Ein schlechtes Angebot für die Festen, gar keins für die arbeitnehmerähnlichen Freien: Der WDR versucht in den aktuellen Vergütungs-Tarifverhandlungen, einen Keil in die Belegschaft zu treiben. Konkret möchte der Sender die Gehälter der Festangestellten vom Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst abkoppeln, an denen er sich traditionell orientiert hat. Zugleich will das Haus die arbeitnehmerähnlichen Freien von einer möglichen Tariferhöhung ausschließen. Denn es besteht darauf, dass zuerst eine Einigung zum neuen Honorarrahmen erreicht wird.
Einmal mager, einmal nichts
Das jüngste Angebot, das der WDR am 16. August für die Festangestellten vorlegte, umfasst eine Tarifsteigerung von 4,71 Prozent ab 1. Oktober 2024 bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Weitere 2,46 Prozent lineare Steigerung ab 1. Januar 2026 will der Sender davon abhängig machen, dass die von der KEF vorgeschlagene Anpassung des Rundfunkbeitrags kommt. Eine Einmalzahlung soll die bisherigen Leermonate ausgleichen. Außerdem sollen Azubis 50 Euro mehr erhalten.
Unter dem Strich liegt das Angebot weit unter dem Abschluss im Öffentlichen Dienst. Der hatte ein Gesamtvolumen von 11,11 Prozent bei 25 Monaten Laufzeit plus unter anderem einer Inflationsausgleichsprämie von 3 000 Euro netto.
Noch schlechter sieht es für die arbeitnehmerähnlichen Freien aus: Geht es nach der Geschäftsleitung, soll über die Honorare erst wieder verhandelt werden, wenn eine Einigung zum neuen Honorarrahmen erzielt ist. Deswegen legte das Haus schon in der Runde am 16. August gar kein Angebot für die Freien mehr vor.
Allerdings wäre das, was der Sender als neuen Honorarrahmen vorlegt, für viele Freie mit deutlichen Einbußen verbunden. DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah: „Es ist klar, dass wir einen neuen Honorarrahmen brauchen. Aber diesem Vorschlag können wir nicht zustimmen.“ Für besondere Empörung sorgt, dass der WDR versucht, die
Gewerkschaften in diesem Punkt zu erpressen: Wenn sie seinem Vorschlag nicht zustimmen, behält der Sender sich vor, einseitig neue Honorare festzulegen, die nicht dem mit den Gewerkschaften gemeinsam beschlossenen Honorarrahmen entsprechen.
Mangelnde Wertschätzung
„Das nennt sich Tarifbruch“, macht Kah klar. Dabei wissen auch die Gewerkschaften, dass der WDR sparen muss. Allerdings fehlt es in den derzeitigen Verhandlungen an jeglicher Wertschätzung für die geleistete Arbeit, betont Kah. „Die Geschäftsführung feilscht um jedes Prozent und stößt die Menschen, die für das qualitätsvolle Programm sorgen, vor den Kopf. Mit wiederholten Streiks haben Freie und Festangestellte gezeigt, dass sie sich in diesen Verhandlungen nicht auseinanderdividieren lassen.“||
Eine Meldung aus JOURNAL 3/24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im September 2024.
Aktuelle Informationen zu den Verhandlungen über einen Entgelttarif (Feste und Freie) beim WDR gibt es hier, und hier geht’s zum Verhandlungsstand für einen neuen Honorarrahmen.