Elf Verhandlungsrunden und acht Streiktage, Kampfstärke in der Belegschaft kombiniert mit einer hohe Kompromisswillen auf beiden Seiten und der Bereitschaft, an die eigenen Schmerzgrenzen zu gehen: Seit Anfang Dezember stehen Eckpunkten für einen Haustarif bei Funke NRW. Aus Sicht der zehnköpfigen Verhandlungskommission ist es das bestmögliche Ergebnis, das unter diesen Bedingungen zu erreichen war. Auch, weil es hilft, Funke NRW weiterhin als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren, ohne das Unternehmen wirtschaftlich zu überfordern.
Einige Punkte noch offen
Kurz vor Drucklegung legten die Verhandlungspartner die Eckpunkte ihren jeweiligen Gruppen vor – also den Beschäftigten und der Gruppengeschäftsführung. Anschließend werden sie über die noch offenen Details an verschiedenen Punkten weitersprechen. Darunter sind zahlreiche Themen, die der Mantelvertrag regelt, wie Urlaubstage, Kündigungsfristen und mehr. Aber Volkmar Kah, Verhandlungsführer und Geschäftsführer des DJV-NRW, ist überzeugt: „Wir sind auf einem guten Weg, und es spricht viel dafür, dass wir das wirklich abschließen können.“
Gesetzt den Fall, dass beide Seiten unterzeichnen, gilt für alle ab dem 1. Januar 2024 eingestellten Kolleginnen und Kollegen sowie für alle bisher bei Funke Medien tariflos Beschäftigten ein Haustarif, der – zeitlich versetzt – an künftigen Steigerungen der Fläche automatisch partizipiert. Er umfasst Regelungen zur Wochenarbeitszeit (36,5 Stunden), zum Urlaubs- und Weihnachtsgeld (jeweils 67,5 Prozent) und zur Übernahme der Presseversorgung. Das Gehalt basiert auf einem Grundgehalt, zu dem sich bestimmte Summen addieren, unter anderem für Berufsjahre, absolvierte Weiterbildungen und Leitungsfunktionen.
In der Praxis bedeutet das, dass neue Kolleginnen und Kollegen bei Funke in den ersten acht Berufsjahren jedes Jahr mehr Geld verdienen als diejenigen im Flächentarif. In der Summe hält dieser „Überschuss“ bis zum 14. Berufsjahr. Bezogen auf ein Berufsleben (40 Jahre) spart der Verlag dabei trotzdem im Vergleich zur Flächentarifvertrag, unter anderem wegen der zeitlichen Verzögerung bei den linearen Steigerungen und weil sich die tariflichen Gehälter für Leitungsfunktionen im unteren Bereich bewegen. „Die ausgehandelten Kompromisse sind für beide Seiten schmerzhaft“, betont Kah. „Aber wenn wir abschließen, könnte das Modell für weitere Haustarifverträge in anderen Medienhäusern sein.“||
Ein Beitrag aus JOURNAL 4/24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2024.