Am 10. Juli sendete das ARD-Morgenmagazin zwischen 7 und 8 Uhr nicht wie gewohnt live, sondern brachte eine Wiederholung der vorangegangenen Sendestunde. Hinter dem Ausfall steckte keine technische Panne, sondern ein Warnstreik. Mehr als 400 Redakteurinnen und Redakteure, Volos und Kameraleute sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Beitragsservice versammelten sich vomittags vor dem Vierscheibenhaus in Köln, um ihren Forderungen für die dritte Runde der Vergütungstarifverhandlungen für festangestellte und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Folgetag Nachdruck zu verleihen.
Trotzdem verweigerte die Geschäftsleitung des WDR am 11. Juli den Gewerkschaften ein verbessertes Angebot. Stattdessen will der Sender eine Abkopplung vom Abschluss des Öffentlichen Dienstes durchsetzen. Wertschätzung sieht anders aus. Die gemeinsame Verhandlungskommission der Gewerkschaften DJV, DOV und ver.di hat das dementsprechend als nicht verhandelbar zurückgewiesen und auf die berechtigten Forderungen der Beschäftigten gepocht. Dabei stärkte ihnen das große Engagement und die Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen in der Verhandlung den Rücken.
Ganztägig aufgerufen
Der Aufruf für den Warnstreik am 10. Juli galt ganztägig und für alle WDR-Standorte. Auch aus den Regionalstudios hatten sich festangestellte und freie Kolleginnen und Kollegen auf den Weg gemacht. Aus den Studios kam zudem das Signal, dass bei weiteren Warnstreiks noch mal mehr Beschäftigte teilnehmen wollen.
Zusammen mit den Vertreterinnen und Vertretern der anderen Gewerkschaften stimmten der DJV-NRW-Landesvorsitzende Frank Stach und der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall die Streikenden auf den Protest ein. Überall, selbst als freier Journalist beim WDR tätig, appellierte an die Veranwortlichen im Sender: „Jetzt sollen wir abgekoppelt werden? Gerade wir, die das Programm machen, und wir, die wir dafür sorgen, dass überhaupt etwas läuft, sollen jetzt weniger wert sein? Lieber WDR, Ihr braucht uns.“
Auch der Landesvorsitzende Frank Stach machte deutlich: „Wir sind hier, weil die Geduld der Kolleginnen und Kollegen aufgebraucht ist. Wir erwarten ein besseres Angebot.“ Der Unmut der Beschäftigten bezieht sich nicht nur auf das bislang völlig unzureichende Angebot des Senders. Jahrelang wurde ihnen der öffentliche Dienst wegen niedriger Abschlüsse als Vorbild hingestellt. Nun, wo dort ein Plus von 3,2 Prozent vereinbart wurde, soll das nicht mehr gelten? Und als wäre das nicht schon genug, will der Sender auch die Vergütungsstruktur zu Lasten der Beschäftigten verändern und die Berufsjahrestaffeln von zwei auf drei Jahre strecken.
Solidarische Grüße gab es unter anderem von Schülerinnen und Schülern der Fridays-for-Future-Bewegung, die von ihrem einwöchigen Protestcamp auf dem Kölner Heumarkt zum WDR gekommen waren.
Nach der gut besuchten Kundgebung mit Reden und Musik zog ein Teil der Kolleginnen und Kollegen mit Trillerpfeifen durch die Redaktionen. Im Programm beispielsweise von EinsLive war das gut zu vernehmen. Mehr vom Warnstreik sollte allerdings nach dem Willen des WDR wohl nicht über die Mikros hörbar werden: In einer internen Rundmail soll der Sender Moderatorinnen und Moderatoren aufgefordert haben, sich am Mikrofon nicht inhaltlich zum Thema zu äußern.
Trotzdem: Ignorieren kann der WDR den Unmut seiner Beschäftigten nicht länger. Die hohe Beteiligung am ersten Warnstreik zeigte, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den schleppenden Verhandlungen halten. Die Gewerkschaften fordern den Sender auf, für die nächste Tarifverhandlung am 23. August ein verbessertes Angebot vorzulegen.||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/19, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im August 2019.