Erster!“ Mit einem Transparent über dem Eingang eines Altbaus in der Berliner Taubenstraße soll n-tv am 30. November 1992 den Sieg im Rennen um den ersten deutschen Nachrichtensender verkündet haben. Gründungsgeschäftsführer war Karl-Ulrich Kuhlo, ehema-liger Sat.1-Chefredakteur. Als ersten n-tv-Chefredakteur konnte er Peter Staisch gewinnen, der lange als ARD-Korrespondent gearbeitet hatte.
Bis die anderen Sender starteten, die sich heute dem Geschäft „Nachrichten rund um die Uhr“ verschrieben haben, sollte es noch dauern. 1997 brachten die Öffentlich-Rechtlichen zwei Angebote an den Start – im April den Dokumentationskanal Phoenix, vier Monate später den Digitalkanal tagesschau24 (damals unter den Namen EinsExtra). Der zweite private Nachrichtenkanal n24 (Springer) ging sogar erst im Januar 2000 auf Sendung. n-tv beging Ende November dagegen in Berlin die 25-Jahr-Feier.
Warten auf die Abendnachrichten
Es war aber kein Zufall, dass gerade Anfang der Neunziger Jahre verschiedene Unternehmen und Akteure an entsprechenden Senderkonzepten arbeiteten: Der amerikanische Kabelkanal CNN übertrug den ersten Irakkrieg mit „Breaking News“ und aktuellen Bildern live in die Wohnzimmer. In Deutschland gab es noch kein vergleichbares Nachrichtenmedium, hier mussten die Zuschauer auf Abendnachrichten oder Sondersendungen warten.
Die Zeit schien reif für einen deutschen Newskanal; tatsächlich trug sich auch CNN mit Plänen für einen deutschen Ableger. Statt dessen stieg CNN kurz nach der Gründung bei n-tv ein – zunächst mit 27,5 Prozent, später mit 50 Prozent. So konnte der kleine Nachrichtenneuling in Berlin schnell über den Satelliten Astra 1B abstrahlen – auf der Frequenz, die CNN ursprünglich für das eigene Deutschland-Projekt hatte nutzen wollen.
Neben Nachrichten setzte n-tv auf Wirtschafts- und Börsenthemen. Weitere Schwerpunkte waren und sind Talksendungen (unter anderem von 2000 bis 2006 „Maischberger“) und Dokumentationen. Letztere dominieren heute das Abend- und Nachtprogramm. Darunter nach Senderangaben ein Eigen- und Auftragsproduktionsanteil von rund 20 Prozent – „Tendenz steigend“ – sowie zunehmend Dokus und News-Reportagen, die sich mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigen und so die Nachrichten vertiefen. Insgesamt liege der Anteil nachrichtlicher Inhalte bei mehr als 60 Prozent und solle dort auch bleiben. Dafür sorgt unter anderem Cheferedakteurin Sonja Schwetje.
Weltweites Korrespondentennetz
Mit Hauptsitz und Sendezentrum ist n-tv in Köln-Deutz angesiedelt. Hinzu kommen der Standort Berlin und das Börsenstudio in Frankfurt. Zusammen mit den Schwestersendern der Mediengruppe RTL Deutschland verfügt n-tv über ein weltweites Korrespondentennetz.
Der durchschnittliche Marktanteil lag zuletzt bei 1,2 Prozent. Mit einzelnen Angeboten und vor allem bei klassischen „Breaking-News“-Lagen erreicht n-tv deutlich mehr Zuschauer. So liegt die Reichweite des n-tv Auslandsreports mit Nadja Kriewald regelmäßig bei mehr als 5 Prozent. Die Berichterstattung über das Erd- und Seebeben in Japan am 11. März 2011 erreichte am Morgen des Unglückstags bis zu 8 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Aufmerksamkeit erregte n-tv auch 2016 mit dem Multiplattform-Format „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ mit Constantin Schreiber. Das Projekt wurde mit dem Grimme-Preis in der Kategorie Information und Kultur/Spezial ausgezeichnet.
Trotzdem: Nachrichtenkanäle haben es schwer in Deutschland. Entsprechend lief es in den 25 Jahren wirtschaftlich nicht immer rund. Im August 2002 stieg die RTL Group mit 50 Prozent ein. Ein Jahr später verkaufte Gründer Kuhlo seinen 0,75-Prozent-Anteil. 2006 wollte der bisherige Partner CNN kein Geld mehr in das Projekt stecken. Die RTL-Gruppe war willens, die Anteile von CNN zu kaufen, musste aber erst das Kartellamt überzeugen, dass es sich um eine Sanierungsfusion handelte.
Als der heutige Geschäftsführer Hans Demmel im September 2007 übernahm, stand er vor der Herausforderung, „den Sender finanziell in eine sichere Zone zu führen“, wie er im September in einem Interview mit DWDL erzählte. Das sei gelungen. Auf der inhaltlichen Seite habe sich damals „ganz sanft abgezeichnet, dass die Vermittlung von Nachrichten nicht nur im Fernsehen stattfinden muss, sondern auch digital“.
n-tv hat diesen Weg verfolgt. Im Mai 1999 ging das Portal n-tv.de online, im November 2009 markierte die App fürs iPhone den Schritt ins mobile Zeitalter. Inzwischen verfolgt der Sender eine konsequente Multiplattform-Strategie. Heute spielt die Marke in den Netzen eine deutlich größere Rolle als auf dem Fernsehmarkt. Im Oktober gehörte n-tv zu den ersten fünf unter den deutschen Nachrichtenportalen.
Auch auf den Zug Audio- bzw. Sprachsteuerung springt n-tv früh auf. Seit Anfang August ist der Sender mit seinen News bei Google Home vertreten. Ende November meldete n-tv, man sei der „erste deutsche Newspartner“ für den Service Notifications, den neuen Push-Dienst für den Amazon-Lautsprecher Alexa. Auf die Anfrage „Alexa, was ist meine Benachrichtigung?“ verliest der cloudbasierte Sprachdienst Breaking News von n-tv. „Erster“ scheint noch immer ein wichtiger Motor zu sein.