meine Rolle zu wahren – das verlangte mir einiges ab. Unterstützt wurde ich dabei von einem Team im Hintergrund, das immer in der Nähe und auf Kurzwahl war.
Alles im öffentlichen Interesse
Ich war überrascht, wie schnell ich Teil des neuen Arbeitsumfelds wurde und wie offen sich die Missstände zeigten. Diese Bilder entsprachen dem öffentlichen Interesse, das wurde mir schnell klar. Erst dann habe ich mit versteckter Kamera gedreht und die Missstände dokumentiert. Wenn der Undercover-Arbeitstag vorbei ist, fängt die Arbeit als Journalistin erst richtig an: Mit acht Stunden Videomaterial saß ich jeden Abend da. Wann ist was passiert? Wann wurde einfach Fleisch auf den „veganen“ Burger getan und wann die Haltbarkeitszettel in der Küche überklebt? Das alles habe ich sorgfältig in Drehberichten festgehalten. Nach jeder Schicht gab es außerdem Nachbesprechungen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Team, die Arbeit als Undercover-Reporter ist also nie ein Soloprojekt.
Die viele Arbeit hat sich gelohnt. Noch während meiner Ausbildung wurde ich für die Recherche mit dem gesamten Team für den Deutschen Fernsehpreis 2023 nominiert. Solche Erfahrungen schon in den ersten Jahren als Journalistin machen zu können und an renommierten Formaten wie ‚Team Wallraff‘ oder ‚Stern Investigativ‘ mitarbeiten zu dürfen, das ist für mich eines der größten Argumente für die Ausbildung an der RTL Journalistenschule.
Ein weiterer Vorteil ist die Internationalität. Während meiner Ausbildungszeit habe ich nicht nur an unterschiedlichen Orten in Deutschland in den Außenstudios von RTL gearbeitet, ich bin auch weit gereist. In New York habe ich sechs Wochen lang das Leben der Korrespondentinnen und Korrespondenten kennengelernt, auf Mallorca mehrere Wochen über Ballermann und Breaking News berichtet. Für eine berühmte Ente bin ich bis nach Ohio gereist, wegen einer Haiwarnung nach Menorca und für Seminare nach Washington. Zur Ausbildung gehört mindestens eine Wahlstation im Ausland – und das kann wirklich alles sein: ein Radiosender in Namibia, eine Produktionsfirma in Thailand oder der öffentlich-rechtliche Rundfunk in London.
Ein großes Netzwerk geschaffen
Teil der Ausbildung sind auch Wahlstationen außerhalb des eigenen Senders. Eine Chance also, auch die Türen zu öffnen, die erst einmal verschlossen bleiben. So habe ich zum Beispiel die Hörfunknachrichten bei 1Live produziert, bei der Aktuellen Stunde des WDR mitgearbeitet oder Nachtschichten für den ARD-Podcast 0630 eingelegt.
Ich durfte mir meine Ausbildung genauso zusammenstellen, wie sie zu mir passt, habe die Themen bearbeitet, die mich interessieren und auf meine Stärken aufbauen. Zwei Jahre später habe ich ein riesiges Netzwerk gewonnen, das journalistische Handwerk erlernt und ein Feuerwerk an Geschichten erlebt. Letztendlich öffnete sich jetzt auch die Tür zu meinem Traumjob: Als Redakteurin und Reporterin im Life Ressort bearbeite ich bunte Themen rund um Gesellschaft, Medizin, Verbraucher und Service für sämtliche Nachrichten und Magazinformate von RTL.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2024.