MEDIENSZENE

Bewegung im privaten NRW-Radiomarkt

30. Juli 2025, vok

Im Privatradio-Markt in NRW rumort es. Dabei scheint alles mit allem zusammenzuhängen – das Aus für den DAB-Anbieter Antenne NRW, der Einstieg von Big FM bei NRW 1 als landesweitem UKW-Angebot, ein Gesellschafterstreit bei Radio NRW – selbst Anteilseigner bei NRW 1 und Rahmenprogramm für den Lokalfunk. Hinzu kommt der Ausstieg von RTL bei Radio NRW und eine Entscheidung der LfM zur Zukunft von Radio Ennepe-Ruhr.

Beginnen wir mit den guten Nachrichten: Die Medienkommission der LfM hat in ihrer jüngsten Sitzung die Lizenz für Radio Ennepe-Ruhr rückwirkend und bis zum 23. August 2026 verlängert. Dem Lokalfunksender war es aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, einen in der Lizenz vorgeschriebenen Ausbau der Redaktion sicherzustellen. Damit drohte das Aus zum 1. Juli 2025. Die Entscheidung der Medienkommission gibt den Senderverantwortlichen ein Jahr mehr, um an einer Lösung zu arbeiten. Radio Ennepe-Ruhr sendet in enger Kooperation mit Radio Wuppertal.

Bereits Anfang Juni wurde bekannt, dass Antenne NRW Arbeitsplätze abbaut. Kurz darauf kam die Meldung, dass Konzernmutter Antenne Bayern sich von diesem NRW-Ableger trennt. Zum 1. Juli 2025 hat die Radio Group die Marke erworben. Zu dem Unternehmen mit Sitz in Frankfurt gehören bisher 17 Stadtradios, darunter als größtes Radio Frankfurt, sowie Radio Holiday, in vielen Bundesländern über DAB+ zu empfangen. Der DJV-NRW hatte allen gekündigten Mitgliedern in den betroffenen Redaktionen rechtliche Beratung angeboten und den Verlust von journalistischen Arbeitsplätzen deutlich kritisiert.

Antenne NRW war seinerzeit mit der Hoffnung an den Start gegangen, neben DAB+ auch ein eigenes UKW-Programm anbieten zu können, musste diese Lizenz (NRW 1) dann aber gemeinsam mit anderen als Gemeinschaftsunternehmen, der NRW Audio GmbH, betreiben.

Dass es nun auch bei eben jenem UKW-Angebot NRW 1 zu erheblichen Einschnitten kommt, passt ins Bild. Auf Antrag der Mehrheitsgesellschafter hat die LfM Mitte Juli einer Namensänderung und Neuausrichtung die Unbedenklichkeit bestätigt: NRW 1 sendet ab Juli 2025 unter dem Namen bigFM NRW in Kooperation mit der Audiotainment Südwest GmbH (ATSW). Programmzulieferung und Vermarktung soll dabei die ATSW übernehmen. Eine Entscheidung, die hinter den Kulissen für Streit sorgt. Der mit einer Sperrminorität ausgestattete Gesellschafter Radio NRW hatte sich gegen diese Lösung ausgesprochen und ein eigenes Modell vorgestellt. Dem waren die anderen Gesellschafter, darunter die Antenne- Bayern-Tochter Antenne NRW, nicht gefolgt. Hintergrund für den Widerstand von Radio NRW sind Befürchtungen der Lokalfunkanbieter, dass – trotz weiter garantierter Abführungen der NRW Audio GmbH – mit Big FM ein zu großer Konkurrent den NRW-Werbemarkt aufmischt.

Und eben jene Lokalfunk-Stakeholder spielen seit kurzem bei Radio NRW eine noch größere Rolle: Beim Rahmenprogramm-Anbieter und Vermarktungsdienstleister der NRW-Lokalradios steigt die RTL Radio Deutschland GmbH aus, die zuletzt 16,1 Prozent der Anteile hielt. Alleinige Gesellschafterin bleibt damit die Radioholding Pressefunk NRW GmbH & Co KG, an der mehrheitlich die NRW-Tageszeitungsverlage beteiligt sind. Der Verkauf steht noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Landesanstalt für Medien NRW./