LOKALFUNK |

Berichterstattung mit Wirkung

Audiopreis 2023 in Düsseldorf verliehen
28. September 2023, Sascha Fobbe
Preisträger Tobias Fenneker von Radio Hochstift bei der Verleihung der Audiopreise durch die LfM. | Foto: LfM
Preisträger Tobias Fenneker von Radio Hochstift bei der Verleihung der Audiopreise durch die LfM. | Foto: LfM

„Unabhängige und vielfältige Medien sind für den Erhalt der Demokratie unverzichtbar“, mit diesen Worten begrüßte der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), Dr. Tobias Schmid, mehr als 200 Gäste zur Verleihung des Audiopreises 2023 am 22. September im Düsseldorfer Hyatt Regency. An diesem Abend sollten die aktuellen Herausforderungen im Audiomarkt NRW nicht zur Sprache kommen, sondern die herausragenden Leistungen der Journalistinnen und Journalisten gefeiert werden. Auch Medienminister Nathanael Liminski betonte, wie wichtig die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen und ihre Einordnung zur Sicherung der Demokratie ist.

In zehn Kategorien – acht redaktionelle und zwei im Werbebereich – wurden Preisträger und Preisträgerinnen gewürdigt, zudem ein Sonderpreis verliehen. Zwei Kollegen räumten gleich doppelt ab: Tobias Fenneker von Radio Hochstift und Eric Sommer von Radio Bonn/Rhein-Sieg konnten jeweils zwei Trophäen mitnehmen.

Gezielter Hinweis dank vorheriger Auszeichnung

Fenneker gewann nach 2022 zum zweiten Mal den vom DJV-NRW gestifteten Preis in der Kategorie „Recherche“. Thema der ausgezeichneten Recherche war der Traktor- und Mähdrescherhersteller Claas aus Harsewinkel, ein Big Player auf seinem Gebiet. Der Vorwurf: die mögliche Umgehung von EU-Sanktionen im Ukraine-Krieg. Ein Hinweisgeber aus dem Claas-Werk in Paderborn hatte sich an Fenneker gewendet. „Der Mann hatte Vertrauen zu mir, weil ich vergangenes Jahr den Recherchepreis der LfM gewonnen habe“, erklärte Fenneker bei der Preisverleihung in Düsseldorf (siehe auch diese Meldung). Radio Hochstift wandte sich an die ZEIT, um mit einer Kooperation dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu geben. „Ohne uns als lokales Medium vor Ort wäre aber auch die ZEIT bei den Recherchen nicht weitergekommen“, betonte Fenneker. Die Berichterstattung zeigte Wirkung: Andere Medien griffen die Vorwürfe auf, bei Claas wurde ein internes Compliance-Verfahren aufgesetzt, und eine EU-Parlamentarierin stellte eine dringende Anfrage an die EU-Kommission.

„Hier zeigt sich, dass die Berichterstattung eines Lokalradios Folgen haben kann, die über das eigene Sendegebiet hinausgehen. Das geht aber nur, wenn eine Redaktion dafür auch genügend Beschäftigte und zeitliche Spielräume hat“, betont Volkmar Kah, Geschäftsführer des DJV-NRW, die Bedeutung ausreichend ausgestatteter Redaktionen vor Ort. „Dann können die Lokalradios in NRW qualitativ auch mit Medien wie der ZEIT mithalten.“

„Die Auszeichnung mit dem Audiopreis ist auch ein Zeichen an kleinere Redaktionen: Recherche ist extrem wichtig, einzigartige Inhalte sind wichtig, Mut ist wichtig – macht weiter so bei Radio Hochstift!“, urteilte die Jury, zu der auch zwei Landesvorstandsmitglieder des DJV-NRW gehören: die Landesvorsitzende Andrea Hansen und Schriftführerin Andrea Donat, Chefredakteurin von Radio Bochum.

Preiswürdige Aktion zum Thema Depression

Zudem wurde Fenneker zusammen mit seiner Kollegin Sinah Jakobsmeyer für den Themenschwerpunkt „Wir haben Depressionen” mit dem Sozialpreis ausgezeichnet. Betroffene, Angehörige und Experten kamen an zwei Thementagen und in einer Sondersendung zu Wort. Radio Hochstift rückte so ein Tabuthema in den Mittelpunkt und bekam viele Rückmeldungen dafür, z. B. gründeten sich einige Selbsthilfegruppen. Dafür hatten Jakobsmeyer und Fenneker Anfang September bereits den Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Beste Programmaktion“ gewonnen.

Die Preisträgerinnen und Preisträger bei der Verleihung der Audiopreise durch die LfM. | Foto: LfM
Die Preisträgerinnen und Preisträger bei der Verleihung der Audiopreise durch die LfM. | Foto: LfM

Unterhaltung mit Hintersinn

Zwei Preise konnte auch Eric Sommer von Radio Bonn/Rhein-Sieg mit nach Hause nehmen: Er erhielt den erstmals vergebenen „Nachwuchspreis” und wurde gemeinsam mit Nico Jansen und Chefredakteur Volker Groß in der Kategorie „Unterhaltung” ausgezeichnet.

Das Team hatte als Aprilscherz wesentliche Inhalte hinter einer Paywall verschwinden lassen. Dafür wurden einen Tag lang ohne Rücksicht Nachrichten, Beiträge und sogar Top-Titel werden mit Verweis auf „Radio Bonn/Rhein-Sieg Plus – das Premiummodell für 4,99 € im Monat“ radikal abgebrochen. Mit der Aktion wollte die Redaktion nicht nur die Hörerinnen und Hörer in den April schicken, sondern zugleich zeigen, dass guter Journalismus bezahlt werden muss.||

Die weiteren Preisträger und Preisträgerinnen
* Ralf Schaepe von Radio Hagen in der Kategorie „Vor Ort” für die sechsminütige Livereportage der Sprengung der Rahmedetalbrücke auf der A 45.
* Der Preis der evangelischen Kirchen und der katholischen Kirche geht an Simone Niewerth von Radio Lippewelle Hamm für „Die Hopi-Kids – eine Trauergruppe speziell für Kinder im christlichen Hospiz in Hamm”.
* Für die Folge „Der Straßenbauarbeiter” aus einer Reihe zum Thema Klimawandel konnte Nina Tenhaef von Radio NRW in der Kategorie „Information und Wissen” überzeugen.
* In der Kategorie „Moderation” wurde Sina Kuipers von Radio WMW für ihre unterhaltsamen und sympathischen Moderationen ausgezeichnet, in denen sie auch aus ihrem Leben berichtet.
* Im Bereich Werbung erhielt Jochen Sander den Preis in der Kategorie „Einzelspot”. In der Kategorie „Kampagne” wurde Helene Pawlitzki für die Native Ads „Sprachen lernen mit Babbel” im Rheinpegel-Podcast der Rheinischen Post ausgezeichnet.
* Mit einem Sonderpreis in der Kategorie „Nachwuchs” zeichnete die Jury Lucile Gagnière aus. Sie hatte einen fünfteiligen Podcast über Jeanne d’Arc für RTL+ erstellt. Ihr Beitrag war der einzige in den redaktionellen Kategorien, der nicht in einem Lokalradio oder bei radio NRW gelaufen war. Seit 2020 können sich auch Audioanbieter außerhalb des Lokalradio-Systems für den Audiopreis bewerben.
Die Preise in der Kategorie „Nachwuchs” wurden erstmals vergeben, dafür wurde die Kategorie „Respektvoller Umgang im Netz” gestrichen.