Nachruf

Zum Tode von Ulrich Hinz

21. Juni 2022, Horst Kläuser
Ulrich Hinz
Ulrich Hinz (1985) | Foto: WDR/Kratzer

Er war ein Mann des Ruhrgebiets.

Klare Kante, geradeaus, neugierig und großzügig. Ganze Generationen junger Radioreporterinnen und -reporter haben bei ihm seine ersten Stücke machen oder „seine“ Sendung Zwischen Rhein und Weser moderieren dürfen. Auf Lob oder Tadel musste man bei ihm nicht lange warten. Es kam knackig und saß, meist mit einem Augenzwinkern.

Immer voller Ideen krempelte Uli Hinz, aus dem WDR-Studio Essen kommend, „Rhein-Weser“ um. Es wurde ein dreieinhalbstündiges Regionalmagazin auf WDR 2, bunt, politisch und mit einer Innovation, die heute die Regel ist: moderierte Nachrichten mit O-Tönen, denen er den Titel Faktenminute gegeben hatte. Und auch das war neu: Für das neue Nachrichtenmagazin holte Hinz die Nachrichtenredakteurinnen und -redakteure, deren Meldungen sonst von Sprechern verlesen wurden, live ans Mikrofon. Plötzlich hatten sie Namen und Stimmen. Was heute Standard ist und mit dem „Tag um 12 (und 6)“ auf drei WDR-Wellen läuft, ist Ulrich Hinz‘ Erfindung.

Wenn er selbst moderierte, bereitete er sich akribisch vor: viele bunte Stifte, Marker und Anmerkungen „verzierten“ seine Manuskripte, die er mit Leidenschaft und abwechslungsreif vortrug. Er sprach nicht über die Köpfe seines Publikums hinweg, kannte unser Bindestrich-Land wie seine Westentasche und nahm das gesamte Team immer wieder mit, im Wort-, aber auch im übertragenen Sinn: in eine Zeche, wo noch Kohle abgebaut wurde, in eine Brauerei oder ein Kunstmuseum. Er, der Mann mit der markanten, heiser-kräftigen Stimme, wusste zu erzählen – vom Revier, den Kohlehalden, auf denen er mit dem langen Messing-Hämmerchen der Geologen nach Fossilien suchte, von Menschen, die ihn beeindruckten. Sein Credo: wenn Du im Radio sprichst, musst Du die Menschen lieben. Und er blühte auf, wenn es um die eigene Malerei ging, die eine beachtenswerte Vielfalt, Sensibilität und Kreativität offenbarte.

Ulrich Hinz war ein gestandener Pfundskerl, ein lieber Kollege und Freund, auf den man sich verlassen konnte. Er war von der Art unbestechlicher Journalisten, die heute auf manchen Roten Listen stehen, vielleicht weil sie immer mit beiden Beinen auf dem Boden blieben, auf dem sie lebten.

Glückauf, lieber Uli, wir verdanken Dir viel.

Horst Kläuser war von 1982 bis 2019 WDR-Redakteur.

Der Beitrag wurde zuerst im WDR-Intranet veröffentlicht.