Volle Reihen gab es in der Aula der Sparkassenakademie unter anderem beim Impulsvortrag. | Foto: Alexander Schneider
Volle Reihen gab es in der Aula der Sparkassenakademie unter anderem beim Impulsvortrag. | Foto: Alexander Schneider
 
JOURNALISTENTAG

Mut, Veranwortung, Haltung

Große und kleine Wunden der Branche beleuchtete der Journalistentag 2018 in Dortmund
20. Dezember 2018, Werner Hinse/Corinna Blümel

Der Spruch über dem Eingang der Sparkassenakademie in Dortmund-Hörde grüßt die Besucherinnen und Besucher des Journalistentags 2018: „Auch kleine Wunden halte
verbunden.“ Die Mahnung an der einstigen Zentrale des Hoesch-Stahlwerks hat die Zeit überdauert – und passt. Denn gesprochen wird an diesem zweiten November-Samstag über die großen und kleinen Wunden des Journalismus. Die Krise der Zeitungslandschaft steht ebenso auf dem Programm wie der Umbruch im Radiomarkt. Und die nahe Zeit, in der Algorithmen quasi zu Arbeitskollegen werden.

Mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen aus Nordrhein-Westfalen zieht der Branchentreff diesmal an. Viele kommen etwas eher, um auf dem Marktplatz im Erdgeschoss zusammen mit Landesvorstandsmitgliedern und Expertinnen einen ersten Kaffee zu trinken und zu netzwerken. Bei der Begrüßung in der großen Aula im ersten Stock spricht der Landesvorsitzende Frank Stach über die vielen roten Linien, die derzeit in der Journalismus-Branche überschritten werden. „Geht der Journalismus mit seiner Vielfalt flöten, dann nähert sich die Demokratie langsam der Dämmerung“, sagt er. „Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit.“

Die Verrohung der Sprache

Dass auch die Sprache Wunden schlagen kann, zeigt Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth an diesem Morgen in ihrem Impulsvortrag „Hart, aber mit Respekt: Wie Medien politische Streitkultur reflektieren“, gefolgt von einem Gespräch mit Moderatorin Andrea Hansen. Die Reihen sind voll, an den Wänden sitzen Jüngere auf dem Boden. Roth ruft dazu auf, „immer wieder daran zu erinnern, wie bedeutsam das hohe Gut der Meinungs- und Redefreiheit ist. Dass diese aber auch Grenzen braucht, um zu bestehen. Hass und Hetze sind eben keine Meinung, sie sind ein Angriff auf uns alle. Nicht zuletzt gegen Medienvertreterinnen und -vertreter.“ Gefordert sei Wachsamkeit, ständige Aufmerksamkeit von allen in Politik und Medien. „Wir müssen die richtige Balance finden und konsequent weiter daran arbeiten, was die Menschen bewegt und beschäftigt. Zugleich aber müssen wir richtigstellen und aufklären, müssen Kontext herstellen.“ Vertieft wird das Thema anschließend im Forum „Auf die Fresse: Wie Sprache im politischen Alltag verroht“ mit Claudia Roth, Daniela Behrens vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) und Gerald Hensel (Fearless Democracy e.V.).

Weitere prominente Gäste sind an diesem Tag der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, und Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. Sie und weitere hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Medien, Politik, öffentlichem Dienst und Wissenschaft diskutieren in Foren und Workshops Themen wie die Grenzen der institutionellen Berichterstattung der Städte, die Entwicklung des Radiomarktes und die Zukunftsfähigkeit des Lokalradios, den Wirtschaftsjournalismus im Regionalen, den Umgang mit queeren Themen sowie über Mut, Medien und Verantwortung.

Über die mehr als 20 Foren, Gespräche und Workshops berichten Werner Hinse und Corinna Blümel im JOURNAL 6/18.

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