Die eine hat als Chefredakteurin bei der taz den Klima-Hub mitinitiiert, die andere als Psychologin ein Buch über das „Klima im Kopf“ und die damit verbundenen Ängste geschrieben; der Dritte im Bunde erklärt als Diplom-Meteorologe im ZDF regelmäßig nach der heute-Sendung, warum Wetter und Klima nicht dasselbe sind. Was Barbara Junge, Katharina van Bronswijk und Özden Terli eint, ist ihr Engagement gegen eine Katastrophe, die absehbar über die Menschheit hereinbrechen wird. Darüber sprachen sie mit Moderatorin Andrea Hansen beim Journalistentag des DJV-NRW in Dortmund. Das Panel unter dem Motto „Reden oder zerreden? Kommunikative Strategien im Umgang mit Klimawandel und Energiewende“ bewegte sich zwischen Resignation und Hoffnung.
Was sie bei diesem Thema am meisten ärgere, wollte Andrea Hansen gleich zu Beginn wissen. „Dass wir mit unserer Penetranz nicht durchdringen, das Thema immer wieder runterrutscht“, gab Barbara Junge zu Protokoll. Für Katharina van Bronswijk ist es bedenklich, dass man mit einem kollektiven Problem konfrontiert sei, „am Ende aber immer der Einzelne zu schwach ist, es einfach nicht schafft“. Özden Terli ärgert sich vor allem über die Ablenkungsmanöver, wenn etwa Klimaaktivistinnen und -aktivisten in Terrornähe gerückt würden. „Dabei hat die Politik den Wandel in den letzten Jahren verschleppt“. Als Beispiel nannte er „die Zerstörung der deutschen Solarindustrie“.
Doch wie können nun journalistische Strategien aussehen, „wenn die Klimakatastrophe in den Köpfen noch nicht angekommen ist“ (Terli), die Leute „nicht verstanden haben, dass es sie persönlich betrifft, nicht eine Insel im Pazifik in vielleicht 200 Jahren“ (van Bronswijk)? Für Barbara Junge gibt es darauf keine einheitliche Antwort. „Auch bei der taz muss man gelegentlich darum ringen“, sagte sie. „Dieses Überthema nervt manchmal.“ Dennoch habe sie dem jungen Team des Klima-Hub gesagt: „Macht!“ So hätten sie etwa einen Instagram-Kanal gestartet und experimentierten weiter. Zusätzlich habe man im Blatt eine Klimafarbe etabliert sowie die ständig präsente CO2-Uhr auf der Internetseite.
Nicht immer nur über die Krise berichten
Ganz wichtig ist der taz-Chefin, dass ihre Redaktion im eigens gestarteten Buch „Zukunft“ regelmäßig darüber informiert, was schon alles geschieht. „Im positiven Sinn. Damit wir nicht immer nur von der Krise berichten“. Für Psychologin Katharina van Bronswijk ein entscheidender Punkt: Noch sei der Forschungsstand zu Klimaängsten nicht allzu breit, sagte sie. Relativ gesichert aber sei: „Am meisten Angst haben die, die den Klimawandel leugnen. Überhaupt soll erst China was machen, und dann die Politik“, sagte die Sprecherin von Psychologists for Future. Individuell gegen die Krise ankämpfen, sei in der Tat frustrierend. Positive Beispiele aus der Praxis hingegen könnten daran etwas ändern. „Kollektive Selbstwirksamkeit ist motivierend“, so ihre Erfahrung.
Özden Terli sieht nicht nur die Medien gefordert: „Jeder ist ein Multiplikator und kann versuchen, das Thema rüberzubringen“, betonte er. „Im Freundeskreis, am Frühstückstisch, im Büro.“ Für den Meteorologen ist es ein Querschnittsthema, das sich auf alle Bereiche auswirkt. Und gerade die reichen Länder im Norden könnten und müssten etwas tun. „Alles, was irgendwie hilft, sollten wir machen“, erklärte Terli. Als größtes Problem hat der ZDF-Moderator Beharrungskräfte ausgemacht, die jahrzehntelang mit fossilen Energien Geld verdient haben und das weiter tun wollten. Aber: „Wir haben unsere Emissionen exportiert.“
Hören oder lesen wollen das nicht alle, der Widerstand ist zuweilen groß, selbst unter der taz-Leserschaft. „Wir haben immer einen Sturm, wenn es um Verzicht-Üben geht“, verriet Barbara Junge. Und sie kann das sogar verstehen: „So lange ich vereinzelt bin, habe ich wenig Spaß und wenig Wirkung.“ Wie also verhindern, fragte Moderatorin Andrea Hansen, dass die Menschen dicht machen, wenn ihnen das Thema zu viel wird?
Man müsse sich zusammentun, glaubt Journalistin Junge. International könne sich zudem nur etwas bewegen, wenn man die Leute vor Ort mitnehme. Das sieht Katharina van Bronswijk ganz ähnlich: Der Schlüssel zur Selbstwirksamkeit sei Partizipation, „sonst fühlen sich die Menschen nicht zuständig“, so ihre Überzeugung. Das Problem bei dieser globalen Aufgabe: Der Mensch sei evolutionär für Gruppen von vielleicht 150 Menschen gemacht, betonte die Psychologin. „Wir müssen lernen, in einer so großen Gemeinschaft zu denken.“