Die Deutsche Welle (DW) muss sich mit Antisemitismusvorwürfen auseinandersetzen. Mit der unabhängigen Prüfung der Anschuldigungen gegen einige Mitarbeitende der Arabisch-Redaktion beauftragte der Auslandssender die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und den Psychologen Ahmad Mansour. Ihr Mandat umfasse „die rückhaltlose Aufklärung der bekanntgewordenen Vorfälle, die Prüfung möglicher Versäumnisse innerhalb der Organisation sowie die Empfehlung von präventiven Maßnahmen für die Zukunft“, hieß es in einer Mitteilung der DW. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse werde die Geschäftsleitung dann unverzüglich Konsequenzen ziehen.
Die Süddeutsche Zeitung hatte Anfang Dezember berichtet, dass sich mehrere Mitarbeitende der DW im Netz in der Vergangenheit antiisraelisch oder antisemitisch geäußert hätten. Belegt wurde dies mit Zitaten aus Social-Media-Posts und Beiträgen, die in arabischen Medien erschienen waren. Die Vorwürfe betreffen Mitarbeitende der arabischen Redaktion sowie freie Mitarbeiter des Senders im Ausland. Die betroffenen Journalistinnen und Journalisten wurden nach Angaben der DW bereits freigestellt.
Wenige Tage nach dieser Entscheidung setzte die DW ihre Partnerschaft mit dem jordanischen Sender Roya TV aus – auch dies wegen antisemitischer Kommentare und Karikaturen in sozialen Medien. „Die DW distanziert sich mit Nachdruck von diesen Veröffentlichungen und bedauert ihre ursprüngliche Einschätzung, dass Roya TV ‚nicht israelfeindlich‘ sei“, teilte der Sender dazu mit. Die DW war die Partnerschaft mit Roya TV nach eigenen Angaben eingegangen, weil der Sender in seinem Programm unter anderem die Förderung der Medienkompetenz junger Menschen, die Gleichstellung von Frauen und die Rechte von Minderheiten in Jordanien thematisiere und stärke./
Eine Meldung aus JOURNAL 6/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2021.