TARIFE |

Ja, Streiken wirkt!

Nach harten Tarifverhandlungen gab es mehrere Abschlüsse
22. April 2025, Corinna Blümel und Carmen Molitor
Ein Schild mit der Aufschrift "Streik Heute" und dem Logo des DJV-NRW hängt an einer Wand. Daneben schaut man durch ein Schafunser in einen Laden mit Theke.
Sei es mit Streik oder anderen Aktionen: Mit großem Engagement haben sich die Beschäftigten bei den Öffentlich-Rechtlichen und im Lokalfunk für höhere Gehälter und Honorare eingesetzt. | Foto: Carmen Molitor

Packen für die Streikversammlung – Kisten mit orangefarbenenn Jacken, T-Shirts und Schirmmützen. Trillerpfeifen und Vuvuzelas. Bauteile für Tische, Fahnen und Transparente, Protestschilder mit den Forderungen. Die leeren Streiklisten. Am Ort des Streiks auspacken und aufbauen, der eigenen Verhandlungskommission laut und bunt den Rücken stärken. Später das Ganze wieder abbauen und in Kisten verstauen, zurück mit allen Materialien nach Düsseldorf.

Das waren anstrengende Monate mit langen Verhandlungen und zahlreichen Streiks, aber es hat sich mehrfach gelohnt: Einen Haken konnten der DJV und die anderen Gewerkschaften bei der Deutschen Welle, beim Deutschlandradio und direkt zweimal beim WDR setzen. Überall gibt es mehr Geld für Feste und Freie (einige Details siehe unten). Beim NRW-Lokalfunk hat sich die Situation dagegen verhakt (siehe Kasten „Protest im Lokalfunk“). Und bei Tageszeitungen und Zeitschriften kommt die heiße Phase noch.

Hartes Ringen beim WDR

Insgesamt 16 Streiktage und endlose Verhandlungen brauchte es, um beim WDR einen neuen Entgelttarifvertrag zu erstreiten. In der Nacht zum 12. März meldete Volkmar Kah, Verhandlungsführer des DJV-NRW, nach einem Verhandlungsmarathon spät nachts in der Signal-Guppe: „Update aus Bocklemünd. 01:43 Uhr, wir haben einen Abschluss! Alles Weitere am Vormittag.“ Um 3 Uhr 18 kam dann doch schon die Tarif-Info als pdf.

Mehrere Leute halten fröhlich Streikschilder mit Aufschriften wie "Wir lassen uns nicht abhängen".
Beim WDR ging es nicht nur um eine höhere Vergütung für Feste und Freie, siondern zusätzlich um einen neuen Honorarrahmen. Das sorgte für zähe Verhandlungen. | Fot: privat

Danach steigen die Gehälter der Festangestellten um 4,86 Prozent rückwirkend zum 1. Januar 2025. Weitere 1,23 Prozent gibt es zum 1. Januar 2026. Die Honorare steigen zum 1. September 2025 um 4,96. Weitere 1,23 Prozent gibt es auch für sie zum 1. Januar 2026. Erstmals ist zudem festgelegt, dass die Erhöhung nicht nur für Mindest-, sondern auch für die Effektivhonorare gilt. Zudem gibt es für Feste und Freie zwei Einmalzahlungen im Gesamtvolumen von 4 200 Euro.

Die Gleichbehandlung der Freien beim Entgelt-Abschluss war ein besonderer Streitpunkt der hart umkämpften mehr als einjährigen Tarifrunde. Zudem hatte das Haus darauf bestanden, die Entgeltverhandlungen mit dem Ringen um einen neuen, zeitgemäßen Honorarrahmen für die Freien zu verknüpfen. Erst als hier der Durchbruch gelungen war, konnten die Verhandlungen zum Entgelttarifvertrag ins Ziel gehen.

Beide Tarifeinigungen zusammen verschaffen dem WDR nach Überzeugung des DJV-NRW eine gute Grundlage für die großen Herausforderungen, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk bewältigen muss.

DW und Deutschlandfunk

Bereits im Januar einigten sich die Tarifparteien bei der Deutschen Welle. Die Eckpunkte: Knapp 6 Prozent plus bei Gehältern und Honoraren, ein deutlich verbesserter Schutz für Freie und viele soziale Komponenten. Die Gehälter der Auszubildenden und Volontärinnen und Volontäre steigen überproportional um monatlich 170 Euro beziehungsweise 200 Euro.

Zu sehen ist eine Person von hinten. Sie träge eine orange Jacke mit der Aufschrift "Journalismus ist MEHR WERT!"
Um höhere Gehälter und Honorare ging es auch beim Deutschlandfunk und der Deutschen Welle. | Foto: privat

Als besonderen Erfolg wertet der DJV den verbesserten Schutz für arbeitnehmerähnliche Freie vor willkürlichen oder diskriminierenden Beendigungen ihrer Arbeitsverhältnisse, wie DJV-Verhandlungsführerin Hanna Möllers erklärte. Besonders im Hinblick auf den Bestandsschutz für arbeitnehmerähnliche Freie sei dies ein Meilenstein. Der Stellenabbau bei der DW im vergangenen Jahr habe vor Augen geführt, „wie schutzlos die Freien den Entscheidungen des Hauses ausgeliefert sind. Hier waren Nachbesserungen dringend erforderlich.“

Im Februar kam es beim Deutschlandradio (DLR) zum Abschluss. Hier gibt es rund 8 Prozent mehr für Feste und Freie. Für Volos, Trainees und Auszubildende erhöhen sich die Gehälter vorab um 70 Euro. Zudem erhalten alle Beschäftigten weitere Vergünstigungen wie einen Zuschuss zum Deutschlandticket und Unterstützung für gesundheitsfördernden Sport. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 33 Monaten.

Weiter geht‘s

Wenig Bewegung gibt es bisher bei den Tarifverhandlungen für Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriften. Hier fordert der DJV ein Plus von 9,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie die Erweiterung des Geltungsbereichs des Gehaltstarifvertrags auf die Onliner. Das Angebot der Verleger in der vierten Runde liegt weit darunter und ist noch längst nicht abschlussfähig.

Auch bei den Verhandlungen für den Flächentarif der Tageszeitungen sind schon drei unbefriedigende Verhandlungsrunden verstrichen. Im Vorfeld der vierten Runde am 20. März riefen die Gewerkschaften im März zum ersten Streik auf – unter anderem in Bayern (siehe auch Kasten „Verhandlungen mit dem BDZV“).

Wenn demnächst auch NRW-Verlage aufgerufen sind, heißt es in der Geschäftsstelle in der Düsseldorfer Humboldtstraße wie in den vergangenen Monaten: Packen für die Streikversammlung und vor Ort mit vielen motivierten Kolleginnen und Kollegen Druck aufbauen.||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/25, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2025.