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Neulich… Jetzt reichelt’s!

20. Dezember 2021, .stan

„Von wegen, er konnte Berufliches und Privates nicht trennen“, fauchte Monika. Uns fielen eher Wörter wie Machtmissbrauch und Sexismus ein, als wir über Döpfners gefeuerten Liebling diskutierten. Der Stammtisch fragte sich auch, wie wohl Springers spontaner Plan zur Verhütung ähnlicher Fälle enden würde – eine Meldepflicht für Beziehungen am Arbeitsplatz, vor allem die mit Konfliktpotenzial. Der Chef und die talentierte Volontärin, die Chefin und der tüchtige Praktikant, der unglaublich ehrgeizige Kollege und die total eifersüchtige Kollegin – da käme brisantes Klatschfutter zusammen.

Sandra giggelte: „Montags werden dann die Veränderungen vom Wochenenddienst abgefragt.“ Benny war wohl schon leicht angeschickert: „Wenn diese Schnapsidee kommt, werden wir dann endlich erfahren, ob der Mathias was mit Friede hat? Immerhin hat sie ihm einfach so eine Milliarde geschenkt.“

„Jetzt reichelt’s aber“, fuhr Harald dazwischen, „das ist doch alles zu intim und geschmacklos.“ Aber Benny ließ sich in seinem Forscherdrang nicht beirren: „Ja, wenn ich nur Propaganda-Assistent wäre, würde ich so etwas ja auch gar nicht hinterfragen. Aber als zweitbester Journalist im Lande kann ich natürlich auf Anstand und Würde nur wenig Rücksicht nehmen…“

Wir lachten lauthals. Springers Döpfner hatte seinen BILD-Chef höchstgelobt und die anderen Journalistinnen und Journalisten dagegen als Propaganda-Assistenten bezeichnet. „Aber das war doch nur seine Privatmeinung“, unterstützte Paula die Entschuldigung des Verleger-Präsidenten. „Und wer gibt schon irgendwas auf seine Privatmeinung?“ Nicht mal er steht doch dazu. Außerdem sei unklar, ob er wirklich alle beleidigte oder nur die bei ihm im Haus. „Seine Boulevardleute und Rechtsversifften hätte er dann allerdings Hassistenten nennen müssen.“

Schenkelklopfer. Leider verging unsere gute Laune wieder, als Frank erzählte, dass in Köln alle Fotografinnen und Fotografen von Stadt-Anzeiger und Express rausgeworfen werden sollen. „So ein Blödsinn“, schimpfte Iris, „und kurzsichtig: Die sind doch für die Zeitungsleser die Aushängeschilder und Ansprechpartner der Redaktionen.“

Frank winkte ab: „Ist den Gutsherren da aber egal. Sie wollen sparen. Angeblich damit die Zukunft der ohnehin fast kaputt gesparten Redaktionen schöner und besser wird.“ Wir fragten uns: für wen? „Überall nur einfallslose Manager“, stöhnte Hanna. Wir hatten diese Rausschmeißer für Rendite so satt. „Wir bräuchten Förderer statt Totengräber des Lokaljournalismus – jetzt reicht’s!“ Stimmt, auch ohne „el“./

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 6/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2021.