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Siegerlandkurier nach Verkauf eingestellt

5. Juni 2020, red.

 

Nach dem Ausbruch der Coronakrise ist es für manche Wochenzeitung eng geworden (siehe auch „Corona und die Medien“, JOURNAL 2/20). Das Anzeigenblatt Siegerlandkurier ist dabei vom Markt verschwunden – unter besonderen Umständen: Denn die Einstellung fiel exakt mit einem Besitzerwechsel zusammen: Die Mediengruppe Westfälischer Anzeiger (WA) hat den Siegerlandkurier an den Vorländer & Rothmaler Verlag verkauft. Der gibt auch die Siegener Zeitung heraus – sowie das Anzeigenblatt Siegerländer Wochen-Anzeiger (SWA), das zweimal in der Woche erscheint.

Die letzte Ausgabe des Siegerlandkuriers erschien am 21. März noch in der Mediengruppe Westfälischer Anzeiger, einer Tochter der Ippen-Gruppe. Wenige Tage später stellte der neue Eigner, das Siegener Familienunternehmen Vorländer & Rothmaler, die Wochenzeitung übergangslos ein.

Aber nicht nur das: Besonders kritikwürdig findet Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, dass die Belegschaft der KurierVerlag Siegen GmbH & Co. KG vom neuen Besitzer nicht mal persönlich, sondern nur per Telefon über die Einstellung der Wochenzeitung informiert wurde. Und die Abwicklung sollte schnell gehen: Die frisch Gekündigten mussten in kurzer Frist ihre Büros räumen und die Schlüssel abgeben.

Wegen der Coronakrise habe es für das Anzeigenblatt weder kurz- noch mittelfristig eine wirtschaftlich tragbare Perspektive gegeben, begründete der Chefredakteur der Siegener Zeitung, Markus Vogt, die Schließung gegenüber dem Branchendienst epd Medien.

Ein Blatt übernehmen, ohne vorher zu wissen, ob es wirtschaftlich rentabel ist? „Das klingt doch unglaubwürdig“, sagt Kah. Er vermutet eine Marktbereinigung im Windschatten der Coronakrise. Dafür spricht, dass Vorländer & Rothmaler der Mediengruppe Westfälischer Anzeiger nach Informationen des Onlineportals Übermedien im Gegenzug zwei SWA-Ausgaben in Olpe verkauft hat, die ebenso eingestellt worden seien.

Dass Verlage Regionen nach und nach untereinander aufteilen, kritisiert der DJV-NRW schon lange (siehe aktuell auch „Neue Kooperationen in Werne und Köln“). „Nach den Tageszeitungen betrifft es jetzt auch die Anzeigenblätter“, beobachtet Kah. Besonders schwer wiegt aus seiner Sicht, dass mit dem Siegerlandkurier ein Anzeigenblatt mit journalistischem Anspruch vom Markt verschwunden ist. Die Redaktion hatte zum Beispiel 2014 die Misshandlungen von Flüchtlingen in einer Asylunterkunft im siegerländischen Burbach aufgedeckt.||

 

Eine Meldung aus JOURNAL 3/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2020.