Ungeduldig hatten Redakteurinnen und Redakteure von Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) und Express seit Herbst 2016 darauf gewartet, dass die Geschäftsführung Näheres zur angekündigten Umstrukturierung mitteilt. Seit Anfang Februar wissen sie: Die DuMont Mediengruppe führt die beiden Titel in einem gemeinsamen Newsroom zusammen. 15 bis 18 der rund 250 Arbeitsplätze fallen in den Redaktionen dabei weg. Sie sollen vorzugsweise durch freiwilliges Ausscheiden abgebaut werden.
Keine schönen Pläne, und doch: Wenigstens ist es nicht so schlimm gekommen wie bei der gebeutelten DuMont-Tochter Berliner Verlag. Dort fällt der Stellenabbau weit radikaler aus, und wer von der Stammbelegschaft weiter für Berliner Zeitung bzw. Berliner Kurier arbeiten will, muss sich – im Wettrennen mit externen Bewerbern – bei der neuen Newsroom-Gesellschaft bewerben.
Dass auch die Kölner Redaktionen bluten müssen, hatte sich abgezeichnet. Zwar stehen KStA und Express besser da als die Schwesterblätter in Berlin, wie DuMont-Geschäftsführer Philipp M. Froben gerne betont. Aber er fügt dann genauso sicher hinzu, dass die aktuellen Entwicklungen entschiedene Maßnahmen verlangen. Bereits im September 2016 hatte die Geschäftsführung die Redaktionen darauf eingestimmt, dass im Rheinland für 2017 Veränderungen anstehen, ohne allerdings Details zu nennen. Die gab es auch bei einer Betriebsversammlung im Dezember noch nicht, als das harsche Vorgehen in Berlin die Befürchtungen der Beschäftigten am Stammsitz beflügelte. Doch tauchte wenig später (mal wieder) ein Abfindungsangebot im Kölner Intranet auf. Spätestens da war klar, dass die Belegschaft weiter abgeschmolzen wird.
Alle digitalen Kanäle bespielen
Neben der Abfindung bei freiwilligem Ausscheiden stand auch Altersteilzeit zur Wahl. Da sich bis Ende Januar nicht genügend Freiwillige gemeldet hatten, verlängerte die Geschäftsführung die Frist um einen Monat. Danach will sie mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan verhandeln, so dass der Stellenabbau bis Herbst abgeschlossen ist. Dann sollen die Redaktionen von KStA und Express im gemeinsamen Newsroom sitzen. Dort werden dann „nicht nur die Zeitungen, sondern auch sämtliche digitalen Kanäle bespielt und alle bestehenden wie künftigen journalistischen Produkte produziert“. Dabei entsteht sowieso nur noch ein Teil der Inhalte in Köln: Der KStA bezieht Politik und Wirtschaft weitgehend von der DuMont-Hauptstadtredaktion in Berlin. Für die Berichterstattung aus dem Umland ist die Rheinische Redaktionsgemeinschaft (RRG) zuständig. Der Express wird von Hamburger Morgenpost und Berliner Kurier mit überregionalen Inhalten versorgt. Bleiben im Wesentlichen für beide Zeitungen das Lokale und der lokale Sport sowie die Webseiten.
Alles aus einem Topf?
Und nun also Boulevardblatt und Abo-Zeitung mehr oder weniger aus einem Topf? Wie gut das funktioniert, wird sich zeigen müssen. Wie stets in solchen Fällen verkauft die Geschäftsführung die Einschnitte jedenfalls als zukunftsweisende Verbesserung. Danach werden „übergreifende Aufgaben wie Video, Grafik, Foto, Datenanalyse und Suchmaschinenoptimierung“ künftig gemeinsam wahrgenommen, und trotzdem wahren beide Titel „ihre unverwechselbare Identität und stärken ihre Markenstrategie“. Eine Unterscheidbarkeit ist umso wichtiger, weil nicht wenige Leser beide Medien nutzen, am häufigsten vermutlich den KStA als Zeitung, den Express zunehmend im Netz.
Immerhin hatte DuMont Ende Januar einen Chefredakteur für den Express benannt. Spätestens im Juli soll Constantin Blaß, der bisherige stellvertretende Chefredakteur der Mitteldeutschen Zeitung, auf dem Chefsessel des Boulevardblatts Platz nehmen. Der bisherige Express-Chef Carsten Fiedler war Anfang Januar in gleicher Funktion zum KStA gewechselt – als Nachfolger von Peter Pauls. Gemeinsam mit dem derzeitigen kommissarischen Express-Chef Thomas Kemmerer werden Fiedler und Blaß das „Management Board“ bilden.
Zwar geht DuMont mit seinen Mitarbeitern in Köln moderater um als in Berlin, aber der DJV-Landesvorsitzende Frank Stach verweist darauf, dass „jeder abgebaute Arbeitsplatz im Journalismus schmerzt. Bei allen Verlegerstrategien der letzten Jahre frage ich mich: Wie können Titel mit weniger Mitarbeitern an Identität gewinnen? Markenschärfung funktioniert anders.“