TARIFE |

Ein Jahr voller Verhandlungen

Erster Warnstreik beim WDR
2. April 2024, red.

Alle streiken, jetzt auch die Journalistinnen und Journalisten: Für den 12. März hatten die Gewerkschaften beim WDR zu einem 24-stündigen Warnstreik aufgerufen, und mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen waren dabei – in Aachen, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln, Münster, Siegen und Wuppertal. Der Grund: In der zweiten Verhandlungsrunde der Entgelttarifverhandlungen am 11. März hatte der Sender erneut kein Angebot vorgelegt. Dabei lagen die Forderungen der Gewerkschaften zu diesem Zeitpunkt schon seit sechs Wochen auf dem Tisch. Stattdessen setzte die WDR-Geschäftsführung weiter auf Verzögerungstaktik.

WDR will Themen abwechselnd verhandeln

Seit Ende Januar laufen die Verhandlungen für einen neuen Gehalts- und Honorar-Tarifvertrag beim WDR. In der Auftaktrunde hat die Arbeitgeberseite ein Junktim formuliert: Ohne eine Einigung in den parallel stattfindenden langfristigen Gesprächen zu einem neuen Honorarrahmen werde es keine Erhöhung geben. Weil das Haus die beiden Verhandlungsstränge im Wechsel verhandeln möchte, sollen seiner Vorstellung nach Termine für lineare Erhöhungen nur alle acht Wochen stattfinden.

Vor dem Düsseldorfer Studio von WDR und ZDF ist ein Flatterband gespannt. Die Aufschrift: Journalismus ist mehr Wert! Deutscher Journalisten-Verband
Der erste Warnstreik in der aktuellen Verhandlungsrunde für den WDr fand im März statt. | Foto: privat

Nicht nur das sorgt für Ärger bei den Beschäftigten. Unmut rief auch die Aufforderung der Arbeitgeberseite hervor, die Gewerkschaften sollten doch selber mögliche Einsparpotenziale im WDR benennen. Ebenso die Aussage von WDR-Verhandlungsführerin Dr. Katrin Vernau: „Jeder Euro Tarifsteigerung bedeutet einen Euro Personalabbau.“

So ein Tonfall war im WDR bislang nicht üblich. Die Gewerkschaften DJV, ver.di und die Musik- und Orchestervereinigung unisono wiesen diesen Verhandlungsstil nachdrücklich als nicht zielführend zurück. Konstruktive Verhandlungen sehen anders aus.

Was die Mitglieder beim WDR erwarten, hatte der DJV-NRW im Januar abgefragt und auf dieser Basis entsprechende Forderungen formuliert. Neben einer besseren Vergütung wünschen sie sich unter anderem neue Arbeitszeitmodelle, weniger befristete Stellen, klare Perspektiven für Beschäftigte – gerade auch für die mit Zeitvertrag – sowie bessere Bestands- und Kündigungsschutzregelungen für Freie.

Die nächste Verhandlungsrunde im WDR findet am 9. April statt. Über den aktuellen Stand auf dem Laufenden bleiben kann man unter djv-nrw.de/wdr.

Deutschlandradio und Deutsche Welle

Der WDR hat nur den Auftakt bei den Verhandlungen gemacht, andere Medienhäuser folgen. Denn das laufende Jahr steht im Zeichen von Tarifverhandlungen. So laufen auch beim Deutschlandradio und bei der Deutschen Welle die Tarifverträge aus, allerdings etwas später als bei den ARD-Anstalten.

Einfache Abschlüsse sind weder bei den privaten noch bei den öffentlich-rechtlichen Medien zu erwarten. Überall verweisen Arbeitgeber auf den hohen Spardruck, unter dem sie stehen. Angesichts der Inflation und der Lohnzurückhaltung in früheren Jahren ist eine deutliche Erhöhung der Gehälter und Honorare für die Beschäftigten allerdings nach Überzeugung des DJV eine pure Notwendigkeit.

Beim Deutschlandradio steht neben der Anpassung von Gehältern und Honoraren auch die Gehaltsstruktur auf der Tagesordnung. Starten werden die Verhandlungen demnächst. Auch bei der Deutschen Welle bereitet der DJV mit der Betriebsgruppe die anstehende Tarifrunde vor und hat ermittelt, was den Kolleginnen und Kollegen – neben der Vergütungserhöhung – wichtig ist. Die Verhandlungen selbst werden in der zweiten Jahreshälfte Fahrt aufnehmen. Wenn es mehr zu berichten gibt, finden sich aktuelle Informationen wie immer unter djv-nrw.de/dlr beziehungsweise unter djv-nrw.de/dw.

Auch im Lokalfunk geht es los

Tarifverhandlungen stehen auch im Lokalfunk an: Für die Festangestellten hat der DJV-NRW bereits seine Forderungen übermittelt. Zudem wird er die Tarifgemeinschaft Lokalfunk (TGL) zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche Freie sowie über einen Inflationsausgleichsprämie für Freie auffordern. Das hatten zahlreiche Freie auf einer Online-Lokalfunk-Konferenz eingefordert.

Auch hier formuliert der DJV seine Forderungen in Abstimmung mit den Mitgliedern. Wenn es mehr zu berichten gibt, finden sich aktuelle Informationen unter djv-nrw.de/lokalfunk.

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im März 2024.