Was die Tageschau um 20:15 Uhr für viele Menschen ist – ein zuverlässiger Anker für Nachrichten –, das bietet das RTL-Nachtjournal für Nachteulen. Durchschnittlich rund 1,2 Millionen Zuschauer schalten werktäglich um Mitternacht ein, um sich über den zurückliegenden Tag zu informieren und ihn einordnen zu lassen. Damit ist das Nachtjournal das erfolgreichste Nachrichtenmagazin zu so später Stunde.
Der Startschuss fiel vor 25 Jahren, am 3. Januar 1994. Anchorman war der ehemalige Stern-Chefredakteur Heiner Bremer, der dem Nachtjournal schnell gute Reputation verschaffte. Das war wichtig, weil viele Menschen mit dem Privatsender immer noch eher Unterhaltung als Newskompetenz verbanden, obwohl das Nachrichtenmagazin RTL aktuell um 19:45 Uhr längst etabliert und erfolgreich war.
Ein nächtliches Nachrichtenmagazin im deutschen Fernsehen war damals ein Novum. RTL war mit dieser Idee so erfolgreich, dass die Öffentlich-Rechtlichen bald nachzogen. Das ZDF schickte heute nacht im Oktober 1994 auf Sendung (das Format wurde im Mai 2015 durch das „junge“ Nachrichtenmagazin heute+ abgelöst). Das Erste startete sein Nachtmagazin im März 1995. Bis heute verzichten ARD und ZDF auf eine feste Sendezeit für ihre nächtlichen Nachrichten.
RTL hat sich dagegen auf Mitternacht festgelegt, auch wenn sich die Anfangszeit nach Livesendungen schon mal etwas verschiebt. Zielgruppe des Magazins sind Menschen, die vorher ausgegangen sind oder lange gearbeitet haben.
Schon bei der Konzeption des Nachtjournals war klar: Wer so spät einschaltet, sucht Hintergründe zum Wichtigsten des Tages. Das ist bis heute die Maxime, erklärte Ilka Eßmüller, seit Anfang 2008 Hauptmoderatorin des RTL Nachtjournals, in einem Interview: Es sei davon auszugehen, dass die meisten Zuschauer „schon grob informiert sind über das Geschehen des Tages. Unsere Aufgabe ist es deshalb, mehr als die reine Nachricht zu vermelden, den Themen also einen Extra-Dreh zu geben, sie zu vertiefen, einzuordnen, zuzuspitzen und gelegentlich auch zu kommentieren. Bei all dem haben wir das Plus, dass wir frecher, pointierter und hier und da auch mal ironischer sein dürfen.“
Live-Schalten oder -interviews gibt es nur bei außergewöhnlichen Lagen. Ansonsten handhabt es die Redaktion des RTL Nachtjournals so wie die Kolleginnen und Kollegen der anderen nächtlichen Nachrichtensendungen: Gespräche werden im Laufe des Abends aufgezeichnet und nachts mit dem entsprechenden Hinweis ausgestrahlt. Neben nationaler und internationaler Politik, Wirtschaft und Sport gehören bei RTL auch Servicethemen ins Programm. Und schmunzelnde Rausschmeißer, wie Ilka Eßmüller erklärt: „Wir wollen unsere Zuschauer ja nicht mit einer Weltuntergangsstimmung ins Bett verabschieden.“
Eine Meldung aus JOURNAL 1/19 – dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Februar 2019.