TARIFE |

Abschluss bei Funke

Zum zweiten Mal erstreitet der DJV in NRW einen Haustarif
22. April 2025, Corinna Blümel

Erneut hat es sich bewahrheitet: Eine kampfbereite Belegschaft muss sich nicht mit tariflosen Zuständen abfinden. Das hatte die Rheinische Redaktionsgemeinschaft (RRG) 2018 mit ihrem erfolgreichen Kampf für einen Haustarifvertrag vorgemacht, und die Redakteurinnen und Redakteure bei den Funke-Titeln in NRW sind diesem Beispiel gefolgt.

Eine Gruppe streikender Menschen mit organgen Fahnen geht auf einer Straße.
Die Tarifbewegung bei Funke wurde und wird vom größten Teil der Belegschaft getragen. | Foto: Thomas Richter

Die Tarifbewegung für einen Haustarif hatte sich nach dem Ausstieg der Funke-Mediengruppe aus dem BDZV gegründet. Im Januar und Februar 2024 hatten die Beschäftigten von Westfalenpost, WAZ, NRZ und Funke Medien den Gewerkschaften DJV und verdi den Auftrag erteilt, den Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen aufzufordern. Mitte Juni starteten die Verhandlungen.

Mit einem ersten Streiktag im Juli und zwei weiteren mehrtägigen Warnstreiks im August und im November machten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich, dass es ihnen ernst ist mit ihren Forderungen. Seit Anfang Dezember 2024 standen die Eckpunkte für einen Haustarif bei Funke NRW (siehe auch JOURNAL 4/24). Seitdem wurde an Feinheiten gefeilt, darunter Fragen wie Urlaubstage und Kündigungsfristen, die der Mantelvertrag regelt.

Feilen am Detail

„Bald ist alles in trockenen Tüchern“, hieß es wiederholt. Und doch dauerten und dauern diese Verhandlungen an. In verschiedenen Kleingruppen, bestehend aus Mitgliedern beider Verhandlungskommissionen, wurde an Details gefeilt, um genaue Formulierungen und Definitionen gerungen, über Spezialfälle verhandelt. So stand es auch noch bei Drucklegung.

Trotzdem sei vorsichtiger Jubel schon erlaubt. Für alle Redakteurinnen und Redakteure, die zum 31. Dezember 2023 in den ehemals tarifgebundenen Betrieben Funke NRW Redaktionsgesellschaft mbH (WAZ/WP) und Zeitungsverlag Niederrhein Gesellschaft mbH (NRZ) beschäftigt waren, wird der Flächentarif wieder in Kraft gesetzt.

Und sobald Unterschriften unter dem Vertrag stehen und die Gremien zugestimmt haben, gilt der neue Haustarif für alle, die bisher tariflos bei Funke Medien beschäftigt waren, sowie für die Kolleginnen und Kollegen, die ab dem 1. Januar 2024 eingestellt wurden. Sie alle partizipieren – automatisch, allerdings zeitlich versetzt –, wenn in Zukunft der Flächentarifvertrag angehoben wird. Die Wochenarbeitszeit liegt für sie dann bei 36,5 Stunden, Urlaubs- und Weihnachtsgeld betragen jeweils 67,5 Prozent. Der Haustarif umfasst Aufschläge auf die Grundvergütung für Berufsjahre, absolvierte Weiterbildungen und Leitungsfunktionen. Die Presseversorgung wird übernommen.

Überraschen mag, dass neue Kolleginnen und Kollegen bei Funke in den ersten acht Berufsjahren ein höheres Jahresgehalt beziehen als entsprechend eingestufte Kolleginnen und Kollegen im Flächentarif. Aber dieser „Überschuss“ hält nur bis zum 14. Berufsjahr. Bezogen auf ein Berufsleben (40 Jahre) spart der Verlag im Vergleich zum Flächentarif etwas mehr als 6 Prozent. Zudem profitiert er von der zeitlichen Verzögerung der linearen Steigerungen.

Deutlich höhere Einsparungen kann Funke bei Leitungsfunktionen realisieren. Hier war es der Arbeitnehmerseite wichtig, dass auch Leitungsfunktionen tarifiert sind, der Arbeitgeber hatte sich hier mehr Handlungsspielraum gewünscht. Einig waren sich die Vertragsparteien in den Verhandlungen, dass es sich bei den tarifierten Gehältern um absolute Untergrenzen handelt. Letztlich wird sicher auch der Markt regeln, zu welchem Jahresgehalt man qualifizierte Führungskräfte an sich binden kann.||

Dieser Beitrag und der Kommentar „Widerstand lohnt sich“ beziehen sich auf den Stand zum Zeitpunkt der Freigabe zum Druck (9. März 2025).

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2025.