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Mach’s besser, Funke!

Zeitungszombies erinnern an Schließung der WR-Redaktionen
29. März 2023, Hannes Rudolph
Zombie-Besuch bekam die Zentrale der Funke Mediengruppe in Essen: Mit dem Protest erinnerte der DJV-NRW an die Schließung der Redaktionen der Westfälischen Rundschau 2013. | Foto: Arne Pöhnert
Zombie-Besuch bekam die Zentrale der Funke Mediengruppe in Essen: Mit dem Protest erinnerte der DJV-NRW an die Schließung der Redaktionen der Westfälischen Rundschau 2013. | Foto: Arne Pöhnert

Ende Januar 2013 war Schluss: Die Redaktionen der Westfälischen Rundschau (WR) wurden dichtgemacht. Am zehnten Jahrestag der Schließung haben ehemalige Redakteurinnen und Redakteure in Essen protestiert. Bei einer Mahnwache des DJV-NRW machten sie am 31. Januar vor der Funke-Zentrale auf die gravierenden Folgen der Einsparungen im Lokaljournalismus aufmerksam.

Aus den Fehlern lernen

Am 15. Januar 2013 verkündete die Geschäftsführung der damaligen WAZ Mediengruppe in einer Mitarbeiterversammlung die Schließung der WR-Redaktionen. Für 120 Festangestellte bedeutete das die Entlassung zum Monatsende, zudem waren 180 freie Journalistinnen und Journalisten betroffen. Das Unternehmen begründete die Entscheidung mit Verlusten in Höhe von 50 Millionen Euro in den vergangenen Jahren und mit stetig sinkenden Anzeigen- und Auflagezahlen. An einer vom DJV mitorganisierten Demonstration gegen die Schließungen beteiligten sich damals mehr als 500 Menschen. Die WR erscheint seitdem als redaktionsloser Zeitungstitel ohne eigene journalistische Inhalte.

Wie wenig sie vom Funke-Sparkurs und der WR als Zombiezeitung halten, machten die Protestierenden anlässlich des traurigen Jubiläums an der Verlagszentrale sichtbar: Als Zombies verkleidet posierten sie auf dem Jakob-Funke-Platz und schnitten eine Jubiläumstorte an, auf der mehrere Karikaturen von Karlheinz Stannies zum Thema abgebildet waren. Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, kritisierte die Funke-Geschäftsführung. Sie müsse endlich aus ihren eigenen Fehlern lernen und wieder mehr ins Lokale investieren. „Auf diese Art zu sparen zahlt sich am Ende nicht aus“, mahnte Kah.

Weitere Einschnitte geplant

Für besonderen Unmut bei den Protestierenden sorgte, dass Funke-Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker im vergangenen Jahr erklärt hatte, die Einsparungen im Lokaljournalismus seien ein Fehler gewesen. Bislang folgten auf diese Einsicht keine Taten. „Solange sie nichts tut, glaube ich ihr gar nichts“, zeigte sich ein Protestteilnehmer in Essen skeptisch. Zudem ist die Sorge groß, dass Funke aus der Tarifbindung aussteigt. Die Mediengruppe ist seit Jahresbeginn nicht mehr Mitglied im Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

Die Lokalradios und die Anzeigenblätter sind ebenfalls von Sparmaßnahmen betroffen. Bei den Wochenblättern entfielen zuletzt zum 1. Februar zehn Vollzeitstellen und mehr als 30 Mini- und Midijobstellen (siehe auch „Die Briefkästen bleiben leer„). Volkmar Kah forderte Funke auf, endlich in die lokalen Tageszeitungen, die Lokalradios und die Anzeigenblätter zu investieren. „Bekennen Sie sich zum Tarif und zu zukunftsfähigen Arbeitsbedingungen in den Lokalredaktionen“, forderte Kah in Essen.

Auch bei der Mahnwache gab es klare Forderungen an Funke. „Sie sollten wieder mindestens eine Lokalredaktion in Dortmund öffnen“, appellierte jemand in Richtung des gläsernen Gebäudes. Eine andere Protestierende wurde deutlicher: „Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Mitarbeitenden. Machen Sie es besser!“||

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/23, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2023.