Die Übernahme des früher beliebten Social-Media-Dienstes durch den Tech-Milliardär Elon Musk hat vielen den Spaß an Twitter genommen und sie anderen Netzwerken zugetrieben. Ein paar davon wollen wir hier vorstellen.
Es war anders als beim Schokoriegel, der seinen Namen änderte und mit dem Slogan warb: „Und sonst ändert sich nichts“ – im Gegenteil. Die Umbenennung von Twitter zu X war noch eines der kleineren Übel. Viele liebgewonnene Funktionen wie Tweetdeck wurden auf einmal kostenpflichtig oder ganz abgeschaltet, die Bestätigung von echten Accounts mit dem blauen Haken über Nacht ad absurdum geführt. Gesperrte Konten, die nachweislich Lügen und Hetze verbreitet hatten, hat der Dienst wieder freigeschaltet. Die Konten von Journalistinnen und Journalisten und von Medien, die kritisch über Musk berichtet hatten, wurden dagegen gesperrt.
Wer nun genug von Twitter hat, kann mit Mastodon, Bluesky oder vielleicht bald mit Threads eine andere Plattform für sich finden.
Der DJV-NRW bei
Mastodon:
@DJV_NRW@federated.press
Bluesky:
@djv-nrw.bsky.social
Das unabhängige Netzwerk Mastodon
Mastodon konnte seine Beliebtheit durch die Irrungen bei X zwar ein wenig steigern, der große Durchbruch scheint bislang ausgeblieben zu sein. Ein Grund könnte die auf den ersten Blick komplizierte Architektur des Netzwerks sein: Wer Mastodon nutzen möchte, muss sich zuerst einen Server suchen. Es gibt Server zu verschiedenen Themen wie federated.press oder mit einem Regionalbezug wie nrw.social. Dabei ist es letztlich nicht so wichtig, wo Sie sich anmelden. Sie können anderen Mastodon-Nutzern folgen, egal auf welchem Server diese angemeldet sind. Die Server an sich haben abweichende Regeln. So gibt es Server, bei denen es erlaubt ist, Werbung zu posten, und es gibt Server, auf denen sie verboten ist. Gleiches gilt für freizügige Inhalte.
Die Funktionen von Mastodon und Twitter/X sind dabei weitestgehend identisch. Sie können eigene Beiträge verfassen, die bis zu 500 Zeichen haben dürfen. Sie können auf Beiträge von anderen antworten, sie teilen und favorisieren. Über Hashtags finden Sie Themendiskussionen, und auch die beliebten Listen sind vorhanden. Mastodon lässt sich am Computer im Browser genauso wie über diverse Apps nutzen.
Bluesky – vielleicht das neue Twitter
Vielleicht haben Sie auf X Beiträge von Menschen gelesen, die sich „in den Himmel“ verabschiedet haben. Gemeint ist Bluesky – eine Art Ausgründung aus Twitter. Denn das Projekt Bluesky wurde von Twitter bereits vor der Übernahme durch Musk begonnen. Anfang 2023 startete der Dienst, der mittlerweile ein von Twitter unabhängiges und gemeinnütziges Unternehmen ist, die Plattform Bluesky Social. Noch ist das Ganze in einer Art Beta-Phase, einige Funktionen wie private Direktnachrichten gibt es noch nicht. Anfang November sind schon mal die Listen hinzugekommen. Die Nutzung von Bluesky erfordert für Twitter-Erfahrene keine Umgewöhnung, jeder Post darf hier bis zu 300 Zeichen haben.
Die aktuell vorhandene Hürde zu Bluesky ist ein Einladungscode, den Ihnen ein Bluesky-Nutzer zukommen lassen muss. Ob und wann diese Hürde fällt, ist noch unbekannt. Inzwischen hat Bluesky eine eigene Mailadresse eingerichtet, unter der Journalistinnen und Journalisten bevorzugt an Codes kommen sollen: press@Blueskyweb.xyz. Sie soll allerdings auch auf eine Warteliste führen.
Da Nutzende aber regelmäßig neue Einladungscodes erhalten, werden die Codes über kurz oder lang inflationär werden. Wenn Sie niemanden kennen, der Ihnen einen Code überlässt, können Sie so einen Code auf Plattformen wie Ebay für kleines Geld kaufen (der Autor dieses Textes hat umgerechnet 3 Euro bezahlt).
Der Aufbau der Nutzernamen ist in der Regel @Name.bsky.social – und dennoch werden Sie Nutzernamen sehen, die ganz anders lauten, wie zum Beispiel @djv.de. Um selbst einen abweichenden Nutzernamen zu erreichen, müssen Sie die DNS-Konfiguration Ihrer Domain anpassen. Hinweise dazu finden Sie in den Einstellungen der Bluesky-Weboberfläche. Eine App fürs Smartphone ist ebenfalls verfügbar.
Threads – inzwischen auch für Europäer
Threads ist ein weiterer Dienst aus dem Facebook-Mutterkonzern Meta. Weltweit begeisterten sich nach dem Start im Juli in kürzester Zeit mehr als 100 Millionen Menschen weltweit für Threads. Doch in der EU hat Meta Threads zunäcsht nicht angeboten, ohne offiziell Gründe zu nennen. Es wird vermutet, dass viele datenschutzrechtliche Fragen zu klären waren. Nach Erscheinen des JOURNALs ist Threads nun auch in der EU gestartet.
Threads ist mit Instagram verbunden. Wenn Sie schon einen Instagram-Account haben, wird dieser auch mit Threads nutzbar sein. Ansonsten hat Threads genau wie Mastodon und Bluesky mehr oder weniger die gleichen Funktionen wie Twitter. Ob sich eine der drei Alternativen zum vollwertigen Ersatz für das „alte“ Twitter entwickelt, also zu einer Plattform, auf der wesentliche Diskussionen stattfinden, wird sich zeigen.
Kisten packen und umziehen
Viele X-Nutzer verraten schon in ihrem Namen oder ihrem Bio-Text, dass sie einen weiteren Account in einem ande-ren Dienst haben. Natürlich wäre es mühsam, diese mit Copy & Paste per Hand zu übertragen. Mit dem Fedifinder durchsuchen Sie Ihr X-Profil auf Menschen, die in ihrer Bio bereits einen Mastodon-Account angegeben haben. Hierfür müssen Sie den Zugriff auf Ihr X-Konto erlauben und erhalten eine CSV-Datei zum Download. Diese können Sie in Mastodon importieren und folgen schnell wieder bekannten Gesichtern.
Für den Umzug zu Bluesky bietet sich das Browser-Plugin Sky Follower Bridge (verfügbar für Chrome, Mozilla und Edge) an. Es analysiert Ihre Profillisten bei X und versucht, die entsprechenden Menschen in Bluesky zu finden. Dabei sollten Sie aber aufpassen, ob es sich wirklich um ein und dieselbe Person handelt, denn das Plugin vergleicht nur die Namen und Nutzernamen, weiß aber nicht, ob die Personen auf X und Bluesky identisch sind./TS
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/23, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2023.