JOURNALISTENTAG |

Print vs. Digital: Wie wichtig sind Digitalstrategien bei Zeitschriften?

Workshop des Fachausschuss Zeitschriften
18. Dezember 2023, Lima Fritsche

Eigentlich war Werner Hinzpeter eine Print-Nase. Er schrieb für den Stern, wechselte dann zu Stiftung Warentest und war hier als stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift test auch erst einmal für Print zuständig. Dann aber wuchsen Print- und Online-Redaktion ganz zu einer Themenredaktion zusammen, und Hinzpeter hatte auch test.de zu verantworten. „Ich bin wegen der Inhalte Journalist geworden, nicht um totes Holz zu bedienen“, sagt er im Talk „Print vs. Digital“ beim Journalistentag 2023 des DJV-NRW.

Der richtige Test zur richtigen Zeit

Online sei es wichtiger denn je, sich nach seinen Leserinnen und Lesern zu richten: Für Hinzpeter heißt das, den richtigen Test zur richtigen Zeit spielen zu können. Er muss Trends frühzeitig erkennen, damit im Winter rechtzeitig die Waren für den Sommer getestet werden können.

Werkstattgespräch Print vs. Digital mit Michael Bollschweiler, Werner Hinzpeter und Jan Gesthuizen. | Foto: Udo Geisler
Werkstattgespräch Print vs. Digital mit Michael Bollschweiler, Werner Hinzpeter und Jan Gesthuizen. | Foto: Udo Geisler

Auf test.de können Kunden entweder wie im Print ein Abo abschließen oder aber einzelne Tests kaufen. Hinzpeter zeigt sich nicht überrascht, dass besonders zweiteres bei den Leserinnen und Lesern gut ankommt. Aber er sagt auch: „Manchmal weiß ich nicht, warum Leser etwas wollen.“ So sei das gedruckte Jahresbuch mit allen Tests des Jahres nach wie vor sehr beliebt; seine Nachbarin frage ihn jedes Jahr, wann es endlich erscheine.

Um Menschen auf test.de zu locken, setzt Hinzpeter auf SEO (Suchmaschinenoptimierung) und Newsletter. Podcasts hingegen seien bei ihm schwierig, da es zwar amüsant sein könnte, beim Testen zuzuhören, aber niemand auf diesem Kanal die Ergebnisse eines Tests suchen würde. Da test.de von den Leserinnen und Lesern finanziert wird, könne die Redaktion mit Podcasts kein Geld verdienen.

Der Jüngst macht das Digitale

Was bei einem Medium nicht passt, passt bei einem anderen Medium umso besser. Jan Gesthuizen arbeitet beim Vincentz-Verlag, schreibt für Fachmedien, vor allem über industrielle Lackiertechnik. Wenn man ihn fragt, wie er zum Digital-Experten in seiner Redaktion geworden ist, sagt er, dass das ganz typisch abgelaufen sei: „Ich war der Jüngste in der Redaktion.“ In seinem Haus lässt sich mit Podcasts Geld verdienen, denn sie sind anzeigenfinanziert. Wenn sie ihre Zielgruppe erreichen, sei sie noch so nischig, folgen auch die Anzeigenkunden. Zudem stärken Podcasts wie Newsletter ihre Markenpräsenz.

Gesthuizen findet es wichtig, online nicht alles machen zu wollen, sondern zu schauen, wo man die eigene Zielgruppe am besten erreicht und sich darauf zu fokussieren – gerade als kleine Redaktion: „Man kann gerne ein bisschen herumprobieren, aber man muss rechtzeitig den Stecker ziehen.“||

Ein Beitrag in Ergänzung zu JOURNAL 4/23, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Dezember 2023.