„Die Volos gehören ins Büro“, das ist das Credo von Benjamin Piel. Der Chefredakteur der Mindener Tageblattes hätte es problematisch gefunden, wenn der Nachwuchs während der Lockdowns allein zu Hause und ohne stetige Anleitung gewesen wäre. Deshalb hat er sich während der gesamten Coronazeit dafür eingesetzt, dass die drei Volontäre gut begleitet und betreut wurden und nicht ins Homeoffice mussten.
Ein wenig anders hält es da Martin Krigar vom Westfälischen Anzeiger in Hamm. Er versucht, die meisten der Volos zwar auch im Haus zu haben und gleicht den Mangel an Präsenz durch eine intensive Betreuung des Nachwuchses aus. Aber die Anwesenheit wird flexibel gehandhabt. Allerdings gibt es doch auch deutliche Lücken: In Hamm wurden sonst neben den überbetrieblichen Volokursen auch monatliche und quartalsmäßige Treffen abgehalten, an denen alle derzeit 15 Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten zusammenkamen. Das fällt jetzt seit einem Jahr aus, auch externe Referenten waren nicht mehr wie sonst üblich zu Schulungen im Haus. Das sonst inhaltlich ausgefeilte Voloprogramm schwächelt dort also. Doch neben allen Herausforderungen sieht Krigar auch einen Gewinn für die Volos: „Bestimmte Arbeitsweisen und Themen, die es vorher nicht gab, lassen sich besonders jetzt durch die Coronazwänge lernen.“
„Es ist bitter, das Redaktionsleben gar nicht richtig kennenzulernen“, beurteilt Anja Clemens- Smicek die Lage für die zehn Volos des Aachener Medienhauses. Um das auszugleichen, sind alle jungen Journalistinnen und Journalisten regelmäßig in der Redaktion. Die turnusgemäßen Redaktionswechsel jedoch wurden ausgesetzt, „wir haben sie lange an ihren Standorten gelassen“, erklärt sie. Diese Kontinuität sollte in der Ausbildungsphase helfen. Zudem gibt es auch noch monatliche Volotreffen in Aachen – nun per Videokonferenz. Was fehlt und nicht ersetzt werden könne, sei der soziale Faktor. Immerhin mangele es nicht am Nachwuchs, gute Bewerbungen gebe es weiterhin. Ein Thema, bei dem Benjamin Piel aus Minden Sorgen hat. „Der Nachwuchsmangel macht mir Sorgen“, beschreibt er, dass ihm die regelmäßigen Praktikantinnen und Praktikanten fehlen. Gerade bei ihnen habe es immer eine große Chance gegeben, „den Funken der Begeisterung für den Beruf überschlagen zu lassen“. Denn aus Erfahrung sieht er das Hereinschnuppern in die Redaktion als den „Königsweg zum Volontariat“. Ein Studienpraktikum aus dem Homeoffice heraus fand zwar beim Mindener Tageblatt statt, irgendwie habe das funktioniert. „Aber optimal war das nicht“, fehlt Piel dort besonders die Anregung und der Austausch mit dem Nachwuchs./
Ein Beitrag aus JOURNAL 2/21, dem Medien- und Mitgliedermagazin des DJV-NRW, erschienen im April 2021.