JOURNAL: Welche Herausforderungen der NRW-Medienlandschaft möchtest Du als erstes angehen?
Andrea Hansen: Das klingt jetzt so, als ob ich neu dabei wäre, und vor allem, als ob bislang was liegen geblieben wäre – das ist ja nicht so. In der inhaltlichen Arbeit ist es vor allem Kontinuität. Und da gehe ich allein gar nichts an, sondern das macht ein großes Team aus allen DJV-NRW-Gremien, der Geschäftsstelle und Menschen, die uns temporär bei Projekten unterstützen, ohne Vertrag oder Posten. Ganz oben auf der Agenda steht da die Verhandlung eines neuen Honorarahmens für die Freien des WDR, die Zukunft des Lokalradios und wie es mit der Tarifbindung bei den Zeitungen weitergehen kann.
JOURNAL: Welche Akzente möchtest Du als Landesvorsitzende noch setzen?
Hansen: Wir leben mittlerweile in Arbeitnehmerzeiten, auch wenn das in der Medienbranche noch nicht überall angekommen ist. Aber die Nachfrage nach qualifiziertem Personal ist vielfach höher als das Angebot. Und das bedeutet auch für uns als Berufsverband und Gewerkschaft, dass wir uns überlegen müssen, wo wir da wie unseren Platz finden. Welche Angebote müssen wir modifizieren, welche neu schaffen? Denn gute Arbeitsbedingungen für Einzelne können viele heute schon allein aushandeln. Doch da, wo es strukturelle Prozesse betrifft, sieht das anders aus. Und das gilt für den DJV-NRW selbst natürlich auch: Unsere Strukturen müssen ebenfalls modifiziert werden. Darüber geredet haben wir immer mal wieder, erste Schritte haben wir auch gemacht. Ich würde mich freuen, wenn wir auch mal den großen Wurf hinbekämen.
JOURNAL: Warum ist es so wichtig, dass sich noch mehr journalistische Kolleginnen und Kollegen dem DJV-NRW anschließen?
Hansen: Ah, jetzt kommt der Werbeblock – der ist nicht gerade meine Stärke. Aber ich kann vielleicht mal beschreiben, warum ich dabei und auch so aktiv bin. Als Freie bin ich Einzelkämpferin – auch wenn ich als Fernsehfrau oft im Team unterwegs bin. Aber für meine berufliche Existenz bin ich allein verantwortlich. Der DJV war für mich in professioneller Hinsicht immer das, was Rapper glaube ich „Rücken“ nennen. Oder etwas gefühliger formuliert: Der Laden war mir schon oft eine starke Schulter zum Anlehnen, wenn es mal hakte, die gute Freundin, die dir ins Gesicht sagt, dass du auf dem Holzweg bist, oder die Truppe von ehrlichen Kolleginnen und Kollegen, mit denen du über deine Fehler und Probleme offen reden kannst. Und den Journalistentag könnte ich allein auch nicht auf die Beine stellen…
JOURNAL: Gibt es noch etwas, das Du Frank zum Abschied mit auf den Weg geben möchtest?
Hansen: Ja, so einiges. Vieles davon habe ich auf dem Gewerkschaftstag gesagt. Hier belasse ich es mal beim Danke – dafür, dass Frank so ein verlässlicher, uneitler, kluger Vorsitzender gewesen ist, der an den Stellen geduldig gewesen ist, wo mir längst der Kragen geplatzt wäre. Das wird fehlen. Mal sehen, wer die Rolle im neuen Vorstand übernehmen kann!