Der Westfälische Anzeiger hat seine Lokalredaktion Werne/Herbern geschlossen und bezieht seine lokalen Inhalte seit Mitte April vom örtlichen Konkurrenten, den Dortmunder Ruhr Nachrichten. Kündigungen waren mit der Schließung der Lokalredaktion nicht verbunden. Die Redakteurinnen und Redakteure des Westfälischen Anzeigers wurden auf andere Standorte verteilt, einige haben sich auch in den Ruhestand verabschiedet.
Der DJV-NRW kritisierte, dass der zur Ippen-Gruppe gehörige Verlag des Westfälischen Anzeigers keine Lösung gefunden habe, um in Werne eine zweite Lokalredaktion zu erhalten. „Das ist erneut ein Verlust von Medienvielfalt in Nordrhein-Westfalen. Wieder fällt einem Verlag nichts anderes ein, als Inhalte zuzukaufen und Stellen zu streichen“, sagte Frank Stach, Landesvorsitzender des DJV-NRW. Werne trifft es innerhalb eines Jahres schon zum zweiten Mal: Bereits 2019 war hier die Wochenzeitung Werne am Sonntag eingestellt worden.
Weniger Vielfalt gibt es auch in Köln: Verleger Helmut Heinen informierte die Belegschaft der Kölnischen Rundschau (KR) im Mai, dass die Berichterstattung für die Stadtteilseiten ab Juni vom Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) kommt. Darüber hinaus seien auch Übernahmen etwa im Lokalsport möglich.
Drei Redakteurinnen und Redakteure aus der aufgelösten Stadtteilredaktion wurden in die KR-Lokalredaktion versetzt. Drei befristete Stellen hat der Heinen-Verlag auslaufen lassen. Den Freien stellte der Verlag Gespräche in Aussicht, allerdings ist absehbar, dass ihr Auftragsvolumen sinkt. Für die Redaktion ein Verlust, denn gerade in den Stadtteilen sind Freie üblicherweise gut vernetzt und finden Geschichten, über die die Redaktion sonst später oder gar nicht berichten würde.
Heinen zufolge sollen die Sparmaßnahmen den Raum schaffen, um sich verstärkt den Themen zu widmen, bei denen sich die Rundschau profilieren könne. Dafür bleiben der Redaktion im Wesentlichen der Kölner Lokalteil und geringe Teile des Mantels. Im Umland Kölns wurden die Lokalredaktionen von KStA und KR schon 2014 in der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft zusammengeführt. Den Mantelteil lässt die Kölnische Rundschau seit 2010 vom Bonner General-Anzeiger produzieren, der wiederum seit 2018 von der Rheinischen Post übernommen wurde und entsprechend Inhalte von dort geliefert bekommt.
Die zahlreichen Deals zwischen den NRW-Zeitungshäusern und den damit verbundenen Abbau von redaktionellen Arbeitsplätzen gerade auch im Lokalen beobachtet der DJV-Landesverband schon seit Jahren mit Sorge (siehe auch Meldung „Siegerlandkurier nach Verkauf eingestellt“). Ein wachsender Teil der Zeitungen in NRW besteht komplett oder teilweise aus zugekauften Inhalten. Dabei teilen die Medienhäuser schleichend die Gebiete untereinander auf.||
Eine Meldung aus JOURNAL 3/20, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im Juni 2020.