EDITORIAL |

Jammern hilft nicht!

2. April 2024, Andrea Hansen
Andrea Hansen, Vorsitzende des DJV-NRW. | Foto: Uwe Voelkner / Fotoagentur FOX
Andrea Hansen, Vorsitzende des DJV-NRW. | Foto: Uwe Voelkner / Fotoagentur FOX

Früher war nicht alles besser, aber vieles einfacher. Es gab mindestens zwei Tageszeitungen pro Ort, die sich in professioneller Konkurrenz gegenseitig zu besserer Arbeit anstachelten, Fernsehnachrichten genossen das höchste Vertrauen, und im Radio wurde nicht gleich umgeschaltet, wenn eine Information und kein Call-in oder Gewinnspiel um die Ecke kam. Doch es ist ja, wie es ist – Jammern hilft nicht.

Auch nicht darüber, dass geringer gebildete junge Leute mit „den Medien“ laut Hans-Bredow-Institut wenig anfangen können. Sie vertrauen eher YouTube-Hosts wie Rezo. Dass der häufig in seinen Beiträgen sehr intensiv auf Informationen aus „den Medien“ zurückgreift, spielt dabei keine Rolle. Man kann sich als Journalistin oder Journalist darüber ärgern oder wundern – aber es hilft nichts, man muss damit umgehen.

Nur wie? Und wenn am Vertrauen in und Vorhandensein von Journalismus auch die Zukunft der Demokratie hängt: Wer ist zuständig? Ich habe 1989 Abitur gemacht und schon damals hörte ich, es müsse mehr in Sachen Medienkompetenz getan werden. Mittlerweile sind die Kinder, mit deren Eltern ich um die Jahrtausendwende darüber gestritten habe, dass man nicht weniger Ahnung von den damals sogenannten „neuen Medien“ haben darf als seine Kinder, selber Eltern. Und siehe da: Die Klagen sind dieselben geblieben. Immer bewegen sich die Jungen in Welten, die für die Älteren fremd sind.

Wenn das aber immer gleich bleibt, dann ist umso unverständlicher, dass die Frage, wer sich wo um Medienkompetenz kümmert, immer noch unzureichend beantwortet ist. Es gibt Projekte und Aktionen, den Ruf nach Medienkompetenz als Schulfach, aber ein strukturelles Bemühen darum, endlich alle auf den neuesten Stand zu bringen, gibt es nicht. Und jetzt steht da schon das nächste Technologiethema ins Haus – KI als Megatrend. Stöhn, um’s mal mit Donald Duck zu sagen.

Journalistinnen und Journalisten gehen freiwillig in Schulen, um was zu tun. Das ist prima, aber dabei darf es nicht bleiben. Wenn selbst professionelle Kommunikatoren von Parteien auf TikTok den Anschluss verlieren, ist es wirklich höchste Eisenbahn, endlich mal Ernst zu machen mit der Medienbildung.

Journalistinnen und Journalisten können da noch mehr helfen, aber bitte nicht nur individuell und ehrenamtlich in Projekten, sondern professionell eingebunden und auch so bezahlt. Ob in Schulen, Medienhäusern oder anderen Kontexten – damit Medien als Geschäftsmodell und Berufsfeld weiter funktionieren können, muss der Nutzen von Journalismus wieder mehr Menschen klar werden. Dass Wissen Macht ist, ist in Vergessenheit geraten. Wie Medienmachende mit ihren Informationen zu allen Zielgruppen durchdringen, ist dann noch eine andere Frage – eventuell für eins der nächsten Editorials!

Moin, sagt Eure Andrea.

 

Ein Beitrag aus JOURNAL 1/24, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im März 2024.