TARIFE

Sechste Verhandlungsrunde bei der RRG

Dreitägiger Warnstreik im Vorfeld
15. Dezember 2017, CM/cbl

In die sechste Verhandlungsrunde für die Rheinische Redaktionsgemeinschaft (RRG) am 24. November in Leverkusen zogen die Gewerkschaften DJV-NRW und ver.di mit Selbstbewusstsein. Sie wussten und wissen ihre Belegschaft hinter sich. Das zeigte das Stimmungsbild in den Tagen direkt vor der Verhandlung, aber vor allem der dreitägige Warnstreik zehn Tage zuvor – vom 14. bis 16. November.

Wie bei den beiden zurückliegenden einzelnen Streiktagen blieben an den drei Novembertagen viele Schreibtische unbesetzt. Nur etwa ein Viertel der Beschäftigten war zur Arbeit erschienen. So hinterließ der Ausstand bei den Außenredaktionen von Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischer Rundschau denn auch Spuren in den Ausgaben. Viele Leser im Kölner Umland mussten auf aktuelle lokale Beiträge verzichten und bekamen stattdessen regionale und landesweite Themen serviert.

Seit einem Jahr verhandeln die Beschäftigten der gemeinsamen Tochter von DuMont Mediengruppe und Heinen-Verlag über einen Anerkennungstarifvertrag. Sie wollen eine faire und transparente Vergütung für alle Beschäftigten. Noch sind die Unterschiede immens: Da sind die Redakteurinnen und Redakteure mit den Altverträgen, da sind ehemalige Pauschalisten, deren Redakteursverträge deutlich schlechtere Konditionen bieten, und da sind die Sekretärinnen, die auf angemessene Vergütung pochen. Ihr gemeinsamer Kampf gilt nicht nur den jetzigen Mitarbeitern, sondern gerade auch den Kolleginnen und Kollegen, die nach ihnen kommen.

Flächentarif als Vorteil

Ein Gedanke, mit dem der Arbeitgeber erkennbar nicht gerechnet hat. Genauso wenig wie mit der Kampfbereitschaft der Belegschaft. Langsam beginnt es der RRG-Spitze zu dämmern, dass der Flächentarif auch Vorteile bietet. Weil dann nicht kräftezehrend und konfliktträchtig im eigenen Haus verhandelt wird, sondern auf Bundesebene zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverband. Die wirtschaftliche Lage der Branche wird auch dort berücksichtigt.

Auf diese Vorteile hat die Verhandlungskommission der Gewerkschaften bei der sechsten Verhandlungsrunde am 24. November zum wiederholten Mal hingewiesen. Die RRG-Geschäftsführung hatte noch mal ihre Position bekräftigt, die sie in den zurückliegenden Verhandlungsrunden sowie bei mehreren Betriebsversammlungen und Redaktionsbesuchen ausführlich dargestellt hatte: Eine Anerkennung der Flächentarifverträge überfordere die beiden Mutterhäuser finanziell.

Das rechnet sich

Dabei hatten die Gewerkschaftsvertreter schon zur fünften Verhandlungsrunde eine Berechnung vorgelegt, wonach die Wiedereinführung der Flächentarifverträge in der RRG eben nicht zu steigenden Personalkosten führen werde. Vielmehr würden diese in den kommenden zehn Jahren spürbar sinken, wenn viele ältere Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gingen und durch junge Nachwuchskräfte mit niedrigeren Tarifgehältern ersetzt würden.

Tatsächlich bestätigte die Geschäftsführung diese Prognose im Grundsatz. Sie stufen die sinkenden Personalkosten aber als nicht ausreichend ein. Der Grund: Das Ziel der „Kostenersparnis von ca. 4 Millionen Euro jährlich“, das DuMont Mediengruppe und Heinen-Verlag im März 2014 ausgerufen hatten, sei noch nicht vollständig erreicht.

Dabei tragen die rund 100 RRG- Beschäftigten mit ihrer engagierten Arbeit und mit Einsparungen von etwa drei Millionen Euro jährlich schon jetzt überproportional zum wirtschaftlichen Erfolg der Mutterhäuser bei. Darauf hat Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, verwiesen. Er dankte für die hohe Beteiligung am dreitägigen Warnstreik: „Das ist ein machtvolles Signal an den Arbeitgeber, das er nicht ignorieren kann!“ Erneut hätten die Beschäftigten sehr deutlich gemacht, dass sie einen Tarifvertrag wollen, erklärte Kah. „Es kann nicht sein, dass sie zahlen müssen, weil der Arbeitgeber kein funktionierendes Geschäftsmodell findet.“

In ihrem Kampf um die Rückkehr in den Tarifvertrag bekommt die Belegschaft zunehmend Unterstützung und Zuspruch aus anderen Teilen Deutschlands. Von der Hamburger Morgenpost, die ebenfalls zum DuMont-Verlag gehört, schickte zum Beispiel Betriebsrat Holger Artus eine Vidoeobotschaft: „Es ist klasse zu sehen, dass es sich lohnt, für Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Und ich freue mich, dass es Euch gibt.“ Die Kolleginnen und Kollegen der Ostseezeitung schrieben: „Wie Ihr sind wir davon überzeugt, dass Geschäftsmodelle zum Scheitern verurteilt sind, die mit eindimensionaler Sparpolitik die Grundlagen von Journalismus und Mediendienstleistungen zerstören.“
Die nächste Runde haben die Verhandlungspartner für den 10. Januar vereinbart.