Aktionen und der erste Warnstreik seit 1993 brachten den Durchbruch: Nach achtmonatigen Verhandlungen haben sich die Tarifparteien im NRW-Lokalfunk auf ein Ergebnis geeinigt. Danach steigen die Gehälter zum 1. Februar 2018 um 1,95 Prozent. Schon vorher, mit dem Dezembergehalt 2017, bekommen Angestellte und Volontäre eine Einmalzahlung von 1000 Euro. Teilzeitbeschäftigte und Angestellte, die nach April 2017 im Lokalfunk angefangen haben, erhalten die Einmalzahlung anteilig. Der Tarifvertrag kann erstmals zum 30. Juni 2019 gekündigt werden.
Die Verhandlungen hatten länger festgesteckt (siehe auch JOURNAL 5/17) – mit insgesamt fünf Verhandlungsrunden seit April. Ein Zustand, den die Beschäftigten im Oktober nicht mehr hinnehmen wollten. Am 14. Oktober trafen sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen in Oberhausen, um bei einer Sitzung der Veranstaltergemeinschaften und Chefredakteure zu protestieren. In den folgenden Wochen verschickten die Lokalfunker Protestbriefe und führten aktive Mittagspausen in Sendern durch.
Komplette Frühteams im Ausstand
Am 21. November streikten schließlich die Belegschaften von Radio Essen, Radio Wuppertal und Radio Köln. Von 8 bis 10 Uhr gingen in Köln und Wuppertal die kompletten Frühteams in den Ausstand. In Essen musste sich der freie Frühmoderator allein durchkämpfen – hier fielen zum Beispiel die lokalen Nachrichten zur halben Stunde aus. Andere Stationen hatten sich kleinere Aktionen zur Unterstützung einfallen lassen. Im Netz kursierten Fotos und Videos von den Streikenden und den unterstützenden Redaktionen, etwa von der Lippewelle Hamm und Antenne Münster, von Radio RST in Rheine und von Radio MK in Iserlohn.
Die Streiks und Aktionen halfen unter anderem, die Angriffe der Arbeitgeberseite auf die Jahressonderleistung für diese Entgeltrunde abzuwehren.
Extrem schwierig
„Wir sind froh, dass wir einen Kompromiss gefunden haben, der einerseits die Erwartungen der Lokalfunkerinnen und Lokalfunker berücksichtigt, andererseits den Arbeitgebern ermöglicht, den Flächentarifvertrag fortzuführen“, erklärte Sascha Fobbe aus der DJV-NRW-Tarifkommission und verdeutlichte damit die extrem schwierigen Verhandlungen.
Mit dem Abschluss einigten sich die Tarifparteien auch auf eine Öffnungsklausel, die ein bereits bestehendes Angebot der Gewerkschaften festschreibt: Bei nachgewiesener wirtschaftlicher Notlage können die tarifvertraglichen Regelungen befristet außer Kraft gesetzt werden. Die Gremien beider Seiten müssen dem Verhandlungsergebnis bis 18. Dezember zustimmen.
Die Arbeitgeberseite möchte zudem schon im kommenden Jahr über Strukturfragen in Mantel- und Gehaltstarifvertrag beraten. Die Gewerkschaften haben sich dazu bereit erklärt. Sie hoffen, dass die Gespräche konstruktiver verlaufen, wenn die Tarifverträge ungekündigt sind.||