MEDIENSZENE NRW

Westfalen-Blatt zieht sich aus Gütersloh zurück

17. Dezember 2019, red.

Und wieder stirbt ein Stück lokaler Medienvielfalt, wieder verschwinden redaktionelle Arbeitsplätze im Lokalen: Für den Raum Gütersloh haben das Westfalen-Blatt (WB) in Bielefeld und die Glocke in Oelde zum 1. März 2020 eine redaktionelle Kooperation vereinbart, in deren Zuge die WB-Redaktion Gütersloh geschlossen wird. Darüber hat die Geschäftsleitung die Beschäftigten Ende November informiert.

Danach wird die Glocke künftig acht redaktionelle Seiten an das WB liefern, verteilt auf Gütersloh, Harsewinkel, Verl, Rheda-Wiedenbrück und Rietberg. Im Gegenzug erhält die Glocke eine Seite Bielefeld vom WB. Bereits zum 1. Januar 2020 werden die Ausgaben Gütersloh und Verl zusammengelegt, ebenso die Ausgaben Halle, Steinhagen und Werther. Die Ausgabe Schloß Holte-Stukenbrock bleibt bestehen, sodass aus sechs Ausgaben drei werden. Welche personellen Folgen die Schließung der WB-Redaktion Gütersloh habe, werde derzeit mit dem Betriebsrat abgestimmt, schreibt die Geschäftsleitung. Der DJV-NRW fordert den Verzicht auf Kündigungen.

„Nun ist genau das eingetreten, was wir befürchtet haben, als die Unternehmensgruppe Aschendorff und das Westfalen-Blatt Anfang des Jahres ihre gemeinsame Holding angekündigt haben“, kritisiert DJV-Landesgeschäftsführer Volkmar Kah und konstatiert eine „rasante Entwicklung zum Einzeitungskreis in OWL“. So bezieht das WB seit neuestem wesentliche Teile des Mantels von Aschendorff und tauscht seit Frühjahr Lokalsport-Seiten mit dem örtlichen Wettbewerber Neue Westfälische (NW). Die NW wiederum ist eine Mantelkooperation mit Lippischer Landes-Zeitung und Mindener Tageblatt eingegangen. Zudem erfuhr der DJV-NRW aktuell, dass die Glocke ihre Redaktion in Ahlen auflöst und diese Seiten künftig von Aschendorff bezieht.

Alles zusammen belegt, wie die gemeinsame Holding von Aschendorff und Westfalen-Blatt die Medienlandschaft in Ostwestfalen-Lippe neu sortiert. Der DJV-NRW hat nicht nur bei dieser Gelegenheit kritisiert, dass das Kartellamt bei Zeitungsfusionen nur das Mandat hat, auf die wirtschaftliche Seite zu schauen. Volkmar Kah legt nun nicht nur mit Blick auf die gerade beschlossene Subvention der Zustellkosten nach: „Verlage haben besondere Privilegien. Wenn sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung aber immer weniger nachkommen, müssen diese auf den Prüfstand.“/

Eine Meldung aus JOURNAL 6/19, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2019.