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Lokalradios im Katastrophenfall: Warnkette und technische Infrastruktur verbessern

22. Oktober 2021, sax

Die Überschwemmungen im Juli haben gezeigt, dass bei der Information der Bevölkerung in Katastrophenlagen einiges zu verbessern ist. Zu spät oder gar nicht wurden Radios von den Krisenstäben der Städte und Gemeinden über drohendes Hochwasser informiert; einige Lokalradios in NRW mussten den Sendebetrieb nachts einstellen, weil der Strom ausfiel und die eigenen Notstromaggregate nicht lange liefen (siehe auch JOURNAL 4/21).

Dazu gehörte auch Radio Wuppertal, über dessen Einsatz vielfach berichtet wurde und das dafür Anfang September einen Deutschen Radio-Sonderpreis bekam. Chefredakteur Georg Rose nutzt die Aufmerksamkeit, um sich für konkrete Verbesserungen in der Krisenkommunikation mit Behörden und beim Sendebetrieb einzusetzen. Dazu hat er unter anderem einen Zehn-Punkte-Plan erstellt und mit Behörden und Ministerien gesprochen. Das zeigt erste Erfolge: Der Landtag NRW hat Anfang Oktober einen gemeinsamen Antrag von CDU und FDP mit mehreren Prüfaufträgen angenommen. Es geht unter anderem um die Unterstützung der Lokalradios für einen unterbrechungsfreien Betrieb und um das Einschalten von Feuerwehrleitstellen in das Programm der Lokalradios zur Warnung der Bevölkerung.

Die SPD vermisste im Antrag der Regierungskoalition konkrete Maßnahmen; deshalb hat sie einen eigenen eingebracht, der aber mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD abgelehnt wurde. Der SPD-Antrag beinhaltete Aspekte, die auch Rose wichtig sind. Dem Wuppertaler Chefredakteur geht der angenommene Beschluss nicht weit genug: So sei das Einschalten von Leitstellen bereits bei einem Drittel der Lokalsender möglich, die Feuerwehren nutzten diese Technik allerdings so gut wie nie.

Rose macht sich für eine technische Lösung stark, bei der Lokalfunk-Mitarbeitende sich übers Handy ins laufende Programm wählen können. Der Vorteil: So könnten Profis die Bevölkerung informieren, auch wenn sie selbst (zum Beispiel wegen überschwemmter Straßen) nicht in die Redaktionen kämen. „Das ist eine geniale Lösung und auch viel flexibler“, sagt Rose. Er plädiert zudem für eine öffentliche Förderung, um für die Lokalfunkstationen eine 24-Stunden-Stromversorgung zu gewährleisten. Dies erfordere eine sechsstellige Summe pro Sender, die diese nicht selbst aufbringen könnten.

Thorsten Kabitz, Chefredakteur von Radio RSG und Vorstandsmitglied im Verein der Chefredakteure (VdC), bestätigt, dass Behörden bei vielen Lokalsendern nachfragen, um den Katastrophenschutz zu verbessern. Der VdC spricht sich jedoch wie Rose dafür aus, zunächst die bestehende Warnkette zu optimieren und die technische Infrastruktur besser zu schützen. „Zur Ehrlichkeit gehört aber auch: Insbesondere in sehr kleinen Lokalsendern hilft das beste Notstromaggregat nichts, wenn das Personal fehlt, das im Krisenfall dann auch schnell genug reagieren kann“, weist Kabitz auf ein weiteres Problem hin.||

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 5/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Oktober 2021.